1961-1997

„Königin der Herzen“: Lady Diana starb vor 20 Jahren

Prinzessin Diana starb vor 20 Jahren bei einem Autounfall in Paris.
© AFP/Gerry Penny

Ein Drama bewegt die Welt: Diana, populäre Ex-Frau des britischen Thronfolgers Prinz Charles, verunglückt in einem Pariser Straßentunnel. Auch zwei Jahrzehnte danach wird noch getrauert.

London — Ein schwarzer Mercedes rast durch die Pariser Nacht. Im Alma-Tunnel nahe der Seine kommt die schwere Limousine von der Straße ab und prallt an einen Pfeiler. Paparazzi sind am Unfallort, schießen die ersten Fotos. „Prinzessin Diana ist in dem Auto", ruft einer der Umstehenden. In den frühen Morgenstunden des 31. August 1997 nimmt das Drama von Paris seinen Anfang.

Die 36-jährige Diana und ihr 42-jähriger Partner Dodi Al Fayed kommen vom Abendessen im schicken Ritz-Hotel an der Place Vendome, verfolgt von Fotografen. Alle vier Insassen des Fahrzeugs sind nicht angeschnallt, als der Unfall geschieht. Die schwer verletzte Diana wird in eine Klinik gebracht, wo sie kurze Zeit später stirbt. Nur der Leibwächter auf dem Beifahrersitz überlebt. Ermittlungen ergeben, dass der Chauffeur zu schnell fuhr. Er hatte Alkohol und Medikamente im Blut.

Ihr schwerster Gang: Prinz William, damlas 15 Jahre alt, und sein drei Jahre jüngerer Bruder Harry begleiteten mit ihrem Vater Prinz Charles, dianas Bruder Earl Charles Spencer (Mitte) und ihrem Großvater Prinz Philipp den Sarg ihrer Mutter.
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Das Unglück vor 20 Jahren erschütterte die Briten und Millionen Menschen weltweit zutiefst. Denn Diana galt als die „Königin der Herzen". Weinende Menschen in den Arm nehmen, einem Aids-Kranken die Hand schütteln — das war damals für ein Mitglied des Königshauses höchst ungewöhnlich. Ihre natürliche Art begeisterte die Menschen und war so ganz anders als das Verhalten des Thronfolgers Prinz Charles, der vielen Landsleuten verschroben und unnahbar erschien.

Die Ehe der beiden stand von Anfang an unter keinem guten Stern. Gerade 13 Mal habe sie sich mit Charles vor der Hochzeit getroffen, berichtete Diana auf Videoaufnahmen, die kürzlich in Großbritannien veröffentlicht wurden. Schon kurz nach der Verlobung habe Charles sie traumatisiert: Auf die Frage eines Journalisten, ob das Paar verliebt sei, platzte sie mit einem „Ja, natürlich!" heraus. Charles antwortete jedoch: „Was auch immer Verliebtsein heißen mag."

Auf ihrem Schreibtisch im Kensington Palast hatte Prinzessin Diana Bilder ihrer Söhne.
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Schon kurz nach der Hochzeit betrog er Diana mit seiner Jugendliebe Camilla Parker Bowles. Ein Rosenkrieg begann. Diana litt unter Bulimie, fühlte sich allein und stürzte sich in Affären. 1996, ein Jahr vor Dianas Tod, ließ das Paar sich schließlich scheiden. In Gegenwart von Charles wirkte sie oft nachdenklich und traurig, aber nie, wenn sie mit ihren Söhnen Harry und William zusammen war.

„Sie war wie ein großes Kind", sagt Harry in einer neuen TV-Dokumentation des Senders ITV. Die Söhne wollen der Öffentlichkeit zeigen, wie sie ihre Mutter wahrgenommen haben. „Sie hat uns mit Liebe überschüttet." Gleichzeitig sei Diana unkonventionell gewesen. „Du kannst so frech sein, wie du willst, lass' dich nur nicht dabei erwischen" sei einer ihrer Ratschläge gewesen. Besonders macht Harry und William zu schaffen, wie kurz das letzte Telefongespräch mit Diana war — denn die Brüder wollten spielen gehen. Es sei „unvorstellbar schwer", damit zurechtzukommen. Damals war William 15 und Harry zwölf Jahre alt.

