Bezirk Reutte

VS Lechleiten: Palfrader vom Widerstand überrascht

© Thomas Boehm / TT

Die Emotionen um das Aus der VS Lechleiten kochen über. Die Sorgen der Eltern kann LR Palfrader verstehen, der Erhalt mache aber keinen Sinn. Jetzt ist das Gericht am Zug.

Von Simone Tschol

Steeg –„Nach derzeitigem Stand der Dinge startet die Volksschule Lechleiten – wie alle anderen Volksschulen auch – nächste Woche ins neue Schuljahr“, lässt Landesrätin Beate Palfrader auf Nachfrage der TT wissen.

Wie lange der Schulbetrieb in der kleinen Grundschule aufrechterhalten werde, sei derzeit noch nicht klar. „Das hängt von der Entscheidung des Landesverwaltungsgerichtes ab. Fällt diese zugunsten der Gemeinde aus, wird die Volksschule weitergeführt – bis die Schülerzahl unter die Mindestzahl sinkt oder die Gemeinde die Schließung der Volksschule Lechleiten selbst beantragt.“ Bekomme das Land Recht, so werde die Schule wie geplant geschlossen. Palfrader: „Wenn die Entscheidung im November fällt, werden wir aber sicher nicht von heute auf morgen zusperren. Dann muss man schauen, wie man das organisatorisch am besten löst – eventuell mit Semesterende oder erst mit Ende des Schuljahres.“ Dass Eltern wie Kinder derzeit verunsichert seien und nicht recht wüssten, wie es genau weitergeht, kann Palfrader nachvollziehen. „Mir wäre es auch lieber, die Entscheidung wäre schon gefallen, aber das kann ich nicht beeinflussen“, so die Landesrätin pragmatisch.

Was Palfrader besonders sauer aufstößt, ist die Tatsache, dass ihr Rachsucht unterstellt wird: „Das ist doch absurd. Es macht mir doch keinen Spaß, Schulen zu schließen.“ Ihr gehe es einzig und allein darum, alle Kinder pädagogisch abzusichern. „Natürlich bin dafür, dass Infrastruktur in den Gemeinden erhalten bleibt, aber bei 30 Schülern drei Schulen und drei Direktoren zu haben, macht doch wirklich keinen Sinn. Da ist es doch wesentlich wichtiger, die zweite Klasse in der Volksschule in Steeg mit den Kindern aus Hägerau und Lechleiten abzusichern. Zumal diese Kinder sowieso zweimal wöchentlich zum Turnen nach Steeg fahren, weil sie keinen Turnsaal haben“, bekräftigt Palfrader.

Die Oberstufe, die durch die neue Sprengelverordnung wegfällt, werde definitiv nicht weitergeführt, auch wenn die Gemeinde gegen die Verordnung beim Verfassungsgerichtshof vorgehen will. Palfrader: „Die Volksschul-Oberstufe in Lechleiten war die letzte ihrer Art in ganz Österreich. Sie hat keinen Lehrplan mehr und für die Umsetzung des NMS-Lehrplans keinen geprüften Lehrer. Hier geht es nicht um das Engagement des Direktors, sondern schlicht und ergreifend darum, dass er für diese Tätigkeit nicht qualifiziert ist.“

Zudem blieben den beiden Oberstufen-Schülern sämtliche Zusatzangebote, die an der NMS Lechtal angeboten werden, in Lechleiten gänzlich verwehrt. Palfrader: „Gerade in dem Alter spielt sich so vieles ab. Sie haben abgesehen von Bildungsfragen auch keinerlei schulischen Kontakt zu Gleichaltrigen.“

Auch die Begründung, dass der Schulweg in die Volksschule Steeg oder die Neue Mittelschule eine Gefahr für Leib und Leben darstelle, kann Palfrader überhaupt nicht nachvollziehen. „Wir haben uns das angeschaut. In den letzten vier Jahren war die Straße zwischen Steeg und Lechleiten genau einen Tag gesperrt. Außerdem besuchen die Kinder aus den Lechtaler Seitentälern auch die Neue Mittelschule in Elbigenalp. Und da gibt es offenbar keine Probleme.“

Zahlreiche Kleinschulen in Tirol werden nächste Woche nicht in das neue Schuljahr starten. Sie wurden geschlossen. Dass aus Steeg solch ein Widerstand kommt, damit hat Palfrader nicht gerechnet – speziell in Sachen Oberstufe. „Bürgermeister Walch hat selbst die Auflassung der Oberstufe in einem Gespräch, bei dem auch der Vorstand der Abteilung Bildung, Paul Gappmaier, und der Landesschulinspektor anwesend waren, angeboten. Und jetzt auch noch die neue Sprengelverordnung als Anlassverordnung zu bezeichnen, ist Quatsch. Wir haben heuer zwölf oder sogar 14 Sprengel abändern müssen.“

Aus langjähriger Erfahrung, so die Bildungslandesrätin, wisse sie, dass Eltern emotionale Probleme hätten, wenn Schulen geschlossen werden. „Wir erleben das überall. Aber wir setzen uns vollinhaltlich mit der Thematik auseinander und in allen bisherigen Fällen war es so, dass Eltern ein Jahr später eigentlich ganz froh waren.“

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