„Spider-Man: Homecoming“: Eine freundliche Spinne auf der Highschool

Wien (APA) - Tobey Maguire hat es getan, Andrew Garfield auch, und nun ist Tom Holland an der Reihe: Der britische Jungschauspieler schlüpft...

Wien (APA) - Tobey Maguire hat es getan, Andrew Garfield auch, und nun ist Tom Holland an der Reihe: Der britische Jungschauspieler schlüpft ins Spinnenkostüm und mimt im neuesten Kinoabenteuer aus dem Hause Marvel „Spider-Man“. Der erste Solofilm mit dem 21-Jährigen ist passenderweise „Homecoming“ untertitelt, fühlt sich die temporeiche Umsetzung doch wirklich wie ein Nachhausekommen an. Ab Freitag im Kino.

Wem der sechste Spider-Man-Film mit dem dritten Darsteller in knapp 15 Jahren sauer aufstößt, dem sei gleich zu Beginn versichert: Dieser Reboot lohnt sich. Einerseits, weil das mittlerweile zum leinwandbeherrschenden Unternehmen gewachsene Marvel-Universum die durchaus gelungene Einbettung der Geschichte liefert. Und andererseits, weil man einen etwas anderen Zugang wählt. Spider-Man alias Peter Parker ist hier nämlich der typisch-durchschnittliche Highschool-Jugendliche, der nicht nur in seine Superheldenrolle hineinwachsen muss.

Als 15-Jähriger passiert es schließlich nicht alle Tage, dass man an der Seite von teils übernatürlichen Verbrechensbekämpfern in die Schlacht zieht. So geschehen in „Captain America: Civil War“ (2016), an den der Film anknüpft. Was dort passiert ist, bleibt aber Nebensache. Um es dennoch aufzurollen, hat Regisseur Jon Watts die gewitzte Idee eines Video-Tagesbuchs von Peter Parker in die ersten Filmminuten eingebaut - in gehetzter Smartphone-Qualität sind wir hautnah dabei, wenn sich der Möchtegern-Held an der Seite von Iron Man (Robert Downey Jr.) durch die Lüfte schwingt.

Und der - respektive sein millionenschweres Alter Ego Tony Stark - ist es auch, der dem schwer pubertierenden jungen Mann einen Hightech-Anzug zur Verfügung stellt. Ein Spielzeug allererster Güte, das natürlich ausreichend getestet werden will. Flugs hat Parker nach der Schule nichts besseres zu tun, als an Häuserfassaden hochzuklettern, Spinnfäden zu verschießen und seine Kräfte auszuprobieren. Ja, das kennt man auch vom ersten Hollywood-Aufguss mit Maguire, allerdings gelingt es Holland nochmals eine Spur besser, jugendliches Ungestüm und pure Neugier wie Freude zu vermitteln. Wer würde solche Kräfte nicht auskosten wollen?

Was auch wichtig ist, steht doch alsbald die erste richtige Herausforderung für den Nachwuchshelden an: Der bodenständige Unternehmer Adrian Toomes (herrlich zwiespältig: Michael Keaton) hat nämlich reichlich hochwertige Technologie unter seine Finger bekommen, die allerlei Anwendungsmöglichkeiten bietet - vorzugsweise als illegale Waffen. Dabei geht es auch letztlich darum, „denen da oben“ eins auszuwischen, scheint Toomes doch von Stark und seinen Avengers-Kollegen wenig zu halten. Er wolle nur seine Familie, seine Arbeiter versorgen, erfährt man dementsprechend. Der Klassenkampf zieht ins Comicuniversum ein.

Das führt konsequenterweise zu reichlich Kollateralschäden, was der junge Spider-Man, der eher zufällig bei einem nächtlichen Streifzug in die Sache involviert wird, nicht so geschehen lassen kann. Auf eigene Faust will er den Schurken das Handwerk legen, wobei ihm sein bester Freund Ned (ein stets netter wie nerviger Jacob Batalon als weiteres Highlight des Films) zur Hand geht. Problematisch nur, dass Toomes und seine düsteren Gesellen dank der Waffen und Rüstungen mehr als ebenbürtige Gegner sind, die auch vom Äußersten nicht zurückschrecken. Als Vulture hebt dieser Bösewicht unseren geliebten Spidey so mehrfach in die Lüfte und lässt ihn tief fallen...

Watts bindet etliche Zitate ein, die an die bisherigen Spider-Man-Filme denken lassen, hat sich aber in erster Linie einem kurzweiligen Jugendfilm mit viel Action verschrieben. So sind es neben den gelungen choreografierten Kampfsequenzen besonders die Szenen an der Schule, die in Erinnerung bleiben. Vom überraschenden Outing unseres jungen Helden durch seinen Freund beim Turnunterricht über den klassischen Cafeteria-Alltag bis zum Wissenswettstreit in der US-Hauptstadt - all das hat einfach Hand und Fuß und ist vor allem ziemlich lustig.

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Dass im Vorfeld dennoch Kritik laut wurde, unter anderem an der Besetzung von Marisa Tomei als Peters Tante May, die viele als zu jung erachteten, mag man zwar verstehen - aber bereits nach wenigen Minuten sollten sich nicht nur diese Bedenken in Luft auflösen. „Spider-Man: Homecoming“ hat ein großartiges Darstellerensemble zu bieten, nimmt sich selbst in keiner Sekunde zu ernst und wartet mit der passenden Ausgewogenheit von optischem Bombast und detailreicher Gestaltung auf. Davon abgesehen muss man Holland einfach gern haben, wenn er in sein Kostüm mehr hineinstolpert denn schlüpft oder seinem Schwarm auf Highschool-Fluren nachträumt. Diese Wiederbelebung ist eine Punktlandung.

(S E R V I C E - www.spidermanhomecoming.com)