Industriearbeitgeber lassen bei Flexiarbeitszeit-Ziel nicht locker

Wien (APA) - Die in der Wirtschaftskammer Österreich organisierten Arbeitgebervertreter der heimischen Industrie werden auch nach dem Scheit...

Wien (APA) - Die in der Wirtschaftskammer Österreich organisierten Arbeitgebervertreter der heimischen Industrie werden auch nach dem Scheitern einer Sozialpartner-Vereinbarung zu einer Arbeitszeit-Flexibilisierung am Thema dran bleiben. „Wir werden diese Forderung sicher nicht fallen lassen“, so die WKÖ-Bundessparte Industrie am Freitag. Offen sei, ob man politisch, via KV oder betrieblich eine Lösung suche.

Auf welcher Ebene das Thema eingebracht werde, solle in den nächsten Wochen überlegt werden, sagte der Geschäftsführer der Industriesparte, Andreas Mörk, vor Journalisten. Nach dem unerwarteten Platzen vor einer Woche - „eine Minute vor dem Ziel“ - werde es jetzt sicher seitens der Arbeitgeber auf allen Ebenen einen verstärkten Druck geben, auch auf Ebene der Kollektivvertragsverhandlungen, die für die Herbstlohnrunde Mitte September beginnen. Zunächst seien in der Sache jetzt einmal auf höchster Ebene die Sozialpartnerpräsidenten am Wort.

Beim Thema Arbeitszeit-Flexibilisierung - zu dem die Politik wie beim KV-Mindestlohn, auf den man sich sehr wohl geeinigt hat, den Sozialpartnern bis Ende Juni Zeit für eine Lösung gegeben hatte - sei es den Industriearbeitgebern nie um eine Abschaffung von Zuschlägen, etwa für Überstunden oder Wochenend-Arbeit, gegangen und auch nicht um einen generellen 12-Stunden-Tag, wie dies seit dem Scheitern vor einer Woche in Gerüchten verbreitet werde, betonte Mörk.

Ziel sei lediglich eine Entbürokratisierung und Entkriminalisierung gewesen, etwa Verbesserungen im Rahmen von Sanktionen bei Arbeitsruheverstößen oder Erleichterungen bei der Übertragung von Zeitguthaben: „Bei Überstunden gehen die Übertragungen leicht, aber bei Guthaben aus normalen Durchrechnungszeiträumen sind Verbesserungen notwendig.“ Die Metallindustrie zum Beispiel habe vor eineinhalb Jahren ein sehr gutes Zeitkontenmodell abgeschlossen.

Bei einer 75-prozentigen Exportquote im Metallindustriebereich sei die extreme internationale Konkurrenz evident, der die heimischen Betriebe Paroli bieten müssten. So kämen beispielsweise heute Aufträge an die Industrie immer kurzfristiger und müssten auch immer rascher abgearbeitet werden. „Wir wollen das in eine Richtung drehen, wo wir weiter konkurrenzfähig bleiben können“, so der Industrie-Sprecher.

Für Mörk, der auf zwei Jahrzehnte KV-Verhandlungserfahrung zurückblickt, ist es „ganz ganz massiv enttäuschend“, dass von der Vorgabe der Regierung an die Sozialpartner zwar der Mindestlohn zustande gekommen ist, nicht aber der Arbeitszeit-Teil. Das liege an „gewerkschaftsinternen politischen Gründen“, meinte er und verwies auf den abschlägigen Beschluss des ÖGB-Präsidiums.

Der neu fixierte kollektivvertragliche Mindestlohn - 1.500 Euro brutto bis zum Jahr 2020 - treffe in der Industrie die Bereiche Textil, Bekleidung, Schuh und Leder. „Wir wollen aber, dass uns die vier Branchen erhalten bleiben“, die besonders unter Druck seien durch die ausländische Konkurrenz, betonte Mörk. Für den Textilbereich sei schon eine Lösung gefunden, in der Bekleidungs- und Ledererzeugung sei das aber ungleich schwieriger, obwohl dort KV-Gespräche bereits stattfanden, die nun ausgesetzt seien.

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