Ducati SuperSport ist keine Frage der Superlative
Ducati präsentierte mit der neuen SuperSport den Einstieg in die sportliche Welt von Ducati. Beim Test stellten wir fest, dass Leistung nicht immer alles ist.
Von Lukas Letzner
Hatting – Ducati SuperSport. Bei dem Namen beginnt sicher bei vielen schon das Kopfkino, welches flüchtige Bilder von der einstigen Ducati 750 SS hervorbringt. Das damalige Glanzstück des italienischen Motorradbaus schaffte es auf Anhieb, die Japan-Armada zu entthronen.
Heute, etwas mehr als ein Vierteljahrhundert später, präsentiert uns Ducati wieder ein Motorrad mit dem klingenden Namen „SuperSport“, und wieder ist es ein atemberaubend schönes Zweirad geworden. So schön nämlich, dass sie auf der letztjährigen EICMA zum schönsten Motorrad der Messe gekürt wurde. Als wir kürzlich unser Testmotorrad in Empfang nehmen durften, konnten wir das nur bestätigen. Speziell der nahtlose Rahmen, der in einem luftigen Heck endet, betont die sportliche Figur der Italienerin. Die markant geschwungene Tagfahrleuchte und die edle Einarmschwinge werten die SuperSport zusätzlich auf.
Als wir die Italienerin das erste Mal satteln, sind wir begeistert, wie komfortabel man auf dem Landstraßensportler sitzt. Der Lenker erlaubt eine höhere Sitzposition als erwartet, und die moderat positionierten Fußrasten sprengen nicht gleich jede Kniescheibe. Die Sitzbank bietet verhältnismäßig viel Sitzfläche und erlaubt sogar die Mitnahme eines Sozius. Mit dem Druck auf den Anlasser erwecken wir den 937 cm³ großen Twin, der übrigens mit leichten Modifikationen aus der Hypermotard übernommen wurde, zum Leben. Er presst 110 PS aus seinen Brennkammern und schickt maximal 93 Nm an den hinteren Schlapfen. Neben den mittlerweile erhältlichen 200-PS-Superbikes reißen einen diese Daten natürlich nicht gleich vom Hocker, doch stirnrunzelnden PS-Fetischisten sei gesagt: Die Leistung ist vollkommen ausreichend. Schon auf den ersten Metern merken wir, dass Schub bei der neuen Duc keine Mangelware ist. Während sich der Testastretta unter 3000 Touren ordentlich durchschüttelt, stellt er ab 3000 U/min ein äußerst gleichmäßiges Leistungsplateau zur Verfügung, bei dem bis zum Einsetzen des Begrenzers stets mehr als 80 % des Drehmomentmaximums abgerufen werden können. Kurzum, der Desmo-Vau arbeitet unheimlich gleichförmig und setzt selbst weniger versierte Fahrer nicht unter Druck.
Apropos Druck: Mit eben dem sprinten wir bei unserem ausgedehnten Kurven-Swing aus jeder Kehre, bevor die Brembos gut dosierbar und kräftig zupacken. Während in unserer Normalo-Variante der SuperSport lediglich eine Upside-down-Gabel von Marzocchi (einstellbar in Zug-, Druckstufe und Vorspannung) und ein Sachs-Mono-Federbein im Heck (einstellbar in Zugstufe und Vorspannung) arbeiten, ist die S-Version mit Komponenten des schwedischen Experten Öhlins zu haben. Doch schon die Standardkomponenten unserer SuperSport sorgen für gewohnt hohe Kurvenstabilität und Präzision. Während der ausgedehnten Tour fühlt sich unsere 210 Kilogramm schwere Duc stets handlich und agil an, lässt sich willig in Kurven aller Radien werfen, um im nächsten Moment energisch davonzustürmen. Man hat dabei das Gefühl, stets alles unter Kontrolle zu haben, vermisst eigentlich nie Leistung und wird auch nie überfordert. Um die perfekte Einstellung zu finden, stehen drei Fahrmodi (Sport, Touring, Urban) zur Verfügung, mit denen sich der Schlupf am Hinterrad und die Leistung regeln lassen. Auch wenn die SuperSport auf der Rennstrecke vielleicht das letzte Quäntchen Schärfe vermissen lässt, sie beherrscht den Landstraßensport ohne Extreme und kommt wahrscheinlich deshalb so sympathisch rüber.