Baukultur im Tourismus prägt das Regionsimage
REA, Reutte gestalten, Architekturforum Allgäu und Allgäu GmbH laden ein, Baukultur und Landschaft über Online-Umfrage zu bewerten.
Reutte, Kempten –Wie sich in Gästebefragungen immer wieder zeigt, ist die einzigartige Landschaft das zentrale Buchungsmotiv für einen Tirol- oder Allgäu-Urlaub. Für die ansässige Bevölkerung stellt diese Landschaft einen zentralen Aspekt der Lebensqualität dar. Die Frage des Umgangs mit dieser Ressource ist daher keine triviale. Architektur und Ortsplanung haben einen wesentlichen Einfluss auf das Erscheinungsbild und letztlich das Image einer Region, im Positiven wie im Negativen. Ein Vergleich der Bauordnungen in Bayern und Tirol zeigt, wie unterschiedlich hier die Zugänge sind. Während bei den bayerischen Nachbarn das Giebeldach das Maß aller Dinge ist, genießen Bauherren hierzulande wesentlich mehr Freiheiten. Besonders augenscheinlich zeigt sich dies in der Tourismusarchitektur. Das Hotel Ammerwald in Reutte, die Pension Ferienschlössl Harmonie und das Hotel Neue Post, beide in Holzgau, stehen sinnbildlich für völlig unterschiedliche Konzepte. Braucht es mehr urbane Baukultur im ländlichen Raum? Ist der alpenländische Stil das, wonach sich die Gäste sehnen? Oder gibt es gar eine eigenständige Tiroler Tourismusarchitektur? In der Zwischenkriegszeit jedenfalls entstand mit der „Moderne“ auch ein Stück Baukultur im damaligen Fremdenverkehr. Heute gibt es nur noch wenige Zeugnisse dieser Zeit, wie etwa das Bergrestaurant Seegrube oberhalb von Innsbruck oder eben das Hotel Neue Post in Holzgau, erbaut im Jahr 1927 nach Plänen des Tiroler Architekten Hans Fessler. Dieser gehörte zusammen mit Clemens Holzmeister, Franz Baumann, Siegfried Mazagg, Wilhelm Nicolaus Prachensky, Theodor Prachensky und Lois Welzenbacher zu jenen Architekten, die diesen Baustil in Tirol nachhaltig geprägten.
In einem grenzüberschreitenden Projekt gehen das Architekturforum Allgäu, die Allgäu GmbH sowie der Verein Reutte gestalten und die Regionalentwicklung Außerfern (REA) der Frage nach, wie Einheimische und Gäste Landschaft und Baukultur wahrnehmen. Hierzu haben die Projektpartner eine eigene Online-Umfrage erstellt, bei der 20 Bilder von Gebäuden und Ortsplanungen bewertet werden sollen. Der Link zur Umfrage findet sich auf der REA-Website www.allesausserfern.at. Wer bis 15. 11. an dieser Umfrage teilnimmt, kann ein Wellness-Wochenende für zwei Personen gewinnen.
Teil des Projekts ist auch ein Experten-Workshop zu Vor- und Nachteilen der unterschiedlichen Planungsinstrumente in Bayern und Tirol. Mit diesem grenzüberschreitenden Vorhaben wollen die Partner die Sensibilität für den Umgang mit Landschaft und für Baukultur bei Bauherren und Behörden steigern. REA-Geschäftsführer Günter Salchner sieht den Bregenzerwald hierbei als Vorbild. „Unsere Vorarlberger Nachbarn zeigen uns immer wieder, dass sich selbst Produktionshallen oder Bushaltestellen in Holzbauweise harmonisch in die Landschaft einfügen können. An den Außerferner Holzbau-Unternehmen würde es sicherlich nicht scheitern“, argumentiert Salchner. Dieses grenzüberschreitende Projekt wird gefördert über den Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung, Interreg-Programm Bayern-Österreich. (TT, hm)