G20-Gipfel

Wangenküsse und andere kleine Gesten: G20-Gipfel gestartet

Klassenfoto in Hamburg: Zwei Tage beraten die Mächtigen dieser Welt in Hamburg über globale Probleme und mögliche Lösungen.
© AFP

Sie treffen sich wieder, die Mächtigen dieser Welt. Freitagvormittag trudelten die Staats- und Regierungschefs der 20 größten Industrie- und Schwellenländer der Welt am Gelände der Hamburger Messe ein. Alle begrüßt von der Gastgeberin: Der deutschen Kanzlerin Angela Merkel. Anschließend mahnte sie in ihrer Eröffnungsrede zu mehr Zusammenarbeit.

Hamburg - Es sind ein paar Minuten der kleinen Gesten und Signale: Alle Welt schaut hin, als die deutsche Kanzlerin Angela Merkel am Freitagvormittag bei ihrem bisher wohl schwierigsten G20-Gipfel die anderen Staats- und Regierungschefs empfängt.

Die deutsche Kanzlerin (hier neben Kanadas Premier Justin Trudeau) und ihre berühmte "Merkel-Raute".
© AFP

Nur eine Konstante gibt es beim traditionellen Defilee der Mächtigen: Fast jedesmal macht Merkel nach dem Handshake beim Blick in die Kameras mit den Händen ihre berühmte Raute.

Als erstes kommt das EU-Duo über den roten Teppich, Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker und Ratspräsident Donald Tusk. Als erster Präsident kommt dann federnd Emmanuel Macron um die Ecke gebogen, Merkels junger neuer EU-Hoffnungsträger aus Frankreich - Küsschen auf die Kanzlerinnen-Wangen inklusive.

Kurz danach treten zwei der schwierigsten Kanzlerinnen-Gäste dieser G20-Runde im Minutentakt nacheinander auf. Erst der Türkei Recep Tayyip Erdogan - der Mann, der Merkel und die Bundesregierung gerne mit Nazi-Vergleichen überzieht. Dann erscheint Wladimir Putin, der nach einem auffällig ernsten Wortwechsel mit einem Lächeln und Kopfnicken von Merkel in Richtung erster Arbeitssitzung gehen kann.

Für die Begrüßung gibt es eigentlich eine protokollarisch strenge Rangfolge: Zuerst die Funktion, dann die "Anciennität", im Klartext: Staatschefs sind höherrangig als Regierungschefs, daher werden zuerst die Regierungschefs begrüßt. Und dabei gilt jeweils: Je länger man im Amt ist, desto später wird man begrüßt.

Selbstbewusst marschiert Donald Trump auf die deutsche Kanzlerin zu, packt sie am Ellbogen und schüttelt ihre Hand.
© APA/dpa/Christian Charisius

Doch in Hamburg bringen unter anderem US-Präsident Donald Trump und dessen chinesischer Amtskollege Xi Jinping die Reihenfolge durcheinander. Nachdem 15 der hochrangigen Gäste an Merkel vorbei gezogen sind, erklärt das Protokoll das Defilee für beendet, Merkel tritt ab.

Doch ein paar Minuten später erscheint die Kanzlerin dann doch nochmal zum Händeschütteln: Nicht nur Trump und Xi hatten Verspätung, auch der südkoreanische Präsident Moon Jae-in.

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Etwas aus der Reihe tanzt dann vor allem Trump, nicht nur, weil er auf dem Weg in die Messehallen einen deutlichen Umweg genommen hatte: Der US-Präsident steuert mit ausgestreckter rechter Hand auf Merkel zu, fasst ihr beim Händeschütteln mit der Linken an den Ellenbogen.

Als Merkel ihm schon den Weg zur Eröffnungssitzung weist, bleibt er erst noch etwas für die Kameras stehen. Als er mit einer seiner typischen Gesten - einer wohl optimistisch geballten rechten Faust weiterzieht, wartet Merkel schon längst auf den nächsten Gast, einen neuen potenziellen Verbündeten bei diesem Gipfel: Chinas Präsident Xi.

Hintergrund: Themen, Köpfe und Krawalle

Themen: Zwei Tage lang diskutieren und beraten die mächtigsten Staats- und Regierungschefs der Welt in Hamburg über Probleme, Krisen und Lösungsvorschläge. Einen Überblick über die Themen des G20-Gipfels finden Sie hier: http://go.tt.com/2tlvbMa

Köpfe: Trump, Putin und Merkel, aber auch der indonesische Regierungschef Joko Widodo nehmen am G20-Treffen teil. Wer sonst noch für die Gesprächen nach Deutschland gereist ist, können Sie hier nachlesen: http://go.tt.com/2sUbMOT

Krawalle: Der G20-Gipfel in Hamburg wird von schweren Krawallen in der Innenstadt der Hanse-Metropole überschattet. Es gibt zahlreiche Verletzte, Autos wurden angezündet. Mehr dazu hier: http://go.tt.com/2txEyXw

"Wir wissen, dass die Zeit drängt"

In ihrer Eröffnungsrede hat Bundeskanzlerin Merkel dann die Staats- und Regierungschefs der G20-Gruppe zu enger Zusammenarbeit und Kompromissbereitschaft aufgefordert. Sie hoffe, dass der Gipfel in Hamburg zur Lösung drängender Probleme in der Welt einen Beitrag leiste, sagte sie.

Merkel betonte: "Wir wissen, dass die Zeit drängt, deshalb können Lösungen oft nur gefunden werden, wenn wir kompromissbereit sind und uns aufeinender zubewegen, ohne uns zu sehr zu verbiegen." Unterschiede könnten durchaus benannt werden. Sie verweis auf das Kreuzknoten-Logo für den Gipfel und sagte: "Je größer die Belastung ist, umso fester wird dieser Knoten."(TT.com, dpa)

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