Vom Hundejaulen beim Trauungsakt: Standesbeamter sagt Adieu
Nach mehr als 1500 Trauungen im Standesamtsverband Jenbach sagt Helmut Troger Adieu. In 21 Jahren erlebte der Standesbeamte etliche Überraschungen.
Von Walter Zwicknagl
Jenbach –Viel erzählen kann Helmut Troger, der vor 21 Jahren Leiter des Standesamtsverbandes Jenbach mit den Gemeinden Buch, Eben, Strass, Gallzein, Wiesing und Jenbach wurde. Nach mehr als 1500 Trauungen wird er Anfang November in den Ruhestand treten. „Der Herr der Ringe geht bald in Pension“ heißt es im Gemeindeamt Jenbach, wenn vom „Helli“ die Rede ist. 35 Bewerber hatte es gegeben, als der Posten ausgeschrieben wurde. Und 32 waren es auch diesmal. Die Nachfolge ist im Standesamtsverband schon geregelt, wie der Jenbacher Bürgermeister Dietmar Wallner bestätigt. Verena Tschaikner aus Kramsach wird heute als Troger-Nachfolgerin das erste Paar trauen.
Bei einem Blick zurück muss Helmut Troger lachen. „Zu meinem Start suchte ich mir ein Paar aus, das vielleicht nicht meine Nervosität spüren sollte. Der Herr war 83 Jahre, die Braut 84. Dabei war es fast ein Albtraum, denn ein mit Riesenkamera bewaffneter Hochzeitsfilmer rückte an. Aber es hat geklappt“, erzählt Troger. „Einmal kam am Montag ganz aufgeregt ein Hochzeitsfilmer ins Büro und bat mich händeringend, ob ich die Trauung für ihn nochmals zelebrieren könnte. Denn der Arme hatte den Knopf ‚Ton‘ an der Kamera nicht gedrückt.“ Ohne Publikum gab es dann dieses Prozedere nochmals. „Nein“ sagte in diesen 21 Jahren kein Hochzeiter, aber einmal wurde ihm süffisant ein „Vielleicht“ entgegengeschmettert. „Da fragte ich den Bräutigam, ob er sich jetzt vielleicht doch entscheiden könnte“, erinnert sich Helmut Troger. Unvergesslich ist für ihn der Auftritt einer Braut mit den Lockenwicklern in den Haaren oder eines Bräutigams im Trainingsanzug.
Fast zum Schauspiel wurde die Trauung eines deutschen Paares. Ob sie den Hund zur Trauung mitnehmen könnten, hatte man gefragt. „Und gekommen sind sie mit einem Hund mit Schulterhöhe von einem Meter. Als dann Panflötenmusik ertönte, fing der Hund stimmig zu heulen an und drehte sich auf den Rücken. Brautpaar und Zeugen bogen sich vor Lachen“, schmunzelt Troger. Wenig romantisch war für den Beamten eine Trauung in der Gramai, denn im Umfeld waren etliche Kuhfladen. Aber auch der Aussichtsturm in Pertisau war für zwei Paare die ideale Location.
„Wenn während der Trauung das Handy klingelt und der Trauzeuge für eine Minute aus dem Saal flieht, ist das auch nicht lustig. Neulich las ein Trauzeuge während der Zeremonie eine WhatsApp-Nachricht und zeigte sie dem Bräutigam. Da musste ich schon fragen, ob ich ihm die Rede per SMS schicken soll“, sagt Troger trocken. Und er spart auch nicht mit Kritik. Ort und Trauung sollten dem Anlass entsprechen, meint er. Was in manchen Fällen nicht selbstverständlich ist. „Ich musste feststellen, dass die Hemmschwelle sinkt“, setzt er bedauernd nach.
Das ganze Leben mit seiner Vielfalt – von der Geburt bis zum Tod – spiele sich in den Amtsräumen der Standesämter ab – zumindest auf dem Papier. Apropos Papier: Oft sei es nicht einfach, die Echtheit der Dokumente festzustellen. „Mitunter war ein Paar dabei, bei dem sich später die Identität des Bräutigams als falsch herausstellte. Auch so genannte Scheinehen waren dabei – aber es ist schwer zu prüfen, was Liebe oder Kalkül ist“, sagt Troger bedauernd.