Internationale Pressestimmen zum Katalonien-Konflikt
Barcelona/Madrid (APA/dpa) - Zur Möglichkeit, dass der katalanische Regierungschef Carles Puigdemont am Abend bei einer Parlamentssitzung ei...
Barcelona/Madrid (APA/dpa) - Zur Möglichkeit, dass der katalanische Regierungschef Carles Puigdemont am Abend bei einer Parlamentssitzung einseitig die Unabhängigkeit der Region ausruft, schreiben die Zeitungen am Dienstag:
„El Pais“ (Madrid):
„Eine einseitige Unabhängigkeitserklärung wäre Unsinn. Denn sie hätte sofortige Auswirkungen: Sie würde ein Eingreifen entfesseln, die Suspendierung und das Einfrieren dessen, was vom Autonomiestatut übrig ist (unter anderem mittels des Artikels 155 der Verfassung). (...)
Es würde sich um Wahlbetrug handeln, dem ein parlamentarischer Staatsstreich folgt. Verrückt wäre dies auch, weil die internationale Gemeinschaft dies niemals anerkennen würde: So hat sie auch die einseitige Unabhängigkeitserklärung der Bundesrepublik Padanien (15.9.1996) ebenso wenig anerkannt wie das dortige Referendum (25.5.1997) (...). Somit wäre dieses Szenario nur dazu da, das Martyrium der separatistischen Führer zu provozieren, um damit Chaos, Gewalt und Blut zu erzeugen.“
„Svenska Dagbladet“ (Stockholm):
„Die Nationalisten haben die vollständige Kontrolle über die gesamte Bildung und alle Medien in Katalonien ausgeübt, was dazu beigetragen hat, dass sie sich fast 40 Jahre an der Macht halten konnten. Sie haben ohne Rücksicht auf die unterschiedlichen Bürger geherrscht, verlangen jetzt aber einen Dialog mit der Regierung, obwohl sie selbst keinen Dialog mit ihren eigenen Bürgern geführt haben. Sie behaupten, dass sie nur eine Wahl und Demokratie haben wollen. Diese Botschaft richtet sich hauptsächlich an das Ausland, wo Menschen, die nicht mit der katalanischen Situation vertraut sind, verleitet werden zu glauben, dass es sich um eine unterdrückte Minderheit handelt.“
„Nepszava“ (Budapest):
„Seit Jahren deuten alle Umfragen darauf hin, dass die Befürworter einer Abspaltung Kataloniens in der Minderheit sind. Die Mehrheit ist weitaus schweigsamer als diese Minderheit, aber immer noch hätte sich auf sie die Einheit Spaniens gründen lassen. Zumindest solange die Regierung von (Ministerpräsident Mariano) Rajoy nicht zu den Mitteln der Gewalt anstelle des Dialogs gegriffen hat. (...) Doch diese schweigende Mehrheit trägt genauso ihren Teil an der Verantwortung für die nun entstandene Pattsituation, die nicht nur Spanien unangenehme Minuten, Monate, Jahre bescheren wird. All jene, die die Sache anders beurteilten, die etwas anderes wollten, machten sich nicht die Mühe, für ihre Meinung einzustehen. Erst eine Woche nach dem Unabhängigkeitsreferendum begannen sie, auf die Straße zu gehen. Die Reue kommt leider zu spät.“