Actionkomödie

Moralische Prinzipien unter Agenten und Killern

Die Chemie zwischen den Stars ist eine offene Wunde in Buddy-Komödien, zwischen Samuel L. Jackson und Ryan Reynolds stimmt sie perfekt.
© Centfox

In Patrick Hughes’ Actionkomödie „Killer’s Bodyguard“ präsentiert Samuel L. Jackson eine grandiose Best-of-Revue seiner Kunst.

Von Peter Angerer

Innsbruck –In Robert Altmans Hollywood-Satire „The Player“ kennt der Studiochef Griffin Mill bei der Beurteilung eines Drehbuchs nur zwei Kriterien: Up oder Down. Und Mill produziert nur Stoffe, die Kinobesucher für das an der Kasse hinterlegte Geld nicht in einen Abgrund ziehen. Die legendären, in der „Blacklist“-Schublade deponierten Skripte liegen irgendwo dazwischen, bis ein Produzent den richtigen Kniff nach oben (Unterhaltung) – oder nach unten (Kunst) findet. Tom O’Connors Drehbuch „The Hitman’s Bodyguard” erzählte vor sieben Jahren noch ein Politdrama über einen weißrussischen Diktator, der vor dem Internationalen Gerichtshof für Menschenrechte in Den Haag angeklagt werden soll und mit einem Freispruch rechnen kann, weil der einzige noch lebende Zeuge als Auftragskiller verhindert ist. Nun gibt es diesen Film (deutscher Verleihtitel: „Killer’s Bodyguard“) als Buddy-­Komödie, und auf bizarre Weise ist dieser Mutationsprozess dem Film anzusehen. Deshalb sind im Abspann 31 Produzenten angeführt.

Bis zum Verlust eines prominenten Drogenbarons war Michael Bryce (Ryan Reynolds) der meistgebuchte CIA-Personenschützer. Seither geht es mit ihm bergab, moralisch reitet er aber noch immer ein hohes Ross. Auch der Auftragskiller Darius Kincaid (Samuel L. Jackson) folgt moralischen Prinzipien. Er tötet die Bösen, die Bryce beschützt. Wer ist also der bessere Mensch? Für eine eingehendere Debatte bleibt keine Zeit, da Kincaid in vier Stunden in Den Haag sein muss, um gegen Vladislav Dukhovich (Gary Oldman), einen sadistischen Massenmörder, auszusagen. Mit Kincaids Ablieferung könnte sich Bryce rehabilitieren. Dazu kommt noch ein privates Interesse, denn mit dem missglückten Schutzauftrag ist ihm vor zwei Jahren die Zuneigung seiner französischen Kollegin Amelia (Elodie Yung) schmerzhaft abhandengekommen. Kincaid wird dagegen für den Justizauftritt die Freilassung seiner Frau Sonia (Salma Hayek) zugesichert, der in einem Amsterdamer Gefängnis allerdings nichts abzugehen scheint. Wegen einer undichten Stelle bei Interpol ist dem Duo ein Söldnerheer auf den Fersen.

Das Rezept von „Killer’s Body­guard“ hat sich bereits in Walter Hills „Nur 48 Stunden“, Martin Brests „Midnight Run“ oder Richard Donners „16 Blocks“ bewährt. Die offene Wunde in derartigen Filmen ist immer die Chemie zwischen den Stars. In „Killer’s Bodyguard” überlässt Ryan Reynolds als emotional verletzter Mann Samuel L. Jackson das Kommando, der aus dem Speicher seiner Karriere eine Best-of-Nummernrevue abruft. Mal singen Bryce (im Falsett) und Kincaid im Fluchtauto oder kapern nach der Explosion des Wagens einen Bus voller Klosterschwestern, die Kincaid in die Welt von „The Sound of Music“ entführen. Dazwischen bleibt doch noch Raum für Persönliches. Kincaid erzählt von seinem ersten „Hit“ (ein Rassist, der einen Pastor abgeschlachtet hat) und wie er Sonia in einer Bar getroffen hat. Diese Bar war so ähnlich als Schlachtfeld auch schon zu sehen. Solche Reminiszenzen verknüpft Patrick Hughes („Expendables 3“) mit der rasantesten Action-­Choreographie des Jahres. Wahrscheinlich halten sich Leichen und Jacksons Verwendung des Wortes „Mother­fucker“ die Waage.

Für Sie im Bezirk Innsbruck unterwegs:

Verena Langegger

Verena Langegger

+4350403 2162

Michael Domanig

Michael Domanig

+4350403 2561

Renate Perktold

Renate Perktold

+4350403 3302