Tennis: Sensationsmann Ofner versetzt die Tenniswelt ins Staunen

London (APA) - Sebastian Ofner ist der neue Stern am österreichischen Tennis-Himmel. Der 21-jährige Steirer war bis zum Grand-Slam-Turnier i...

London (APA) - Sebastian Ofner ist der neue Stern am österreichischen Tennis-Himmel. Der 21-jährige Steirer war bis zum Grand-Slam-Turnier in Wimbledon ein unbeschriebenes Blatt, jetzt sorgt er dort für Schlagzeilen. Mit seinem sensationellen Einzug in die dritte Runde wird sich Ofner in der Weltrangliste von Platz 217 in die Top 150 verbessern, auch beim Preisgeld stieß er in neue Sphären vor.

Ofner, der zuvor kein einziges Turnier auf Rasen bestritten hatte, bringt seine Vorzüge auf diesem Untergrund optimal zur Geltung. Dank starkem Aufschlag, gutem Return und Nervenstärke überwand er schwierige Phasen in der Qualifikation. Nach dem Erfolg gegen den als Nummer 17 gesetzten Jack Sock (USA) am späten Donnerstagabend, seinem zweiten Fünf-Satz-Match, lautet die Bilanz auf 5:0 Siege. Auf der ATP-Tour war der 1,91 Meter große Aufschlagriese bisher erst bei einem einzigen Turnier dabei. Im Oktober 2016 scheiterte Ofner in Wien aber in der Qualifikation.

Der am 12. Mai 1996 geborene Sankt Mareiner stammt nicht aus einer klassischen Tennis-Familie. „Ich habe erst nach meiner Matura mit 19 wirklich mit Tennis angefangen. Ich habe vorher schon auch gespielt, aber bei weitem nicht so viel trainieren können. Dann habe ich angefangen, zweimal am Tag zu trainieren“, sagte der Mürztaler. Mittlerweile wird das Talent in der Südstadt von Wolfgang Thiem, dem Vater von Österreichs Aushängeschild Dominic, trainiert. Auch die ÖTV-Coaches Andreas Fasching, der Ofner in Wimbledon begleitet, und Konditionstrainer Florian Pernhaupt betreuen den 21-Jährigen.

„Er ist ein introvertierter Kerl. Wenn man ihn näher kennt, dann taut er auf und kann sehr lustig sein“, sagte Thiem über seinen Schützling. „Er hat eine gesunde Einstellung zum Sport, hat Selbstvertrauen und gibt vom ersten bis zum letzten Punkt alles“, lobte ihn der Trainer von Günter Bresniks Akademie, die in der Südstadt mit dem ÖTV kooperiert. Ofners Qualitäten haben auch Davis-Cup-Kapitän Stefan Koubek überzeugt, der ihn im heurigen Frühjahr als Sparringspartner zum Spiel gegen Weißrussland mitnahm.

Die Entwicklung Ofners habe sich abgezeichnet, sagte Vater Thiem der APA. „Er hat auch schon bei den Challengers gute Spieler besiegt.“ Dies könnte nun mit größerer Regelmäßigkeit gelingen. „Der Erfolg ist ein Push. Er hat das Potenzial, mit Ende des Jahres in die Top 100 der Weltrangliste vorzustoßen.“

Die Erfolge Ofners vor Wimbledon sind rasch aufgezählt. Er gewann fünf ITF-Future-Turniere, auf Challenger-Ebene bestritt er erst insgesamt 16 Matches, 14 davon heuer (8 Siege). Diese Partien brachten Ofner insgesamt 46.193 Dollar (rund 40.570 Euro) ein. In Wimbledon hat er schon mehr als doppelt so viel verdient (umgerechnet 102.260 Euro brutto).

Mit dem Einzug in die dritte Runde ist Ofner übrigens der mit Abstand erfolgreichste Steirer in der Wimbledon-Geschichte. Thomas Muster, die ehemalige Nummer eins der Welt, war in London in vier Versuchen nie über die erste Runde hinausgekommen.