G-20 - Polizei rechnet mit weiteren Krawalle
Hamburg (APA/dpa/Reuters) - Die Polizei erwartet auch am Samstag schwere Auseinandersetzungen rund um den G-20-Gipfel in Hamburg. „Wir haben...
Hamburg (APA/dpa/Reuters) - Die Polizei erwartet auch am Samstag schwere Auseinandersetzungen rund um den G-20-Gipfel in Hamburg. „Wir haben deutliche Hinweise, dass sich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit diese Gewalttäter auch unter die heutige Demonstration ‚G20 - not welcome!‘ mischen werden“, so Polizeipräsident Ralf Martin Meyer. Er sei erschüttert über „menschenverachtende Angriffe“ auf Polizisten und Rettungskräfte.
Ein Großteil der Warenhäuser und Geschäfte in der Hamburger Innenstadt bleibt am Samstag geschlossen. Das berichtete City-Managerin Brigitte Engler der Deutschen-Presse-Agentur. Geschäftsleute begründeten das mit dem Schutz der Mitarbeiter angesichts der Bilder aus der Krawallnacht. Viele der Angestellten seien verunsichert, ergänzte Engler. Ausschreitungen in der Innenstadt hat es nicht gegeben.
Nach den G-20-Krawallen rechneten nach Angaben der City-Managerin Geschäftsleute überwiegend nicht damit, dass sich noch viele Menschen aus den Außenbezirken zum gewöhnlichen Samstags-Shopping in die Innenstadt aufmachen würden. Engler berichtete, ihr sei von der Polizei in der Früh gesagt worden, mit Übergriffen auf die Einkaufsstraßen sei nicht zu rechnen. Am östlich Rand der Innenstadt versammelten sich am Samstag die Demonstranten zum Protest „Grenzenlose Solidarität statt G20“.
Schon am Freitag hatten Warenhäuser und Geschäfte in der Innenstadt wegen der G-20-Ausschreitungen früher als angekündigt geschlossen. Ursprünglich wollten die Geschäfte mindestens von 10.00 bis 18.00 Uhr geöffnet haben, nach und nach machten sie jedoch vom späten Vormittag an zu. Das City-Management bezifferte die erwarteten Umsatzausfälle für den Hamburger Einzelhandel auf rund 15 Millionen Euro.
Andreas Blechschmidt vom linksautonomen Kulturzentrum „Rote Flora“ im Schanzenviertel distanzierte sich unterdessen von den Gewaltexzessen während des G-20-Gipfels in Hamburg. „Wir haben den Eindruck gehabt, dass sich hier etwas verselbstständigt hat, dass hier eine Form von Militanz auf die Straße getragen wurde, die sich so ein bisschen an sich selbst berauscht hat - und das finden wir politisch und inhaltlich falsch“, sagte Blechschmidt in der Nacht auf Samstag dem Sender NDR. Es gehe darum, deutlich zu machen, „die Verantwortlichen in der Messehalle“ als diejenigen zu markieren, die für Krieg und Hunger in der Welt verantwortlich seien. „Aber es geht nicht darum, hier Budnikowsky-Filialen (Drogeriekette, Anm.) oder Autos von AnwohnerInnen anzuzünden.“
Der Hamburger Oppositionschef Andre Trepoll (CDU) warf Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) vor, bei der Einschätzung der Sicherheitslage rund um den G-20-Gipfel versagt zu haben. Die Lagebewertung des rot-grünen Senats habe sich bereits am ersten Tag als völlig falsch erwiesen, teilte Trepoll am Samstag mit. „Wie kam es zu der Einschätzung, man könne den Gipfel mit dem Hafengeburtstag gleichsetzen? Wieso hat Rot-Grün alle Warnungen von uns und anderen weggelächelt? So sind viele Menschen in Hamburg unnötig verletzt und gefährdet worden.“ Scholz müsse sich dazu in der kommenden Woche erklären, sagte Trepoll.