Spionage-Alarm im Kinder-Spielzimmer
Konsumentenschützer von Stiftung Warentest üben Kritik an „intelligentem“ Spielzeug. Mit Bluetooth könnten Kinder ausspioniert werden.
Berlin, Wien –Die deutschen Konsumentenschützer fällen ein vernichtendes Urteil über smartes Spielzeug. Dieses erlaube die Überwachung der Kinder, auch durch Fremde. Mithörende Teddys und ferngesteuerte Roboterhunde sind also mit Vorsicht zu genießen: Die deutsche Stiftung Warentest hat internetfähige Spielwaren getestet und dabei einige wahre Spione im Kinderzimmer entdeckt.
Die Tester stuften drei der sieben geprüften Spielzeuge als sehr kritisch und alle anderen als kritisch ein, wie die Stiftung in der neuen Ausgabe ihres Magazins Test ausführte. Grund für die Möglichkeit zum Ausspionieren sind demnach unsichere Funkverbindungen. Drei der getesteten Spielzeuge benötigten etwa für eine Bluetooth-Verbindung weder ein Passwort noch einen PIN-Code. Jeder Smartphone-Besitzer könne sich auf diese Weise mit den Spielwaren verbinden, „um das Kind abzuhören, es auszufragen oder zu bedrohen“, warnte die Stiftung Warentest.
Ein Roboter erlaubt es Fremden, zum Beispiel aus der Nachbarwohnung, dem Kind Fragen zu stellen und Anweisungen zu geben. Auch die Antworten des Kindes können abgehört werden. Ein Teddy kann Sprachnachrichten von den Eltern, aber auch von Fremden empfangen. Ein Roboterhund lässt sich auch von Unbefugten fernsteuern.
Bei den vier als kritisch eingestuften Spielzeugen, darunter Plüschtiere und eine Barbie, gab es zwar keine unsichere Funkverbindung, jedoch Abzüge bei den dazugehörigen Apps. Einige davon erfassen den Testern zufolge die Geräte-ID des Smartphones, übertragen Nutzerdaten an Drittfirmen oder setzen Tracker, die auch das Surfverhalten der Eltern protokollieren können.
Die Spielzeuge nehmen demnach über integrierte Mikros die Unterhaltungen mit den Kindern auf und schicken sie mitunter an die Server der Anbieter. Über die Barbie könnten Eltern sogar das eigene Kind belauschen, hieß es. Die Tester machten für ihre neue Ausgabe keine Angaben zum pädagogischen Wert der intelligenten Spielwaren. Ihre Einschätzung lautete dennoch, dass ein nicht internetfähiger, „dummer“ Teddy auch in Zukunft die schlauere Wahl sei.
Die Barbie war bereits vor fast zwei Jahren in die Schlagzeilen geraten. Das damals neue Modell hatte nicht nur zu den Kindern gesprochen, sondern via Mikrofon auch aufgenommen, was die Kinder ihrer Spielgefährtin zu erzählen hatten. Der Hersteller Mattel hatte dies auch noch den Eltern jede Woche per Audio-Datei mitgeteilt.
Kritik übten Konsumentenschützer auch an der sprechenden Puppe „Cayla“. Das interaktive Spielzeug verbinde sich über eine App mit dem Internet und kann dann, so das Versprechen des Herstellers „Genesis Toys“, Antworten auf Kinderfragen geben. In diesem Fall warnte der Verein für Konsumenteninformation vor der „Spionin im Kinderzimmer“: Die Puppe verfügt über Mikrofon und Spracherkennung und lässt sich über einen Netzwerkzugang steuern. (APA, TT )