Guterres „sehr enttäuscht“ über Scheitern bei Zypern-Gesprächen

Nikosia/Lefkosa/Crans Montana (APA/AFP) - Nach anfänglich großen Hoffnungen auf eine Einigung sind die Gespräche über eine Wiedervereinigung...

Nikosia/Lefkosa/Crans Montana (APA/AFP) - Nach anfänglich großen Hoffnungen auf eine Einigung sind die Gespräche über eine Wiedervereinigung von Zypern erneut ergebnislos zu Ende gegangen. „Ich bin sehr enttäuscht“, sagte UNO-Generalsekretär Antonio Guterres am frühen Freitagmorgen im schweizerischen Crans-Montana.

Trotz aller Anstrengungen habe es bei den Verhandlungen unter Vermittlung der UNO in den Schweizer Alpen kein Abkommen gegeben. Seit dem 28. Juni hatten der griechisch-zyprische Präsident Nicos Anastasiades und der Präsident der Türkischen Republik Nordzypern, Mustafa Akinci, unter UNO-Vermittlung im schweizerischen Bergort Crans-Montana nach einer Lösung für den jahrzehntelangen Konflikt auf der geteilten Mittelmeerinsel gesucht.

Die Verhandlungen waren als beste Chance seit Jahren zur Beendigung der Teilung gewertet worden. Guterres lobte die Gespräche vergangene Woche als „höchst konstruktiv“ und drängte beide Seiten, die „historische Gelegenheit“ zu ergreifen, um eine umfassende Lösung zu finden. Binnen Tagen gerieten die Verhandlungen jedoch in eine Sackgasse.

Guterres kehrte daher am Donnerstag in die Schweiz zurück, um bei persönlichen Gesprächen mit Anastasiades und Akinci nach einer Lösung zu suchen. Zudem sprach der UNO-Generalsekretär mit den Vertretern der drei sogenannten Garantiemächte Griechenland, Türkei und Großbritannien, das als frühere Kolonialmacht an den Verhandlungen beteiligt ist.

Auch die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini kam nach Crans-Montana, um ihre Unterstützung zu zeigen. US-Vizepräsident Mike Pence rief Akinci und Anastasiades an, um sie zu einer Einigung zu drängen. Aus Verhandlungskreisen hieß es aber, die Gespräche seien sehr aufgeheizt. „Leute schrien, es gab viele Emotionen“, hieß es.

Zypern ist seit 1974 geteilt. Damals besetzte das türkische Militär den nördlichen Teil der Insel, nachdem griechische Zyprioten in einem Staatsstreich die Macht an sich gerissen hatten, um die Insel an Griechenland anzuschließen. Bis heute sind mehr als 35.000 türkische Soldaten in der nur von Ankara anerkannten Türkischen Republik Zypern stationiert.

Die Präsenz der türkischen Truppen gehört neben der künftigen Aufteilung der Macht, den Besitzrechten auf der Insel und der Gebietsaufteilung zu den ungelösten Fragen. Während die griechischen Zyprioten den vollständigen Abzug der „Besatzungstruppen“ fordern, sieht die türkische Minderheit die Soldaten als Schutz gegen ethnische Gewalt.

Klar ist, dass ohne eine drastische Reduzierung der Truppen keine Lösung möglich sein wird. Ob und wann es nun einen neuen Anlauf gibt, ist derzeit offen. Guterres betonte, die UNO stehe weiterhin als Vermittler zur Verfügung. Auch wenn die Gespräche in Crans-Montana gescheitert seien, könne es „andere Initiativen“ zur Beilegung des jahrzehntealten Konflikts geben.