Valencia eröffnet „soziale“ Kunst-Fabrik Bombas Gens

Valencia (APA) - Die Einwohner Valencias können sich nicht über einen Mangel an Museen beschweren. In der spanischen Mittelmeermetropole gib...

Valencia (APA) - Die Einwohner Valencias können sich nicht über einen Mangel an Museen beschweren. In der spanischen Mittelmeermetropole gibt es für fast alles ein Museum. Sogar dem Stierkampf, der Seide, Zinnsoldaten, Spielzeug bis hin zu Marienstatuen werden eigene Museen gewidmet. Natürlich darf in der Herkunftsregion der spanischen Paella auch kein Reis-Museum fehlen.

Für Liebhaber moderner Kunst hält sich das Angebot in Spaniens drittgrößter Stadt mit fast einer Million Einwohnern jedoch in Grenzen. Neben dem Institut für moderne Kunst (IV) und der Bancaixa-Stiftung zeigen eigentlich nur noch drei kleinere Kulturräume zeitgenössische Kunst. Nun ist Valencia in diesem Bereich allerdings um eine Attraktion reicher geworden. Am Samstag eröffnete die Privat-Stiftung „Per Amor a l ?Art“ („Aus Liebe zur Kunst“) mit dem Kunstzentrum Bombas Gens einen spektakulären Kunstkomplex von 6.200 Quadratmetern.

Das neue Kunst- und Kulturzentrum ist in einer alten Fabrik aus dem Jahre 1930 untergebracht. Mehr als zwei Jahre dauerten die Renovierungsarbeiten an der Industrie-Ruine mit ihrer sehenswerten Art Deco Fassade. In den gigantischen Fabrikhallen, in denen früher industrielle Armaturen und hydraulische Pumpen hergestellt wurden, werden nun die ersten 350 Werke aus der beeindruckenden Privat-Sammlung von Jose Luis Soler uns Susana Lloret gezeigt. Das Industriellen-Paar aus Valencia stellte die 1.800 Werke umfassende Sammlung von über 130 internationalen Künstlern in nur sieben Jahren zusammen.

Dabei wurden sie allerdings gut beraten - und zwar von keinem Geringeren als Vicent Todoli, dem ehemaligen Direktor der Londoner Tate Modern, der auch die künstlerische Leitung des neuen Kunstzentrums übernommen hat. „Es handelt sich um eine sehr spezielle Sammlung mit internationalem Anspruch, die vor allem Wert auf Tiefe legt. So haben wir nicht nur ein oder zwei Werke bekannter Künstler und Fotografen, sondern komplette Serien“, erklärte Todoli am Rande der Zentrumseröffnung der APA.

Die Sammlung konzentriert sich vor allem auf Fotografie und abstrakte Kunst. So sind in der Eröffnungs-Ausstellung neben Fotografien bekannter Fotokünstler wie dem US-Amerikaner Irving Penn, Hans Peter Feldmann oder dem Japaner Nobuyoshi Araki mit seinen 119 Blumen-Bildern, auch abstrakte Malerei, Installationen, Video-Kunst und Skulpturen von namhaften Künstlern wie Juan Munoz, Cristina Iglesias, Esteban Vicente, Eva Bergman oder Angela de la Cruz zu sehen.

„Ornament = Verbrechen?“ lautet der Titel der Ausstellung, die sich an der berühmten, gleichnamigen Schrift des österreichischen Architekten und Kulturpublizisten Adolf Loos (1870-1933) anlehnt. Seine Kritik am Ornament führte zur Befreiung vom Ornament in der Kunst und Architektur des 20. Jahrhunderts. Damals wurde befürchtet, dass die Abstraktion als bloße dekorative Übung betrachtet werden könnte. Ornament und Abstraktion wurden mit einem Verbrechen an der Zivilisation gleichgesetzt.

Diese Theorie wird in der Ausstellung natürlich widerlegt. Dabei stößt der Besucher der Exposition gleich zu Beginn auf die interessante Abstrakt-Malerei eines weiteren Österreichers - Heimo Zobernig. Zwischen den Fotografien von Aaron Siskind, Harry Callahan und David Reed befinden sich die kuriosen Computerkunst-Grafiken des Wieners Herbert Werner Franke.

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Die zweite große Eröffnungsausstellung ist den valencianischen Fotografen Maria Bleda und Jose Maria Rosa mit ihrer „Schlachtfelder-Serie gewidmet, die hier zum ersten Mal vollständig zu sehen ist. Alle acht Monat wechseln die Ausstellungs-Werke aus der Privat-Sammlung. „Wir werden aber auch Leihgaben anderer Museen zeigen. Dabei wird es sich jedoch immer um Künstler handeln, die auch in unserer Kollektion vertreten sind“, so Zentrumsleiterin Nuria Enguita.

Doch wird im „Centre d‘Art Bombas Gens“ mit integriertem Gourmet-Restaurant des Sternekochs Ricard Camarena nicht nur Kunst gezeigt. Ein weiterer Pfeiler der Stiftung ist die Arbeit mit sozial ausgegrenzten Kindern sowie die Erforschung seltener Krankreiten. So verfügt der neue Kulturraum mit dem „Equipo Wilson“ über ein eigenes Forschungszentrum sowie über Räumlichkeiten, um auch kulturell-künstlerisch mit den sozial benachteiligen Kindern und Jugendlichen arbeiten zu können.

(S E R V I C E - www.bombasgens.com)