UNICEF im Kampf gegen Kinderehen: ,,Wir müssen uns wachrütteln“
Wenn nicht bald ein Umdenken hinsichtlich der Zwangsverheiratung von Kindern stattfindet, wird das Problem auch in 100 Jahren noch bestehen, warnt das UNO-Kinderhilfswerk eindringlich.
Dakar – Ohne drastische Fortschritte bei der Bekämpfung von Kinderehen in West- und Zentralafrika wird es UNICEF zufolge noch 100 Jahre dauern, bis dort keine Minderjährigen mehr verheiratet werden. „Wir müssen uns wachrütteln“, forderte die stellvertretende Direktorin des UNO-Kinderhilfswerks, Fatoumata Ndiaye, am Montag.
Im westafrikanischen Niger etwa werden 76 Prozent aller Mädchen vor ihrem 18. Geburtstag verheiratet, im zentralafrikanischen Tschad heiraten 30 Prozent demnach bereits vor dem 15. Geburtstag. Die Welt dürfe es nicht zulassen, dass so viele Mädchen deswegen Gesundheitsrisiken ausgesetzt seien und sowohl ihre Kindheit als auch ihre Schulbildung verpassten, sagte Ndiaye.
Mädchen in Schulen halten
Seit 1990 ist die Zahl der Frauen, die vor dem 18. Lebensjahr verheiratet oder in eheähnlicher Partnerschaft waren, demnach von 50 Prozent auf 39 Prozent gesunken. Das ging aus einer UNICEF-Analyse hervor, die anlässlich eines Treffens zu dem Thema in Dakar veröffentlicht wurde.
Auch angesichts des raschen Bevölkerungswachstums in der Region sei dringend mehr Fortschritt nötig, um Mädchen länger in der Schule zu halten, forderte Ndiaye. „Nicht nur, weil es die Mädchen für das Leben rüstet, sondern auch, weil es dabei hilft, ihre Familien, ihre Dorfgemeinschaften und ihre Länder aus der Armut zu führen.“ Von den zehn Ländern mit der weltweit höchsten Rate an Kinderehen befinden sich demnach sechs in West- und Zentralafrika: Niger, Zentralafrikanische Republik, Tschad, Mali, Burkina Faso und Guinea. (dpa)