Heimsieg: Russin Akhmetshina gewinnt 36. Belvedere-Bewerb in Moskau
Moskau/Wien (APA) - Mit einem Heimsieg ist am Donnerstagabend in Moskau der 36. Belvedere-Gesangsbewerbs zu Ende gegangen: Die erst 21-jähri...
Moskau/Wien (APA) - Mit einem Heimsieg ist am Donnerstagabend in Moskau der 36. Belvedere-Gesangsbewerbs zu Ende gegangen: Die erst 21-jährige Mezzosopranistin Aigul Akhmetshina konnte sich im 15-köpfigen Feld gegen die Konkurrenz durchsetzen und den Hauptpreis für sich reklamieren. Die jüngste Teilnehmerin entschied den Bewerb mit ihrer verhältnismäßig schweren Interpretation einer Rossini-Arie für sich.
Damit verwies die aus Baschkortostan am Rande des Urals stammende Sängerin, die ihre Ausbildung in London fortsetzt, den einzigen Tenor des Finalfeldes, den Australier Kang Wang, mit seiner Puccini-Arie auf den 2. Platz. Die Stockerlplätze komplettierte mit Mandla Mndebele ein Bariton, der aus der beim Bewerb gewöhnlich stark vertretenen südafrikanischen Sängerriege stammt. Der 27-Jährige konnte mit seiner forcierten Interpretation einer verdischen „Falstaff“-Arie auch den Publikumspreis für sich entscheiden. Die Internationale Medienjury wiederum zeichnete den US-Amerikaner John Brancy aus, der landestypisch mit Tschaikowskys „Pique Dame“ angetreten war.
Insgesamt präsentierte sich das heurige Feld passend zum Gastgeber Russland dominiert von tiefen Stimmen, fanden sich doch nur vier Soprane und ein Tenor unter den 15 Finalisten. 1.125 junge Sängerinnen und Sänger waren zuvor weltweit in den 70 Qualifikationsstädten angetreten, wovon sich 59 für die Halbfinale in Moskau qualifizierten. Den aus elf Nationen stammenden 15 Letztrundenkandidaten winken nun neben den offiziellen Hauptpreisen auch Engagements an renommierten Häusern, setzt sich die Opernjury doch aus den Chefs von Klassikinstitutionen wie der Deutschen Oper, dem Bolschoi, der Met oder der Semperoper zusammen.
Gewinnerin Akhmetshina erhielt dabei den Preis der Moskauer Helikon Oper, die heuer als Gastgeber für den Wettbewerb fungierte. Unter ihrem künstlerischen Leiter Dmitri Bertman stieg das 1990 gegründete Ensemble bald vom Insidertipp zu einem der spannendsten Häuser der russischen Hauptstadt auf, das mittlerweile an die 200 Vorstellungen pro Saison abliefert. Seit 1993 mit dem Titel des Nationaltheaters geschmückt, residiert man seit Ende 2015 in einem frisch renovierten Adelspalais, in dessen einstigen Hof das 500 Zuschauer fassende Auditorium gebaut wurde, dessen Decke mit Swarovski-Kristallen gleichsam weiterhin den Eindruck einer Freiluftanlage vermittelt.
Spätestens mit der heurigen Ausgabe hat sich der Belvedere-Bewerb als globale Institution seiner Zunft etabliert. 1982 in Wien begründet, trat der Sängerwettstreit vor nunmehr fünf Jahren wegen Querelen um die Finanzierung den Gang in die Welt an und wagte sich im Vorjahr mit Südafrikas Kulturmetropole Kapstadt erstmals an einen Standort außerhalb der EU. Mit Moskau setzte man nun den ersten Schritt gen Osten.
Die räumliche Distanz zur einstigen Kinderstube Österreich ist dabei allerdings nicht in Stein gemeißelt, versichert Holger Bleck, Intendant des Carinthischen Sommers, der gemeinsam mit Gründerwitwe Isabella Gabor den Bewerb leitet, im APA-Gespräch: „Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass der Belvedere-Bewerb eines Tages auch in Kärnten stattfindet.“ Die Möglichkeit, Synergien zwischen seinem Festival und dem Bewerb zu heben, bestehe fraglos, auch wenn es für die heuer am 16. Juli startende zweite Ausgabe des Carinthischen Sommers unter Blecks Leitung noch keine konkreten Vorhaben gebe.
Ungeachtet der enormen Teilnehmerzahl von weit jenseits der 1.000, gelte für den Belvedere, dass Größe per se kein Kriterium sei, unterstrich Bleck. Sein Bestreben sei hingegen, neues sängerisches Potenzial in Regionen zu entdecken, die bisher vom Klassikzirkus wenig beachtet würden. Mit Südafrika, dessen Sängerpool spätestens seit dem fulminanten Belvedere-Sieg des heutigen Stars Pretty Yende ins Rampenlicht gerückt ist, sei dies bereits einmal gelungen.
Aus diesem Grund müsse man mit dem Belvedere-Bewerb auch mobil bleiben und Neues erkunden, ohne eine fixe Heimatbasis zu etablieren. Schließlich sei der Wechsel der Standorte doch auch äußerst befruchtend, nehme man aus jeder Konstellation doch Erfahrungen und Erkenntnisse mit für die künftigen Ausgaben. Und so dürfte die Ausgabe des Klassikbewerbs 2018 wohl wieder in der EU stattfinden.
(S E R V I C E - Eine Aufzeichnung des Bewerbs wird am Sonntag, 9. Juli, ab 21 Uhr MEZ im russischen Kulturfernsehen gestreamt: www.tvkultura.ru)