Bachmann-Preis - Eckhart Nickel: „Jetzt kommt der Sprint!“

Klagenfurt (APA) - Mit seinem Text „Hysteria“, einer zivilisationskritischen Schauergeschichte, in der die Natur oder zumindest ihre Wahrneh...

Klagenfurt (APA) - Mit seinem Text „Hysteria“, einer zivilisationskritischen Schauergeschichte, in der die Natur oder zumindest ihre Wahrnehmung auf unheimliche Weise eine Verschiebung erfährt, konnte der 1966 geborene Frankfurter Eckhart Nickel am heutigen letzten Lesungstag beim Klagenfurter Wettlesen um den Bachmann-Preis einige Juroren überzeugen. Das verspricht Spannung für die Preisvergabe am Sonntag.

APA: Herr Nickel, Sie haben heute mit ihrem Text für intensive Jury-Diskussionen gesorgt und wirken sehr gelöst. Wie fällt ihr bisheriges Resümee der 41. Tage der deutschsprachigen Literatur aus?

Eckhart Nickel: Die Realität hat die Erwartung übertroffen. Ich finde es ein absolut einzigartiges Phänomen, dass es möglich ist, sich über so lange Zeit so intensiv mit Literatur auseinanderzusetzen - lesend, hörend, beschreibend. Was ja nicht nur in der Jury stattfindet, sondern auch um den ganzen Bachmann-Preis herum. Ich hab das als unglaublich literarisch geprägtes Umfeld empfunden. Wenn man im See schwimmt oder in der Gastwirtschaft sitzt - es geht nur um Literatur, und das ist schön.

APA: Können Sie etwas für Ihre Arbeit mitnehmen, das Sie produktiv verwerten können?

Nickel: Was ich sehr produktiv mitnehme, ist die Gewissheit, dass sich die Dinge, die man selbst in seinen Text einbaut und mitdenkt, auch tatsächlich gesehen und gelesen werden. Das ist ein großartiges, erfreuliches Gefühl: dass man verstanden wird.

APA: Laut Statuten dürften sich die Autoren in der Diskussion selbst zu Wort melden. Keiner hat das gemacht, auch Sie nicht. Warum?

Nickel: Ich glaube, es ist ein zweischneidiges Schwert, wenn man selbst in die Diskussion eingreifen würde. Man könnte eventuell Dinge ausräumen, wo man sich missverstanden fühlt. Aber ich glaube, dafür ist hier nicht der Platz. Man präsentiert sich als Autor mit einem Text der Jury und allen Zuhörern und Zuschauern und sieht dann, was damit gemacht wird. Die Sicht des Autors in diesen Kontext miteinzubeziehen, stelle ich mir sehr schwierig vor.

APA: Es ist ein Lese-Wettbewerb, daher eine sportliche Frage zum Schluss: Mit welchen Gefühlen gehen Sie ins morgige Finale?

Nickel: Jetzt kommt der Sprint! Dafür gilt es Kräfte zu sammeln. Vielleicht im Wörthersee.

(Das Gespräch führte Wolfgang Huber-Lang/APA)