Literarisches Heim- samt Vorspiel
Zum Start der Buch Wien wird heute der Österreichische Buchpreis vergeben. Offiziell eröffnet wird die Messe morgen von Karl-Markus Gauß.
Wien –Knapp einen Monat Verschnaufpause hatte der heimische Literaturbetrieb nach dem alljährlichen „Auswärtsspiel“ bei der Frankfurter Buchmesse. Jetzt steht mit der Buch Wien das große Heimspiel der Branche an. Und getreu dem Frankfurter Vorbild gibt es inzwischen auch hier ein vorabendliches Vorspiel: Heute Abend wird zum zweiten Mal der Österreichische Buchpreis vergeben. Und man muss wahrlich kein Buchmacher sein, um einen Favoriten auszumachen. Schließlich hat Robert Menasse für sein Brüsseler Sitzungs- und Sittengemälde „Die Hauptstadt“ bereits den Deutschen Buchpreis erhalten. Nun dürfte also auch der mit 20.000 Euro dotierte kleine österreichische Bruder folgen. Und die Frage nach dem Sinn einer Auszeichnung aufwerfen, die dem deutschen Vorbild nicht nur das Prozedere, sondern auch gleich den Preisträger nachmacht.
Oder die Jury entscheidet gegen den Trend – und muss erklären, warum es der deutsche „Roman des Jahres“ in Österreich nur auf die Plätze schafft. Neben Robert Menasse sind dessen Halbschwester Eva („Tiere für Fortgeschrittene“), Paulus Hochgatterer („Der Tag, an dem mein Großvater ein Held war“), Olga Flor („Klartraum“) und Brigitta Falkner („Strategien der Wirtsfindung“) nominiert. Eine Auszeichnung Letzterer freilich wäre ein beherztes Statement wider das Gängige und für Texte, die nicht nur fein gearbeitet, sondern auch ausnehmend schön präsentiert werden.
Offiziell eröffnet wird die 10. Ausgabe der Buch Wien, zu der sich 350 Aussteller und rund 380 Autoren angekündigt haben, am Mittwoch mit einer Rede des Schriftstellers Karl-Markus Gauß. Der 63-Jährige wird sich mit den gesellschaftlichen und politischen Umbrüchen in Österreich und Europa beschäftigen.
Im Anschluss daran werden im Rahmen der „Langen Nacht der Bücher“ unter anderem Michael Köhlmeier, Adele Neuhauser und Ingo Schulze ihre aktuellen Bücher vorstellen. Insgesamt stehen bei der Buch Wien von 8. bis 12. November 451 Veranstaltungen auf dem Programm, darunter auch Lesungen der internationalen Bestsellerautoren Robert Harris („München“) und Maja Lunde („Die Geschichte der Bienen“). Ein Schwerpunkt ist dabei der Literatur aus Slowenien gewidmet. (jole)