Ehemalige Buwog-Mieter schlagen Alarm
Mieter von ehemaligen Buwog-Wohnungen fürchten, aus ihrem Zuhause gedrängt zu werden. Der neue Eigentümer weist Vorwürfe zurück.
Innsbruck –Die Mieter ehemaliger Buwog-Wohnungen in Innsbruck sind verunsichert. Es geht nicht nur um die rückwirkende Anhebung der Mietpreise, was bis zu 5200 Euro ausmacht. Gleichzeitig schlagen Bewohner in einem anonymen Schreiben, das unter anderem auch an die Tiroler Arbeiterkammer ging, Alarm: Demnach würden immer mehr Mieter vom neuen Eigentümer, dem Luxemburger Immobilieninvestor Jargonnant Partners (JP), aus den Wohnungen gedrängt, indem befristete Mietverträge nicht mehr verlängert werden. Viele Familien müssten demnach befürchten, kurzfristig auf dem überhitzten Innsbrucker Wohnungsmarkt eine Bleibe suchen zu müssen.
„Wenn überhaupt, dann kommt für den Mieter nur der Kauf der Wohnung in Frage“, schildern Betroffene in dem Schreiben. Der Eigentümer sei sogar bereit, die Wohnung leer stehen zu lassen, sei ihnen ausgerichtet worden. Einen Kauf könnten sich allerdings die wenigsten leisten. Hinter der Vorgangsweise des neuen Eigentümers, des Immobilienfonds JP, wird deshalb eine Strategie vermutet.
Das wiederum wird von JP in Abrede gestellt. Seit Übernahme der „JP Tirol GmbH & Co KG“ seien keine Mietverträge aufgrund aktiven Zutuns beendet worden, heißt es in einer Stellungnahme. „Dies erfolgte entweder aufgrund Tod des Hauptmieters, wegen Mieterkündigungen oder aufgrund des Befristungsendes infolge der von der Buwog abgeschlossenen Vertragswerke.“ Als Hauptgrund für Mietvertragsbeendigungen seit März nennt JP die von den Mietern selbst ausgesprochene Kündigung. Insgesamt würden die Vertragsauflösungen seither zwei Prozent der übernommenen Mietverhältnisse ausmachen.
Jargonnant Partners hatte im Vorjahr 1146 Buwog-Wohnungen in Tirol gekauft, davon 770 in Innsbruck, mit einer Gesamtvermietfläche von 89.000 m². Kolportiert wurde ein Kaufpreis von mehr als 120 Mio. Euro.
Welchen Verkaufspreis die ehemaligen Buwog-Wohnungen am freien Markt erzielen können, zeigt ein Beispiel eines Eckgebäudes in Innsbruck, in dem JP Buwog-Wohnungen erwarb. Nicht alle Wohnungen in dem Gebäude gehörten der Buwog, viele Wohnungen gehören Privatpersonen. JP zahlte für 3500 Quadratmeter Mietfläche laut Kaufvertrag 5,68 Mio. Euro, also knapp 1620 Euro pro Quadratmeter. Im selben Jahr hat eine Privatperson im selben Gebäude seine Wohnung am freien Markt verkauft: Kaufpreis samt Inventar: 4600 Euro pro Quadratmeter. (pn, mas)