Passanten machen neuen Brunnen zum Wunsch-Ort
Das Objekt in der Lienzer Rosengasse wurde spontan zum Glücksbrunnen. Ein Blick ins Becken verrät: Hier wird der Münzwurf ausgiebig praktiziert.
Von Claudia Funder
Lienz –In Lienz wird seit Kurzem buchstäblich mit Geld um sich geworfen. Ort des Geschehens: der neue Brunnen in der Lienzer Rosengasse, der einer historischen Pferdetränke nachempfunden worden war und vor gut einer Woche hier aufgestellt wurde – die TT berichtete.
Die Szenen ähneln sich und variieren doch leicht: Passanten – meist Urlauber – greifen zum Portemonnaie. Einige schnippen eine Münze lässig in den Brunnen, manche werfen das Geldstück stilecht über die Schulter nach hinten, wieder andere lassen dieses vergleichsweise unspektakulär ins Wasser gleiten. Nahezu allen gemeinsam ist: Sie wünschen sich dabei etwas.
Petra, Herwig, Heiko und Wiebke aus dem deutschen Hude machen in Osttirol Urlaub. Beim Münzwurf wünscht man sich „Gesundheit“ und „dass in den Bergen nichts passiert“. Mama Petra ergänzt lachend: „Und dass das Geld nie ausgeht.“
Antonia aus Lienz kommt gerade aus der neben dem Brunnen situierten Apotheke. Auch sie sagt nach dem Griff zur Münze: „Ich wünsche mir Gesundheit.“ Marco aus Innichen erträumt sich hingegen „Frieden auf der Welt“.
Benno aus Rosenheim entledigt sich eher pragmatisch einiger Cent-Stücke, die er, einfach nur weil sie ihm lästig waren, aus der Hosentasche gefischt hat. Wunsch habe er keinen. Sprach’s und stieg wieder auf das Rad.
25 Brunnen betreut die Stadt Lienz, gibt der Leiter des Städtischen Wasserwerks, Karl Schupfer, auf Nachfrage bekannt. An jedem Freitagvormittag werden diese von zwei Mitarbeitern gereinigt. Der neue Brunnen in der Rosengasse, der vor Kurzem aufgestellt und an die Wasserversorgung angeschlossen wurde, sei der einzige in Lienz, wo man das Münzenwerfen beobachten kann, sagt Schupfer. Am vergangenen Freitag wurde das neue Objekt erstmals mit einer Bürste gesäubert. Dabei wurden auch die am Grund des Beckens liegenden Münzen eingesammelt.
Und was geschieht mit den Geldstücken, die von den Wasserwerk-Mitarbeitern herausgefischt werden? „Ich habe sie in die Liebburg gebracht“, antwortet Schupfer. „Das Geld soll an einen sozialen Zweck fließen.“ Wofür es in Zukunft genau verwendet wird, werde der Stadtrat beschließen.
Große Beträge werden es wohl nicht sein, aber auch Kleinvieh macht Mist, wie es so schön heißt. Nur zwei Tage nach Brunnenreinigung und Münzentfernung glitzerte der Grund des Beckens jedenfalls schon wieder gehörig.