In einer BBC-Dokumentation sprachen die beiden Prinzen offen wie nie zuvor über den Verlust ihrer Mutter. Der Tod der Mutter sei in dem Alter sehr traumatisch. „Es kann dich formen oder brechen. Und ich wollte mich nicht brechen lassen", sagte William. „Ich wollte, dass sie stolz ist auf mich und die Person, die aus mir geworden ist. Ich wollte nicht, dass sie sich Sorgen macht, weil ich und/oder Harry durch den Verlust völlig am Boden zerstört wären."

Sein jüngerer Bruder Harry sprach in der Dokumentation über das Verhalten der Paparazzi am Unfallort. „Am am schwierigsten zu verarbeiten ist die Tatsache, dass die Menschen, die sie in den gejagt haben, Fotos schossen, während sie auf dem Rücksitz im Sterben lag." Ihm und William sei von mehreren Seiten gesagt worden, dass Diana, die schwere Kopfverletzungen erlitten hatte, direkt nach dem Unfall noch am Leben war. „Und diese Menschen, die den Unfall verursacht haben, fotografierten, statt ihr zu helfen."

Blumenmeer vor dem Kensington Palace, in dem Prinzessin Diana mit ihren Söhnen bis zu ihrem Tod lebte.
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Die Anteilnahme am Tod Dianas war enorm. Nur die Royals, insbesondere die Queen, hielten sich anfangs bedeckt. Die Briten deuteten das als Herzlosigkeit; das Königshaus wurde immer unbeliebter.

Dianas Grab liegt auf einer Insel in einem See auf dem englischen Landgut Althorp, dem Stammsitz ihrer Familie. Es wurde zum Jahrestag saniert. Ein Denkmal am Londoner Kensington-Palast, wo die Prinzessin 15 Jahre lang lebte, und eine zweijährige Ausstellung mit einigen ihrer vielen Kleider sollen an die „Königin der Herzen" erinnern. Denn Diana war für viele auch eine Mode-Ikone.

Eindrücke von der Beerdigung.
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Charles ist inzwischen seit zwölf Jahren mit seiner großen Liebe Camilla verheiratet, die anfangs oft als Rottweiler verspottet worden war. Die beiden verschafften sich durch ihr seriöses Auftreten und ihren Fleiß wieder Respekt beim Volk. Ende gut, alles gut? Wohl kaum. Die Wunden bei allen Beteiligten sind tief. Der Rosenkrieg wird in Großbritannien fortgeschrieben, gerade jetzt zum Todestag. Ob es um das Sexleben von Thronfolger Charles oder um die Häufigkeit der Bulimie-Anfälle Dianas geht: Jedes Detail wird veröffentlicht.

In Paris pilgern unterdessen Touristen an ein Denkmal an der Alma-Brücke, das eigentlich nichts mit Diana zu tun hat, aber als improvisiertes Memorial dient. Unter einer Nachbildung der Fackel der New Yorker Freiheitsstatue, die schon lange vor dem tragischen Unfall aufgestellt wurde, liegen Blumen und gerahmte Diana-Bilder.

Bereits am Mittwoch gedachten Prinz William und Prinz Harry ihrer verstorbenen Mutter. Die beiden trafen sich mit Vertretern sozialer Einrichtungen. Zuvor unternahmen die Prinzen einen Rundgang durch einen Teil des Gartens des Londoner Kensington-Palasts, der in Erinnerung an Diana mit weißen Blumen bepflanzt worden war.

Auch Williams Frau, Herzogin Kate (35), war bei dem Termin im strömenden Regen dabei. Trauerkleidung war aber nicht angesagt: Kate trug ein grünes, hochgeschlossenes Sommmerkleid. William und Harry verzichteten auf eine Krawatte. Vor dem Kensington Palast legten viele Blumen nieder. William und Harry haben angekündigt, in der Nähe eine Statue ihrer Mutter errichten zu lassen. (APA/dpa, TT.com)