Tennis: Ofners Wimbledon-Märchen endete nach fünf Siegen
London (APA) - Das Wimbledon-“Märchen“ von Sebastian Ofner ist am Samstag in der dritten Runde beendet worden. Doch für den 21-jährigen Stei...
London (APA) - Das Wimbledon-“Märchen“ von Sebastian Ofner ist am Samstag in der dritten Runde beendet worden. Doch für den 21-jährigen Steirer gab es keinen Grund, Trübsal zu blasen. In seinem ersten Hauptbewerb bei einem ATP-Tour-Turnier, das zugleich auch sein Major- und Rasen-Debüt war, hat sich der bis dato unbekannte Ofner nicht nur qualifiziert, sondern sogar die Runde der 32 besten Spieler erreicht.
Nach dem 4:6,4:6,2:6 auf dem „Heiligen Rasen“ an der Church Road gegen den als Nummer 10 gesetzten Deutschen Alexander Zverev hat Ofner einerseits seine Grenzen gesehen, aber auch, dass ihn bei weitem keine Welten von den Topspielern trennen.
„Es ist natürlich unfassbar, dass ich hier die dritte Runde erreicht habe. In Wimbledon, beim prestigeträchtigsten Turnier, das jeder kennt“, freute sich Ofner nach der üblichen Match-Analyse rückblickend auf sein Debüt in der großen Tennis-Welt. „Es war ein sehr cooles Erlebnis, dass ich auf einem größeren Platz spielen habe können, vor vielen Zuschauern und gegen einen Topspieler. Das war eine sehr coole Erfahrung.“
Die vielleicht wichtigste Erkenntnis: Im TV sieht für ihn alles viel schneller aus als es sich auf dem Platz anfühlt. „Ich habe mir vorgestellt, dass es doch einiges schneller ist, wie er spielt. Es ist ein hohes Grundtempo, aber nicht so schnell wie es im Fernsehen ausschaut“, meinte Ofner zum Speed der Schläge des 20-jährigen Zverev. Und wünscht sich mehr davon. „Es ist definitiv auch Gewohnheitssache, dass ich öfter gegen solche Leute spiele, auf so einem großen Platz.“ Beim ersten Mal sei dies alles doch ziemlich spektakulär.
Aber schon die erfolgreiche Qualifikation, in der Ofner in der dritten Runde (die als einzige Quali-Runde „best of five“ gespielt wird) in seinem ersten Fünf-Satz-Match überhaupt einen 0:2-Satzrückstand zum Platz im Hauptbewerb umgedreht hatte, war ein Riesenerfolg für den Weltranglisten-217. „Dann habe ich gegen Jack Sock gewonnen und auch gegen Zverev war es ein gutes Match. Es ist für den Kopf sehr gut, wenn man so etwas miterlebt.“
Ofner muss nach seinem Ausflug in die ganz große Tennis-Welt nun aber vorerst wieder kleinere Brötchen backen. Der ab Montag auf einer Position um Platz 150 aufscheinende Ofner spielt seit seinem 14. Lebensjahr in der Südstadt und trainiert als ÖTV-Vertragsspieler mit Wolfgang Thiem aus der Akademie von Günter Bresnik. Er wird aber auch von Andreas Fasching und Florian Pernhaupt (beide ÖTV) betreut.
Wie es jetzt genau weitergeht, weiß nicht einmal Ofner selbst. „Ich mache jetzt nächste Woche Pause, dann gibt es wieder Training auf Sand. Danach geht es weiter mit Challengern, wahrscheinlich auch ATP-Turniere. Ich sehe auf Sand genauso meine Chancen wie jetzt auf Rasen. Da ist nicht so viel Unterschied.“
Wie sein genauerer Plan lautet, muss Ofner erst selbst herausfinden. „Ich weiß es noch gar nicht, weil ich noch gar nicht so auf die ATP-Turniere geschaut habe, sondern nur auf die Challenger.“
Fix spielen will er die Qualifikation für die US Open. Und auch in Kitzbühel will er sich, falls nötig, in der Qualifikation bemühen. „Da werde ich schon spielen. Ob es sich für eine Wildcard im Hauptbewerb ausgeht, weiß ich noch nicht. Aber ich hab schon vor, dass ich spiele.“
Dann vielleicht schon mit einem Ausrüstervertrag im Gepäck. In Wimbledon hatte Ofner noch mit einem „wilden“ Mode-Mix aus vier verschiedenen Sportanbietern für Verwunderung gesorgt. Im Match hat er sogar das Leibchen und da die Marke gewechselt. Doch sein toller Auftritt ist auch den diversen Sponsor-Scouts nicht entgangen. „Ja, ich habe schon einige Anfragen bekommen. Ich muss schauen, wie sich das entwickelt“, erzählte Ofner.
Abhaken auf seiner To-do-List kann Ofner auch das Shake-Hand mit seinem großen Idol. Nach dem Training Ofners mit Dominic Thiem schaute auch Roger Federer vorbei. „Das war natürlich sehr lässig, weil er hat mir gleich die Hand gegeben und gesagt, ‚gratuliere und wie geht‘s?‘ Ich finde das sehr lässig, dass der auch so bodenständig ist, das war ein Highlight.“
Nach seinen Verbesserungsmöglichkeiten befragt, sieht Ofner Schwächen in der Defensive. „Da habe ich noch viel Potenzial. Und natürlich auch bei der Konstanz und der Sicherheit der Schläge.“ Darum wünscht auch er sich viel Spielpraxis gegen gute Spieler, um sich an das Niveau gewöhnen zu können.
Bei der Rückkehr von Rasen auf Sand wird er vor allem einen Schlag wieder ändern. „Auf Sand spiele ich definitiv mehr Spin auf der Vorhand, das habe ich schon ein bisserl adaptiert.“ Die Rückhand sowie der Aufschlag seien immer gleich.
Für den mit Abstand größten Preisgeldscheck seiner bisherigen Karriere (90.000 Pfund bzw. rund 101.700 Euro) gibt es ein Hauptziel. „Zur Seite legen. Das wird sicher in die Tenniszukunft investiert, und sonst gespart für schlechtere Zeiten.“ Einen kleinen Wunsch wird sich Ofner aber doch erfüllen: „Vielleicht ein neues Handy, das werde ich mir gönnen.“