„Kami“ drehte die letzte Runde
Von Helmut Mittermayr...
Von Helmut Mittermayr
Höfen –Die einen gehen Kaffee trinken, andere fahren mit dem Auto hin. Walter Lechleitner ist seit genau 50 Jahren dafür bekannt, dass er für ein Tässchen auch gerne den Vereinsflieger in Höfen startete. Nach Lugano oder Venedig, an den Bodensee, nach Bozen oder Innsbruck – für ein „Ausflügle“ kletterte er gerne in die Cessna 182, das langjährige Paradepferd des Flugsportvereins Reutte-Höfen. Insgesamt 4000 Personen hat er bei 1600 Flügen in fünf Jahrzehnten mitgenommen.
„Das war halt damals Mode“, sagt der 86-Jährige, der mit zwei letzten Flügen seine luftige Laufbahn dieser Tage beendete. Einmal ging es mit Vereinsobmann René Piechocinski und Fluggast Evi Rank nach Bozen auf einen Espresso, die allerletzte Runde drehte er tags darauf mit Familie über seinem Heimatort Pfafflar/Boden. Er wolle selbst entscheiden, wann Schluss ist, und beim nächsten „Medical“ im März, dem jährlichen medizinischen Check, hätte er vielleicht das „Go“ nicht mehr bekommen. Deshalb sei nun Schluss, erklärt der ehemalige Wirt und spätberufene Romanautor gegenüber der Tiroler Tageszeitung.
„Kami“, wie er von Flugkollegen liebevoll genannt wurde, bekam gleich zu Beginn seiner Fliegerlaufbahn 1967 diesen Spitznamen. Auf Grund eines technischen Problems musste er bei der Landung in Höfen kurzzeitig in den Sturzflug übergehen – technisch sauber gelöst, hatte er von da ab das Kamikaze gepachtet. Dem Schicksal und dem Herrgott möchte er danken – sagt er –, dass alles beinahe unfallfrei verlaufen ist. Auch eine Not-Crash-Landung vor 20 Jahren überstand er ohne einen Kratzer. „Ich habe niemand je ein Haar gekrümmt.“ Die Zukunft der Sportfliegerei sieht Lechleitner im Elektroflug: „Das können sich dann wieder alle leisten, wenn die Flugstunde nur noch einen Euro kostet.“