Trump will „konstruktiv“ mit Moskau zusammenarbeiten - auch bei Cyber

Washington/Hamburg (APA/AFP/Reuters) - Nach seinem über zweistündigen Treffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin beim G-20-Gipfel...

Washington/Hamburg (APA/AFP/Reuters) - Nach seinem über zweistündigen Treffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin beim G-20-Gipfel in Hamburg hat US-Präsident Donald Trump eine „konstruktive“ Zusammenarbeit mit Russland angekündigt - auch bei der Abwehr von Cyber-Attacken.

In einer Reihe von Twitter-Botschaften machte Trump am Sonntag zwar deutlich, dass es noch zu früh sei, die Sanktionen gegen Russland aufzuheben. Es sei nun aber an der Zeit, „konstruktiv“ mit Russland zusammenzuarbeiten.

Zum Streit um den Vorwurf einer russischen Einmischung in den US-Wahlkampf, auch durch Hackerangriffe, schrieb Trump im Onlinedienst Twitter, Putin habe den Vorwurf in Hamburg „vehement“ zurückgewiesen. Laut Putin hat Trump das russische Dementi akzeptiert. „Trump hat dazu eine Menge Fragen gestellt, und ich habe ihm geantwortet. Mir schien es so, als habe er das anerkannt“, sagte Putin am Samstag in Hamburg. Trump gab bei dem Gipfel keine Abschluss-Pressekonferenz.

Trump kündigte danach auf Twitter an, er und Putin hätten auch darüber gesprochen, eine „Einheit zur Cybersicherheit“ aufzustellen, um künftige Einflussnahmen im Wahlkampf zu verhindern. Diese Ankündigung löste Spott und Häme in seiner eigenen Republikanischen Partei aus, war doch der US-Geheimdienst im vergangenen Jahr zu dem Schluss gelangt, dass Russland hinter Hackerangriffen während des US-Wahlkampfs gesteckt habe.

Die republikanischen US-Senatoren Marco Rubio, John McCain und Lindsey Graham, die Trump schon mehrfach kritisiert hatten, äußerten sich ironisch bis sarkastisch zu einer solchen Zusammenarbeit mit Putin. Rubio schrieb auf Twitter, dies sei, als würde man mit der syrischen Regierung gegen Chemiewaffenangriffe zusammenarbeiten. McCain sagte in einem CBS-Fernsehinterview: „Ich bin sicher, dass Wladimir Putin eine große Hilfe dabei sein kann - schließlich hat er die Hackerangriffe ja gemacht.“ Graham wiederum nannte im Sender NBC eine solche Zusammenarbeit „nicht die dümmste Idee, die ich je gehört habe, aber fast“.

Auch der führende Demokrat im Geheimdienstausschuss des Repräsentantenhauses, Adam Schiff, kritisierte Trumps Vorschlag: Wenn dies der beste Plan zum Schutz des Votums sei, könnten die USA ihre Wahlurnen auch gleich per Post nach Moskau schicken, sagte er auf CNN.

Putin hatte den US-Präsidenten nach ihrem ausführlichen Gespräch in Hamburg gelobt. „Der Trump im Fernsehen ist ganz anders als der echte“, sagte er zum Abschluss des G-20-Gipfels. „Ich glaube, es wurden persönliche Beziehungen geknüpft.“ Weiter sagte er über Trump: „Er weiß ganz genau, mit wem er redet, und er beantwortet Fragen sehr schnell.“ Putin, dessen Verhältnis zu Trumps Vorgänger Barack Obama zuletzt eisig war, äußerte sich nun hoffnungsvoll: Es gebe Grund zu der Annahme, „dass wir in der Lage sein werden, zumindest teilweise das Kooperationsniveau herzustellen, das wir brauchen“.

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US-Außenminister Rex Tillerson, der bei dem Treffen der beiden Staatschefs am Freitag dabei war, hatte bereits direkt danach gesagt, die Chemie zwischen den beiden sei „ganz klar positiv“ gewesen. Bei einem Besuch in Kiew am Sonntag, wo er deeskalierende Schritte von Moskau im Konflikt um die Ostukraine forderte, ging er dann auch auf die Kooperation im Bereich Cyber-Attacken ein: Es solle gemeinsam eine „Struktur“ geprüft werden, wie mit diesem „sehr komplexen Thema“ der Cyber-Sicherheit umgegangen werden könne.

In den USA gehen derzeit mehrere Gremien dem Verdacht nach, Russland habe durch das Ausspionieren vertraulicher Daten die US-Präsidentenwahl beeinflusst. Zudem geht es um die Frage, ob es geheime Absprachen zwischen Trumps Wahlkampfteam und Vertretern der russischen Regierung gab. Trump weist dies ebenso zurück wie Russland die Einmischung in den US-Wahlkampf.