Innsbruck

“Chess Festival Innsbruck“: Die Bretter, die die Welt bedeuten

© Foto Rudy De Moor / Tiroler Tage

Beim ersten „Chess Festival Innsbruck“ sind noch bis Samstag internationale Spitzenspieler und heimische Talente am Start. Der Veranstalter betont vor allem den völkerverbindenden Charakter des königlichen Spiels.

Von Michael Domanig

Innsbruck –Über 200 Teilnehmer aus 17 Nationen, darunter gleich neun Großmeister und 13 Internationale Meister, in Summe satte 10.000 Euro Preisgeld: Das erste internationale „Chess Festival Innsbruck“, das noch bis Samstag im Einkaufszentrum Sillpark in Szene geht, zählt zu den größten Schachturnieren, die Nordtirol je gesehen hat.

„Der Schachsport boomt generell wieder, gerade bei den Jungen“, freut sich Veranstalter Giorgio Gugler, der das Großereignis gemeinsam mit 25 freiwilligen Helfern „schupft“. Sein Bezug zum Brett ist ein sehr persönlicher: „Ich hatte eine schwere gesundheitliche Krise und fand übers Schach ins Leben zurück, es hat mir viel Freude und Energie geschenkt.“ Beim Schachklub Laudegg (Bezirk Landeck) arbeitet Gugler mit Senioren und behinderten Menschen, „um so etwas zurückzugeben“. Zugleich seien Nachwuchsspieler mit der Frage an ihn herangetreten, „ob es möglich wäre, in Tirol ein internationales Turnier auszurichten, bei dem sich junge Spieler mit Großmeistern messen können“. So sei die Idee herangereift – „und alle Tiroler Schachvereine zogen sofort begeistert mit“.

Dass bereits bei der Premiere des Chess Festivals – bestehend aus einem A- und B-Turnier sowie einer Blitzschachtrophy – internationale Spitzenspieler am Start sind, bedeutet für Gugler nun „Gänsehaut pur“.

Zu nennen ist allen voran Großmeister Markus Ragger: Der Schachprofi aus Kärnten – mit einer „Elo-Zahl“ (also Spielstärke) von knapp 2700 Österreichs klare Nummer eins und aktuell einer der hundert besten Schachspieler weltweit – gewann am Samstag souverän die Blitzschachtrophy. Er finde es toll, dass das Turnier „mittendrin“ stattfindet, in einem vielfrequentierten Einkaufszentrum, meint der 29-Jährige im TT-Gespräch. Das sei für alle Beteiligten etwas Besonderes. Für Ragger, der im Vereinsschach schon in acht verschiedenen europäischen Ländern Titel erobert hat und 120 bis 150 Tage pro Jahr im Ausland spielt, ist Schach „nicht nur Beruf, sondern auch Hobby“. Nur so sind wohl die durchschnittlich sechs bis acht Stunden zu erklären, die er jeden Tag ins Training investiert. Bereits als 6-Jähriger spielte Ragger vereinsmäßig Schach, die Regeln beherrschte er sogar noch früher: „Meine Großeltern haben täglich gegeneinander gespielt“, erzählt er.

Was einen guten Schachspieler ausmacht, lasse sich nicht pauschal sagen, meint Ragger, es gebe da die unterschiedlichsten Zugänge – eher mathematisch-logische Typen wie ihn selbst, aber auch künstlerisch-kreative Spieler. Neben Talent brauche es auf alle Fälle auch viel Ehrgeiz und Leidenschaft.

Genau diese Passion bringt auch Großmeister Alex Yermolinsk­y (59) mit, vermutlich der am weitesten angereiste Teilnehmer in Innsbruck: Der zweifache US-Meister mit Wurzeln in Leningrad, der heute in Sioux Falls, South Dakota, lebt, erfuhr über den befreundeten deutschen Großmeister Thomas Luther vom Innsbrucker Turnier. Yermolinsky ist in Tirol aber nicht nur am Brett aktiv, sondern trägt den Turnierverlauf auch in alle Welt hinaus – als Online-Kommentator für namhafte Schach-Websites.

Besonders große Freude mit dem neuen Chess Festival hat der älteste Teilnehmer, der 82-jährige Bernhard Janda aus Innsbruck. Ihn fasziniert Schach schon seit über siebzig Jahren. „Du brauchst nur ein Brett und Figuren und kannst sofort mit Menschen aus aller Welt spielen, musst nicht einmal deren Sprache sprechen“, schwärmt er. Auch im Urlaub in Australien, den USA oder Italien habe er immer Schachpartner gefunden. Menschliche Gegner sind Janda – zu dessen größten Erfolgen ein Innsbrucker Seniorenstadtmeistertitel zählt – dabei übrigens „100-mal lieber“ als jeder Computer: „Ich will ihnen in die Augen blicken, ihre Reaktionen analysieren, schauen, ob sie nervös werden“, lacht er. Beim erst 10-jährigen Jonas Hohenegger aus Innsbruck – der für das Schachfestival am liebsten sogar den Urlaub mit den Eltern sausen lassen würde – ist von Nervosität jedoch nichts zu spüren: Spontan forderte er Janda bei der Eröffnungsfeier zum freundschaftlichen Match heraus.

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Genau das sei das Schöne am Schach, meint Veranstalter Gugler: „Herkunft und Alter spielen keine Rolle, es ist einfach ein Friedensspiel.“ Diesen völkerverbindenden und freundschaftlichen Aspekt unterstreicht auch die Hymne, die Musiker Antonio Restelli eigens für das Chess Festival verfasst hat – und zwar gleich in drei Sprachen.

Gugler möchte das neue Turnier übrigens in Serie gehen lassen: Eine Fortsetzung 2018 sei bereits fixiert.

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