Plan B könnte für Auer Formel E heißen
Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff hat sein Tiroler Talent Lucas Auer am Notizzettel. Durch den Einstieg in die Formel E könnten sich neue Türen öffnen.
Aus Monza: Daniel Suckert
Monza –Die Situation für Tirols PS-Hoffnung Lucas Auer ist augenblicklich keine einfache. Der Neffe von DTM-Boss Gerhard Berger hat vor der Sommerpause einen positiven Formel-1-Test (Force India) absolviert, scheint aber aufgrund der wenigen freien Cockpits vorerst in der Warteschleife zu hängen. Sein Mercedes-Sportchef Toto Wolff hat mit der Formel E zuletzt eine weitere Alternative auf den Tisch gelegt.
Die Marschrichtung für das Team mit dem Stern auf dem Frontflügel scheint klar. Abseits der weltweiten Plattform Formel 1 wird man sich nach 2018 aus dem Deutschen Tourenwagen Masters (DTM) verabschieden und sich ab 2019 der Formel E widmen. Wolff: „Das ist die Zukunft“, erklärte der Wiener im Rahmen des TT-Interviews. „Wir freuen uns, da etwas mitgestalten zu können.“
Noch hat die elektrifizierte Formel keinen besonderen Ruf, was die sportlichen Ansprüche betrifft. Augenblicklich ist es mehr ein Show- denn ein Technologie-Event, welches sich in Städten wie Paris oder New York den Zuschauern präsentiert. Die Rennen finden ausschließlich im urbanen Raum statt, durch die enge Kursführung sind „Unfälle“ und der damit verbundene „Wow“-Effekt vorprogrammiert.
Neben Mercedes werden auch Audi, BMW und Porsche den Gang in die batteriebetriebene Rennserie wagen. Die Kritiker sehen das als Reaktion auf den herrschenden Dieselskandal. Ein Vertreter dieser These ist auch DTM-Boss Gerhard Berger.
So oder so, der Weg der deutschen Autohersteller ist vorherbestimmt. Und exakt das könnte für Mercedes-Talente wie Auer oder auch den noch in der Formel 1 seine Runden drehenden Pascal Wehrlein (GER) interessant werden. Mit Esteban Ocon (FRA/Force India) dürfte nur einer der Jungen in der höchsten Motorsportserie fix bleiben. Der Rest, inklusive Auer, muss warten. „Es hängt leider nicht nur davon ab, ob Lucas schnell ist, sondern ob sich Türen öffnen. Im Moment gibt es leider zu wenige freie Plätze in der Formel 1“, sprach Wolff weiter Klartext. Darum sei die Formel E „definitiv eine Option“.
Auer erklärte, dass noch nicht über die Zukunft gesprochen wurde. Ausschließen will der Überflieger der DTM natürlich nichts. Derweilen hat der Unterländer so oder so die Gedanken nur beim WM-Kampf im Deutschen Tourenwagen Masters.
Da konnte der Neffe von Tirols Formel-1-Legende Berger mit zwei Siegen zu Beginn der Saison auftrumpfen. Am kommenden Wochenende wird er am Nürburgring und zwei Wochen später beim Heimspiel in Spielberg (23./24. September) gefordert sein. Alles andere sei (noch) Zukunftsmusik.
Wenn die Formel E ihren eingeschlagenen Weg beibehält, mit den deutschen Herstellern noch mehr Professionalität einkehrt, dann wird ein Mercedes-Cockpit durchaus reizvoll werden. Die Kehrseite der Medaille: Darunter leiden werden die „alten“ PS-Serien wie die DTM oder die Langstrecken-WM, denen die großen Hersteller abhandenkommen.