Insolvenz

Das Ende einer Ära: Air Berlin ist komplett zerschlagen

Nach knapp 40 Jahren Betrieb landete die letzte Maschine der Air Berlin in der deutschen Hauptstadt.
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Fast 40 Jahre nach dem Start der ersten Air-Berlin-Maschine in Berlin Tegel ist dort der letzte Flieger der insolventen Fluggesellschaft gelandet.

Frankfurt/Schwechat/Berlin – Die insolvente Fluggesellschaft Air Berlin ist komplett zerschlagen. Der britische Billigflieger Easyjet übernimmt für 40 Mio. Euro Teile des Betriebs am Flughafen Berlin-Tegel, wie beide Unternehmen nach langen Verhandlungen in der Nacht zu Samstag mitteilten. Damit ist die Thomas-Cook-Tochter Condor im Rennen um die letzten Unternehmensanteile leer ausgegangen.

Erst kurz zuvor war die letzte Maschine mit Air-Berlin-Kennung in Berlin-Tegel gelandet. Easyjet wird nun für 1000 Mitarbeiter in Berlin Stellen ausschreiben.

Vor rund zwei Wochen wurde sich die zweitgrößte deutsche Airline bereits mit der AUA-Konzernmutter Lufthansa über den Kauf von mehreren Unternehmensteilen einig. Die Technik-Sparte wie auch die Air-Berlin-Frachttochter Leisure Cargo fanden in einer Bietergemeinschaft der Berliner Zeitfracht-Gruppe mit der Wartungsfirma Nayak einen neuen Eigentümer.

Easyjet stärkt Standbein

Easyjet stärkt mit dem Zukauf sein Standbein in Deutschland. Damit steige Easyjet zur größten Airline in der Hauptstadt auf, teilte der zweitgrößte europäische Billigflieger nach Ryanair mit. Die Briten leasen im Rahmen des Anteilskaufs von Air Berlin bis zu 25 A320-Flugzeuge und erwerben Slots, also die Zeitfenster für Abflüge und Landungen. Mit der Freigabe durch die Behörden rechnet Easyjet im Dezember. In der Wintersaison würden bereits Flüge ab Berlin-Tegel angeboten. Ab Sommer will Easyjet dann alle Möglichkeiten nutzen, die sich aus dem Anteilskauf ergeben.

Air Berlin beschäftigte zum Zeitpunkt der Insolvenz im Sommer etwa 8000 Mitarbeiter, von denen viele mit dem Aus für ihren Arbeitgeber einer unsicheren Zukunft gegenüberstehen. Lufthansa übernimmt die Töchter Niki und LGW und damit auch 1700 Air-Berlin-Mitarbeiter. Vom Technikpersonal wechseln 300 Leute zur Berliner Zeitfracht. Zudem können sich Beschäftigte um 1300 neue Stellen bei der Lufthansa-Tochter Eurowings sowie 1000 neue Jobs bei Easyjet bewerben. Für die rund 1200 Beschäftigten des Bodenpersonals und für 550 Technik-Mitarbeiter soll es eine Auffanglösung gehen, die Air Berlin selbst und der Berliner Senat finanzieren wollen.

Mitarbeiter auf Jobsuche

Eurowings widersprach Darstellungen, bisher hätten sich relativ wenig Air-Berlin-Mitarbeiter bei ihr gemeldet. Für die 400 ausgeschriebenen Pilotenstellen gebe es 1100 Bewerbungen, davon 300 von Air-Berlin-Flugzeugführern, teilte ein Unternehmenssprecher mit. Zudem hätten sich 450 Flugbegleiter von Air Berlin beworben. Hier wie bei den Piloten sei die Tendenz steigend. Bisher hätten mehr als 300 Air-Berlin-Crewmitglieder eine Einstellungszusage erhalten.

Air Berlin wurde 1978 gegründet und feierte am 28. April 1979 den Erstflug von Berlin nach Mallorca. Lange Zeit war die verlustreiche Fluglinie auch unter der Bezeichnung „Mallorca-Shuttle“ bekannt. Kritiker machen eine zu schnelle Expansion und ein verfehltes Geschäftsmodell für das Scheitern der Fluggesellschaft verantwortlich. Demnach wurde Air Berlin im Konkurrenzkampf mit Billigfliegern auf der einen Seite und Premium-Airlines wie der Lufthansa auf der anderen Seite zerrieben. Nach der Insolvenz Mitte August wurde die Fluglinie zerschlagen. Die letzte Maschine mit der Air-Berlin-Flugnummer AB6210 war am Freitag in München gestartet und in der Nacht in Berlin-Tegel gelandet, wo sie von Tausenden Air-Berlin-Mitarbeitern und Schaulustigen empfangen wurde. Die Flughafen-Feuerwehr begrüßte den Airbus mit einer aus vier Löschfahrzeugen versprühten Wasserfontäne. (APA/Reuters)

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