Bundesheer: Der Bericht der SoKo „Aktive Luftraumüberwachung“
Wien (APA) - Die von Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SPÖ) eingesetzte Sonderkommission „Aktive Luftraumüberwachung“ legt in ihrem...
Wien (APA) - Die von Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SPÖ) eingesetzte Sonderkommission „Aktive Luftraumüberwachung“ legt in ihrem Bericht die Stilllegung der umstrittenen Eurofighter nahe: Die Heeres-Experten empfehlen, „den österreichischen Eurofighter Typhoon der Tranche 1 in seinem aktuell beschränkten Ausrüstungsstand, wie er derzeit genutzt wird, nicht weiter zu betreiben“.
Aufgabe der 26-köpfigen Kommission mit Experten der Luftstreitkräfte und des Ministeriums war es, bis Ende Juni dem Generalstab einen Bericht über die aktive Luftraumüberwachung und mögliche Alternativen zum derzeitigen System vorzulegen. Dazu hat man auch Gespräche mit Regierungen, Luftstreitkräften und Herstellern geführt. Geprüft wurde nach militärischer Effektivität und wirtschaftlicher Effizienz, heißt es in dem Papier.
Derzeit sei die Luftraumüberwachung - 60 Prozent übernimmt der Überschall-Flieger Eurofighter, 40 Prozent die Saab 105 (die seit 1970 im Einsatz sind) - „nur in eingeschränktem Umfang in der Lage, das aktuelle und künftige Aufgabenspektrum im erforderlichen Ausmaß abzudecken“.
Die Kommission empfiehlt demnach, dass die aktive Luftraumüberwachung zu hundert Prozent durch überschall-schnelle Abfangjäger abgedeckt werden soll, da nur so alle angenommenen Bedrohungsszenarios bewältigt werden könnten. Zudem soll eine „uneingeschränkte Einsatzfähigkeit bei Tag und Nacht“ (also auch schlechter Sicht) hergestellt werden. Für den Fall, dass Kampfflugzeuge unbefugt in österreichischen Luftraum eindringen und sich „nicht kooperativ“ verhalten, brauche es ein „zeitgemäßes Selbstschutzsystem und Allwetterlenkwaffen“.
Umgesetzt werden sollten diese Anforderungen nach Ansicht der Kommission durch „eine einzige bewaffnete Abfangjägerflotte mit 15 Einsitzern und 3 Doppelsitzern an zwei Standorten“, also wie gehabt Zeltweg und Hörsching. Konkret nennt der Bericht zwei Möglichkeiten: Einerseits eine entsprechende Nachrüstung der vorhandenen 15 einsitzigen Eurofighter Typhoon der Tranche 1 und die Beschaffung von drei zusätzlichen gebrauchten Eurofighter-Doppelsitzern. Oder andererseits die „Beschaffung einer leistungsfähigen alternativen Abfangjägerflotte mit 15 Einsitzern und 3 Doppelsitzern auf Basis eines Regierungsgeschäfts (Government to Government) unter möglichst rascher Ausphasung der Eurofighter Typhoon Tranche 1-Flotte“. Zudem brauche es modernere Simulationssysteme - das würde die teuren Flugstunden reduzieren.
Insgesamt empfiehlt die Kommission, den Eurofighter, wie er derzeit genutzt wird, stillzulegen und auf die bisher geplante Beschaffung von „Advanced Jet Trainern“ (ein bewaffnetes Hochleistungs-Trainingsflugzeug im hohen Unterschallbereich, Anm.) als Nachfolge für die veralteten Saab 105 zu verzichten.
Der Umstieg auf einen alternativen Flieger zum Eurofighter (statt Aufrüstung und Ankauf zusätzlicher Eurofighter) wäre Berechnungen der Kommission zufolge im Idealfall deutlich günstiger. Die im Bericht angegebenen Kosten sind allerdings mit Vorsicht zu genießen: Die Kommission konnte keine verbindlichen Angaben zu den Gesamtkosten ermitteln, weil dies erst im Zuge eines konkreten Beschaffungsverfahrens möglich sei, heißt es im Bericht. Es gibt deshalb nur ein „Kostenannäherungsmodell“ zur Berechnung der Lebenszykluskosten (Investitionen, Betrieb, Ausbildung) von sechs Varianten, wenn man das jeweilige System 30 Jahre lang nutzt. Und die Bandbreite zwischen Minimal- und Maximalkosten ist denn auch beträchtlich.
Bei der Variante, die Minister Doskozil präferiert, also jene ohne Eurofighter und stattdessen einem neuen Abfangjäger-System, geht die Kommission von Einsparungen zwischen 88 Millionen und 2,3 Milliarden Euro aus. Bezogen ist dies auf den bisherigen Plan, die alten Saab 105 durch zehn neue „Advanced Jet Trainer“ zu ersetzen und die Eurofighter so weiterzuführen wie bisher. Die zweite von der Kommission genannte Alternative - Eurofighter-Aufrüstung plus drei zusätzliche Doppelsitzer - könnte laut Bericht gegenüber der Referenzvariante um bis zu 399 Millionen Euro günstiger, aber auch bis zu 284 Millionen Euro teurer sein. Ein etwaiges Erlöspotenzial aus den Eurofightern ist bei den Kostenschätzungen noch nicht einkalkuliert.
Der Umstieg auf ein neues „Ein-Flotten-System“ könnte der Kommission zufolge ab 2020 umgesetzt und innerhalb von drei Jahren abgeschlossen sein.
~ ISIN NL0000235190 WEB http://www.airbus-group.com ~ APA120 2017-07-07/10:02