Mordserie versetzt nordafghanische Stadt Kunduz in Angst
Kabul (APA/dpa) - In der bitter umkämpften nordafghanischen Provinz Kunduz versetzt die zunehmende Anzahl gezielter Morde die Menschen in An...
Kabul (APA/dpa) - In der bitter umkämpften nordafghanischen Provinz Kunduz versetzt die zunehmende Anzahl gezielter Morde die Menschen in Angst. Das berichteten am Freitag Mitglieder des Provinzrats. Der Provinzrätler Ghulam Rabbani sagte, seit dem 5. Juni seien allein in der Provinzhauptstadt fast 30 Menschen von Unbekannten erschossen worden. Vier von ihnen seien Sicherheitskräfte gewesen, die übrigen „ganz normale Bürger“.
Rabbani vermutet die radikalislamischen Taliban hinter einigen der Morde. „Aber ich glaube, dass auch die Familien mit alten Feindschaften die chaotische und rechtlose Situation ausnutzen, um jetzt ihre Rivalen auszuschalten“, sagte er.
Die Taliban erschießen seit längerem gezielt Regierungsmitglieder und Sicherheitskräfte als Teil einer Verunsicherungskampagne und scheinen diese Strategie seit Wochen landesweit noch auszubauen. Die Provinz Kunduz, in der bis 2013 die deutsche Bundeswehr Schutzmacht war, ist seit etwa zwei Jahren das Ziel unablässiger Angriffe der Taliban. Sie ist ethnisch und politisch zersplittert und Einsatzgebiet zahlreicher Milizen.
Provinzratsmitglied Sajed Assadullah Sadat schätzte die Opferzahl der gezielten Tötungen auf etwa 20 innerhalb eines Monats. Erst vergangene Nacht sei in Kunduz-Stadt der Bruder eines Anführers der Partei Jamiat-e Islami erschossen worden.
Der Sprecher der Polizeizone Nord-Afghanistan, Mahfusullah Akbari, bestätigte die Mordserie. Er sprach von 12 Opfern. Afghanische Regierungsquellen halten Opferzahlen in offiziellen Stellungnahmen oft klein. Er beschuldigte die Taliban, Angst säen zu wollen.