Gefährliche Aufräumarbeiten nach Bergsturz in der Schweiz
Nach dem Felsabbruch hatte eine Geröll- und Schlammlawine garagengroße Gesteinsbrocken bis an den Ortsrand geschoben. Geologen befürchten weitere Felsabbrüche. Wann die Bewohner ins Dorf zurück dürfen bleibt ungewiss.
Bondo – Das Schweizer Dorf Bondo wird nach dem großen Bergsturz, bei dem vermutlich auch eine Ehepaar aus Österreich ums Leben kam, nicht so rasch zur Normalität zurückkehren können. Die Aufräumarbeiten werden mehrere Jahre dauern, wie die Behörden am Dienstag bekannt gaben. Wann die Bewohner zurückkehren können, ist ungewiss.
300 Personen besuchten am Dienstagabend in Vicosoprano im nördlichen Bergell einen Informationsabend zur Situation rund eine Woche nach dem Felssturz. Dabei wurde klar, dass eine Rückkehr der Dorfbewohner so rasch nicht möglich sein wird. Die „Rekonstruktionsphase könne drei, vier oder noch mehrere Jahre dauern“, hieß es.
Weitere Felsabbrüche und Murenabgänge befürchtet
Die Aufräumarbeiten sind gefährlich – Geologen befürchten weitere Felsabbrüche. Rund eine Million Kubikmeter Gestein seien nicht mehr stabil. Das ist nach Angaben des Amtes für Wald und Naturgefahren zu viel zum Sprengen. Wann sich das Gestein löst, weiß niemand.
Auch weitere Murgänge seien nicht auszuschließen. Solange diese Gefahr bestehe, müssen die Arbeiter im Stande sein, rasch das Auffangbecken zu verlassen. 200.000 Kubikmeter Material müssen abgetragen und auf eine Deponie im nördlichen Bergell verfrachtet werden. Nach neuen Messungen sind letzten Mittwoch am Piz Cengalo nicht - wie geschätzt - vier Millionen Kubikmeter Fels abgebrochen, sondern drei Millionen.
Einer der größten Bergstürze in der Schweiz seit 100 Jahren
Am 3369 Meter hohen Piz Cengalo waren am 23. August vier Millionen Kubikmeter Gestein abgebrochen und ins Tal gestürzt. Es folgte eine Gerölllawine, die kilometerweit ins Tal rutschte. Acht Wanderer, darunter zwei aus Österreich, waren in dem Unglücksgebiet als vermisst gemeldet worden. Die Polizei stellte die Suche nach ihnen am Wochenende ein und ging davon aus, dass sie ums Leben kamen.
Bereits zwei Tage nach dem Bergsturz war erneut Stein abgebrochen und hatte die Geröllmasse bei Bondo erneut ins Rutschen gebracht. Dabei wurde ein Bagger fortgerissen. Der Baggerführer war zu dem Zeitpunkt nicht im Führerhäuschen. Die Polizei warnte Einwohner per Twitter vor einer geplanten Sprengung in der Nähe von Bondo. Mit dem Bergsturz habe das aber nichts zu tun, erklärte sie. (APA/dpa/ sda)