Tiroler Festspiele Erl starten mit Stiftungsvertrag in 20. Auflage

Erl (APA) - Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat am Donnerstag die 20. Sommersaison der Tiroler Festspiele Erl eröffnet. Vor dem Erö...

Erl (APA) - Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat am Donnerstag die 20. Sommersaison der Tiroler Festspiele Erl eröffnet. Vor dem Eröffnungsakt wurde ein Stiftungsvertrag verbunden mit dem Einstieg des Bundes unterzeichnet. Damit sieht sich das Festival ab jetzt strukturell auf einer Stufe mit Bregenz und Salzburg. Zudem gab es ausreichend Musik zu hören.

Von einem „soliden Fundament für die nächsten Jahre und Jahrzehnte“ sprach der Bundespräsident in seiner Eröffnungsrede im Hinblick auf den zuvor unterzeichneten Stiftungsvertrag. Mit dieser „Absichtserklärung“, wie sie der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) nannte, wurde laut dem Festspielpräsidenten Hans Peter Haselsteiner eine „Private-Public-Partnerschaft“ zwischen der Republik Österreich, dem Land Tirol, der Strabag, dem Verein der Tiroler Festspiele Erl und der Haselsteiner Privatstiftung eingegangen. Die Privatstiftung ist nun alleiniger Gesellschafter. Bis dato hielt das Land 51, der Verein Tiroler Festspiele Erl 49 Prozent.

Etwa eine Stunde zuvor konnte der Maestro und künstlerische Leiter Gustav Kuhn im Premierenhaus seine Begeisterung ob dieser Entwicklung kaum zurück halten. „Keine schlechte Entwicklung dafür, dass wir einst in einem Hinterzimmer einer Pizzeria begonnen haben“, merkte Kuhn kernig an. Seine Begeisterung war verständlich, denn der mitunterzeichnende SP-Kanzleramtsminister Thomas Drozda sprach wenig später von einem „deutlichen Bekenntnis der Republik Österreich zu den Tiroler Festspielen Erl“.

Doch nicht nur Reden und Absichtserklärungen gab es zu hören, sondern auch Musik. Unter den Klängen der Musikkapelle Erl betrat der Bundespräsident samt Gattin im Blitzlichtgewitter das Festspielhaus. Die Grußworte und Reden von Haselsteiner, Platter, Drozda und schließlich vom Bundespräsidenten wurden von einem bunten Strauß klassischer Musik umrahmt.

Besonders die Ouvertüre zu „Coriolan“ von Ludwig van Beethoven geriet unter dem Dirigenten Andreas Leisner faszinierend dunkel, eindrucksvoll und feingliedrig. Die etwas zu lieblich ausgelegte Ouvertüre zu „Le clemenza di Tito“ unter Patrick Hahn verkam zu einer netten, wenngleich nicht spektakulären Fortsetzung des Eröffnungsstückes mit gänzlich anderen Mitteln.

Der bis dahin zwar gut aussehende, aber nicht singende Chor hatte anschließend bei der Uraufführung von „Lux aeterna“ aus der Feder des Komponisten Beomseok Yi seine großen Minuten. Pathetisch und die Raumakustik voll ausnutzend sang sich dieser durch das Werk, das vom Komponisten auch dirigiert wurde. Musikalische Überraschungen blieben aus, wenngleich sich einige Momente des Berührt-Seins durchaus einstellten.

Nach der Rede von Alexander Van der Bellen betrat die einzige Dirigentin die Bühne. „Verleih uns Frieden gnädiglich“ des Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy stand am Programm. Nach der Pause widmete sich Maestro Kuhn gewohnt energisch und in den flotten Passagen tänzelnd dem bereits in jungen Jahren dem Wahnsinn verfallenen Hans Rott und seiner Symphonie Nr. 1 in E-Dur. Das Premierenpublikum, das nach dem ersten Satz klatschte, wies er dezent zurecht: „Ja, das hätte man früher so gemacht. Besser ist es aber, wenn sie nach dem letzten Satz umso mehr applaudieren“. Das laut Kuhn „schwierige Werk“ gelang ihm und seinem Orchester tatsächlich gut. Die Symphonie spielte alle Stückerln, von tieftraurig bis heiter-beschwingt. Kuhn leuchtete gut aus, was in diesem Werk eines knapp über Zwanzigjährigen so alles zu hören ist.

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Das Publikum, das trotz Ermahnung nach dem dritten Satz noch einmal klatschte, war danach jedenfalls durchwegs begeistert. Einzelne „Bravo“-Rufe waren zu vernehmen und auch das übliche Füßestampfen konnte man, wenngleich sehr zurückhaltend, hören.

Dem gestrigen Eröffnungsabend folgt heute, Freitag, die Oper „Semiramide“ von Gioacchino Rossini, ehe am Tag darauf der altbewährte Richard Wagner mit „Lohengrin“ drankommt.

(S E R V I C E - Nähere Informationen unter http://www.tiroler-festspiele.at/)