Little Steven & Co: Stadionrock in der Staatsoper

Wien (APA) - Little Steven ist zu groß für die Wiener Staatsoper: Steve van Zandt, der ehemalige Einser-Gitarrist von Bruce Springsteens E-S...

Wien (APA) - Little Steven ist zu groß für die Wiener Staatsoper: Steve van Zandt, der ehemalige Einser-Gitarrist von Bruce Springsteens E-Street-Band, lieferte Freitagabend mit seiner Band Disciples of Soul schlicht ein „Stadionkonzert“ ab - dessen Wirkung allerdings stark unter den in jeder Beziehung beengten Bedingungen im Haus am Ring litt.

Nach den Opern-Konzerten dieser Woche übersiedelt das Jazzfest Wien ab Samstag zum Finale in die Rathaus-Arkaden und auf den Rathausplatz. Genau dort hätte Little Steven mit seiner mächtigen Band - zehn Musiker und drei äußerst bewegliche Background-Sängerinnen rund um den Gitarrenmeister - auch hin gehört. Denn die Band gab von Anfang an ordentlich Gas: „Soulfire“, die Titelnummer des aktuellen Albums, war der mitreißende Opener.

Und schon standen die Fans in den vorderen Reihen auf und tanzten (soweit das eben in der engen Opernbestuhlung ging). Daraus entwickelten sich schnell Auseinandersetzungen mit dem Publikum weiter hinten, das sitzen blieb und somit nichts mehr von der Bühne sah. Ein paar bemitleidenswerte Ordner versuchten, die Stehenden vergeblich zum Niedersetzen zu bewegen. Nach einiger Zeit brach Little Steven mitten in einer Nummer ab und beendete zumindest die Unruhe vor der Bühnenkante, indem er die Ordner schlicht wegschickte.

Doch trotz aller Irritation zurück zur Musik: Gleich mit „Soulfire“ wurde auch klar, dass man zehn Jahre als Gitarrist, Autor und Produzent bei Bruce Springsteen stilistisch einfach nicht verleugnen kann: Little Steven und die Dicsiples of Soul klingen live über weite Strecken eben wie Springsteen, nur eben ohne den „Boss“ himself. Es gibt aber natürlich eindeutig Schlimmeres, was man Musikern vorwerfen kann.

Und selbstverständlich bewies der begnadete Rock-Gitarrist, warum er Springsteens Wahl gewesen ist: etwa bei „Angel Eyes“, wo er sich mit seinem „zweiten“ Mann an den Saiten, Marc Ribler, ordentlich „duellierte“, natürlich auch beim fetzigen „Salvation“. Irgendwie versucht Little Steven live aber auch, weg von der „ewigen“ Springsteen-Nähe zu kommen. Daher baute er in das Konzert einige Ausflüge in ganz andere Genres ein: etwa Doo Wop aus den 1950er-Jahren, sogar Reggae und - übrigens ganz grandios - den James Brown-Cover „Down And Out In New York City“.

Nach der kurzen Relax-Phase gab‘s aber mit „Ride The Night Away“ den Startschuss für den rockigen Endspurt, u.a. mit dem programmatischen „I Don‘t Want To Go Home“ und ganz zuletzt mit dem einzigen „Einigermaßen-Hit“ der Disciples of Soul: „Out Of The Darkness“.

Fazit: Man muss kein Purist sein, um zu befinden, dass ein Stadionrock-Act eigentlich so gar nichts mit dem Jazzfest zu tun hat. Und man muss zumindest bisher nicht einmal Little Steven-Fan gewesen sein, um sich zu wünschen, dass diese mitreißende Truppe recht bald wieder nach Wien kommt, dann aber bitte Open Air.

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