Dreikampf um den Kanzler, Kurz-Hype kühlt etwas ab
Die ÖVP dank Kurz vor FPÖ und SPÖ: Das ist das Ergebnis einer neuen Spectra-Repräsentativumfrage. Bis zur Wahl sei aber alles offen.
Linz, Innsbruck –Mehr als drei Monate sind es noch bis zur nach dem Platzen von Rot-Schwarz nötig gewordenen vorgezogenen Nationalratswahl am 15. Oktober. In diesen knapp 100 Tagen steuert Österreich auf einen hochspannenden Kanzler-Dreikampf zu. Darauf lässt das Ergebnis der neuen Repräsentativumfrage der Linzer Spectra Marktforschung (über 1000 Befragte von 7. bis 29. Juni) für die Oberösterreichischen Nachrichten und die anderen Bundesländer-Tageszeitungen schließen.
So ist die ÖVP, die im 1. Quartal noch bei mageren 21 Prozent lag, nach dem Obmannwechsel hin zu Sebastian Kurz auf 30 Prozent und damit auf den ersten Platz geklettert. Die FPÖ, die seit dem 1. Quartal bereits von 30 auf zwischenzeitlich 24 Prozent nachgegeben hatte, hat sich offenbar wieder erholt und käme laut Spectra zurzeit auf 27 Prozent. Die SPÖ, die nach dem Jahreswechsel bei 28 Prozent lag, käme im Moment demnach mit 23 Prozent nur auf Platz 3. Die Grünen lagen bei nur 9 Prozent, dabei war die Umfrage vor den Pilz-Turbulenzen. Die NEOS liegen (noch ohne möglichen Griss-Effekt) bei 5 Prozent. Die Liste Stronach, die aber nicht mehr antritt, lag bei 2 Prozent.
Jeweils in etwa ein Drittel hat von SPÖ, ÖVP und FPÖ eine gute, in etwa die Hälfte eine schlechte Meinung. Ein miserables Zeugnis gibt es für die Regierungsarbeit: Nur 13 Prozent der Befragten beurteilen diese als gut, 71 Prozent als schlecht (16 Prozent legten sich nicht fest).
Wenn der Bundeskanzler direkt gewählt werden könnte, dann würden 25 Prozent für Kurz und jeweils 21 Prozent für SPÖ-Chef Christian Kern und FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache votieren. In einem direkten Duell zwischen Kern und Kurz läge der Neo-ÖVP-Chef laut Spectra mit 34 zu 22 Prozent voran. Eine gute Meinung von Kurz haben 48 Prozent, 40 Prozent von Kern und 32 Prozent von Strache. Keine gute Meinung haben 51 Prozent von Strache, 39 Prozent von Kern und 26 Prozent von Kurz.
Für Spectra-Chef Peter Bruckmüller ist die Stimmungslage für die ÖVP sehr gut. Der Hype um Sebastian Kurz ebbe aber auch in dessen persönlichen Daten langsam wieder etwas ab. „Kurz hat bewiesen, dass er seiner Partei einen Schub verleihen kann. Aber jetzt geht es um Konstanz. Wir haben zum Beispiel beim SPD-Spitzenkandidaten Martin Schulz gesehen: Wer schnell viel gewinnt, kann auch schnell viel verlieren“, sagt Bruckmüller. ÖVP, FPÖ und SPÖ lägen alle drei innerhalb der Schwankungsbreite des aktuellen Politikbarometers (plus/minus 3,8 Prozent). Entschieden sei noch gar nichts. (va)