Nordkorea-Konflikt: „Diplomatie ist jetzt der einzige Weg“
Der US-Geschäftsträger in Wien, Stephen Hubler, pocht im TT-Interview auf eine diplomatische Lösung des Konflikts mit Nordkorea.
Müssen wir uns vor einem weiteren Koreakrieg fürchten?
Stephen Hubler: Wir versuchen jetzt, diese Problematik diplomatisch zu lösen. Es gibt eine ganze Bandbreite von Kapazitäten, die wir einsetzen könnten.
Die Schlagzeilen dominiert hat aber die indirekte Kriegsdrohung von Präsident Donald Trump. Fast zeitgleich hat Außenminister Rex Tillerson von Dialog gesprochen. Wem soll die Welt zuhören?
Hubler: Es gibt einen breiten Konsens innerhalb der Regierung, dass wir eine diplomatische Lösung finden müssen. Das ist der einzige Weg, dem wir jetzt folgen.
Bisher ist es aber nicht gelungen, Nordkoreas Waffenprogramm zu stoppen. Welchen neuen Ansatz kann es jetzt noch geben?
Hubler: Deswegen hat der Präsident die „strategische Geduld" aufgegeben (die in den vergangenen Jahren die amerikanische Nordkorea-Politik bestimmt hat, Anm.). Wir versuchen, durch eine Kombination aus Gesprächen und Druck auf Nordkorea die Verhandlungen weiterzuführen.
Welche Rolle spielt dabei Druck auf China?
Hubler: China spielt eine sehr große Rolle. Auf China entfallen 90 Prozent des nordkoreanischen Außenhandels. Präsident Trump und die Regierung insgesamt sehen China als sehr wichtigen Partner.
Wenn man sich die Rhetorik in Washington anhört, dann könnte man den Eindruck gewinnen, dass China nicht nur Partner, sondern auch Gegner ist ...
Hubler: China ist in dieser Sache ein Partner, und wir hatten bis jetzt mit Peking eine sehr gute Kooperation. Die Chinesen haben am Wochenende erklärt, dass sie die weiteren wirtschaftlichen Aktivitäten mit Nordkorea einschränken wollen. Das ist ein Zeichen für Fortschritt.
Trotzdem haben die Nordkoreaner bisher unbeirrt ihre Raketen- und Atomtests fortgesetzt. Muss sich die Welt darauf einstellen, dass Nordkorea zur Atommacht aufsteigt, mit der man dann umgehen muss, wie beispielsweise mit Pakistan?
Hubler: Für uns ist klar: Wir können nicht akzeptieren, dass Nordkorea Nuklearwaffen hat und über die Fähigkeit verfügt, diese Waffen einzusetzen. Wir wollen in Nordkorea keinen Regierungswechsel und auch keine Beschleunigung des Prozesses der Wiedervereinigung. Aber für uns und die internationale Gemeinschaft ist klar, dass Nordkorea kein nuklearer Staat sein kann.
Aber wenn alles andere nicht funktioniert, läuft es am Ende doch wieder auf die Frage hinaus: Greifen die USA an oder nicht?
Hubler: Deswegen ist es umso wichtiger, dass wir diese diplomatische Lösung finden — durch Druck und Gespräche, auch mit anderen Partnern.
Kann dabei auch Europa eine Rolle spielen?
Hubler: Europa kann und soll auch eine große Rolle spielen, wenn es etwa um die Umsetzung von wirtschaftlichen Sanktionen geht. Wir koordinieren auch unsere Außenpolitik gegenüber Nordkorea mit den Europäern.
Das Gespräch führte Floo Weißmann
Zur Person:
Stephen A. Hubler fungiert derzeit als Geschäftsträger der US-Botschaft in Wien. Der Berufsdiplomat war zuvor u. a. in Deutschland und in Russland im Einsatz. Noch ist völlig offen, wann Präsident Donald Trump einen neuen Botschafter nominiert.