Unesco erklärt Altstadt von Hebron zum Weltkulturerbe

Warschau/Jerusalem (APA/AFP) - Wegen der Aufnahme der Altstadt von Hebron auf die Unesco-Welterbeliste will Israel erneut seine Mittel für d...

Warschau/Jerusalem (APA/AFP) - Wegen der Aufnahme der Altstadt von Hebron auf die Unesco-Welterbeliste will Israel erneut seine Mittel für die UNO kürzen. Regierungschef Benjamin Netanyahu kündigte am Freitag an, er werde die Zahlungen an die Vereinten Nationen um eine Million Dollar (879.000 Euro) reduzieren. Das Votum des Welterbekomitees für Hebron bezeichnete er als „eine weitere wahnsinnige Entscheidung der Unesco“.

Die Palästinenser feierten es hingegen als diplomatischen Erfolg. Es war das vierte Mal in diesem Jahr, dass Israel eine Kürzung seiner Zahlungen an die UNO ankündigte. Sie sinken damit von elf Millionen Dollar auf nur noch 2,7 Millionen Dollar, wie ein israelischer Behördenvertreter bestätigte. Zuletzt hatte Netanyahu im Mai die Kürzung der Mittel um eine Million Dollar angekündigt, als die Unesco die Annexion Ost-Jerusalems durch Israel anprangerte.

Die Entscheidung des Welterbekomitees in Krakau, die Altstadt von Hebron zum Weltkulturerbe und gleichzeitig zum bedrohten Welterbe zu erklären, fiel in geheimer Abstimmung mit zwölf Ja-Stimmen bei drei Gegenstimmen und sechs Enthaltungen. Dabei wurde Hebron von der Unesco als „islamische“ Stadt bezeichnet.

In einem im Internet veröffentlichten Video empörte sich Netanyahu: „Die Unesco sagt, dass das Grab der Patriarchen ein palästinensischer Ort ist, also kein jüdischer Ort, und dass es gefährdet ist.“ Er kündigte an, die religiöse Stätte, die Religionsfreiheit und die Wahrheit weiterhin beschützen zu wollen.

Auch der israelische Außenamtssprecher Emmanuel Nahshon warf der UN-Kulturorganisation vor, die jüdische Geschichte der Stadt zu ignorieren. „Die Unesco-Entscheidung zu Hebron und dem Grab der Patriarchen ist ein moralischer Schandfleck“, erklärte er im Kurzmitteilungsdienst Twitter. Er warf der Unesco „Fake History“, also Geschichtsfälschung, vor und erklärte, sie solle sich „schämen“.

Die Siedlerorganisation Yesha erklärte, Hebron sei „die zweitheiligste Stätte im Judentum, 4.000 Jahre jüdische Geschichte zu ignorieren ist purer Antisemitismus“.

Das palästinensische Außenamt hingegen feierte das Abstimmungsergebnis als „Erfolg in der diplomatischen Schlacht“, die von den Palästinensern „an allen Fronten“ geschlagen werde, um dem „israelischen und amerikanischen Druck“ zu widerstehen: „Die Welt hat unser Recht anerkannt, Hebron und die Abrahamsmoschee unter palästinensische Hoheit zu stellen.“

In Hebron leben mehr als 200.000 Palästinenser und einige hundert jüdische Siedler. Dort befindet sich auch das Grabmal der Patriarchen, in dem nach biblischer Überlieferung unter anderem Abraham und Isaak begraben sind. Dazu gehörig ist die Abrahamsmoschee.

Abraham wird sowohl im Judentum als auch im Christentum und im Islam als Stammvater verehrt. Die Palästinenser setzten sich dafür ein, von der Unesco einen besonderen Schutzstatus für Hebron zugesprochen zu bekommen, weil sie zunehmende Zerstörungen in der Altstadt beklagen, die sie den jüdischen Siedlern zur Last legen.

Seit 2011 haben sich die Beziehungen zwischen den Vereinten Nationen und Israel zunehmend verschlechtert. In dem Jahr wurden die Palästinenser Mitglied der Unesco. Ende Dezember vergangenen Jahres hatte der UN-Sicherheitsrat außerdem erstmals seit 1979 eine Resolution gegen den israelischen Siedlungsbau verabschiedet. Darin wurde der sofortige Stopp israelischer Siedlungsaktivitäten im Westjordanland und in Ost-Jerusalem gefordert. Israel hatte das UN-Votum scharf kritisiert.

~ WEB http://www.unesco.org/new/en/ ~ APA584 2017-07-07/21:20