KV-Verhandlungen

Metaller-Lohnrunde abgebrochen: ÖGB setzt auf Arbeitskampf

Blick in den Sitzungssaal am Montag mit den Arbeitnehmerverhandlern, Rainer Wimmer und Karl Dürtscher auf der linken Seite und den Arbeitgeber-Verhandlern Johannes Collini und Veit Schmid-Schmidsfelden auf der rechten Seite.
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Die Arbeitgeber hatten zuletzt ein Lohnplus von 2,5 Prozent angeboten, die Gewerkschaften forderten ein Plus von 4 Prozent. Nach dem Abbruch der Verhandlungen in der fünften Runde droht nun ein Arbeitskampf.

Wien - Die Verhandlungen über einen Kollektivvertrag 2018 für die 130.000 Beschäftigten der Metalltechnischen Industrie sind in der fünften Runde ergebnislos abgebrochen worden, nun droht ein Arbeitskampf. Die Arbeitgeber hatten zuletzt ein Lohn- und Gehaltsplus von 2,5 Prozent angeboten, die Gewerkschaften waren mit einer Forderung nach einem Plus von 4 Prozent in die Verhandlungen gegangen.

„Dieses Angebot (2,5 Prozent, Anm.) bestand damit aus einer vollständigen Abgeltung der Inflation der letzten zwölf Monate von 1,88 Prozent sowie einem Aufschlag von 0,62 Prozent. Dieser Aufschlag entspricht einem erheblichen Anteil des Produktivitätszuwachses und würde den Beschäftigten eine deutliche Reallohnerhöhung bringen“, so die Arbeitgeber am Dienstagfrüh in einer Aussendung nach dem Verhandlungsabbruch.

Weiters habe es von Seiten der Arbeitgeber unter anderem Vorschläge zu spürbaren Erhöhungen bei den Lehrlingsentschädigungen und zur Anrechnung von Karenzen gegeben, versichert der Fachverband der Metalltechnischen Industrie.

„Gewerkschaften haben Sozialpartnerschaft schwer beschädigt“

Der Fachverband wird „allen Mitgliedsbetrieben voraussichtlich eine Empfehlung zu einer freiwilligen Erhöhung der Löhne und Gehälter aussprechen. Die Geltung des Kollektivvertrags selbst ist davon nicht beeinflusst, denn er besteht mit allen Regelungen unabhängig von einer künftigen Einigung über die KV-Entgelte in vollem Umfang weiter“, so Fachverbandsobmann Christian Knill. Und Knill weiter: „Die Gewerkschaften haben heute die Sozialpartnerschaft schwer beschädigt.“

Die verhandelnden Gewerkschaften PRO-GE und GPA-djp haben sich am Dienstagvormittag eine Streikfreigabe vom Österreichischen Gewerkschaftsbund (ÖGB) geholt. Die Arbeitnehmerverhandler haben den Arbeitgebern nun ein Ultimatum bis Montagabend für eine Einigung gestellt.

Kampfmaßnahmen ab Dienstag geplant

Ohne Abschluss sind gewerkschaftliche Kampfmaßnahmen ab Dienstag, 14. November, geplant. In den nächsten Tagen stehen Betriebsversammlungen am Programm, wo die konkreten Kampfmaßnahmen beschlossen werden sollen. Details zu den möglichen Maßnahmen wollte man am Dienstag vorerst nicht bekanntgegeben.

Der Vorstand des Gewerkschaftsbundes habe die Freigabe von Kampfmaßnahmen einstimmig beschlossen, sagte ÖGB-Präsident Erich Foglar am Dienstag vor Journalisten in Wien. In der fünften Metaller-Verhandlungsrunde habe es „kein ausreichend, akzeptables Ergebnis“ gegeben. Für Foglar ist die Forderung der Gewerkschaft berechtigt, weil es derzeit eine „außerordentlich gute Wirtschaftslage“ gebe, die Auslastung in der Metallindustrie „sehr“ gut sei und hohe Dividenden an die Aktionäre ausgeschüttet werden. „In Zeiten wo es gut geht“ brauche es „einen kräftigen Reallohnzuwachs“, betonte Foglar. In wirtschaftlich besseren Zeiten müsse es einen höheren Zuwachs geben als in schlechten Zeiten. Mit Kampfmaßnahmen werde man vonseiten der Gewerkschaft aber „wie immer äußerst sorgfältig umgehen“.

„Noch lange nicht eine Beschädigung der Sozialpartnerschaft“

Für den ÖGB-Präsidenten ist der Verhandlungsabbruch bei den Kollektivvertragsverhandlungen in der Metalltechnischen Industrie „noch lange nicht eine Beschädigung der Sozialpartnerschaft“. Es sei „immer wieder zu Auseinandersetzungen gekommen“, etwa im Jahr 2011.

Die verhandelnden Gewerkschaften PRO-GE und GPA-djp rechnen mit weiteren Gesprächen mit den Arbeitgebern in den nächsten Tagen. Für PRO-GE-Chef Rainer Wimmer muss beim Abschluss auf jeden Fall ein 3er vor dem Komma stehen. Das derzeitige Angebot der Arbeitgeber mit 2,5 Prozent Lohnplus entspreche „nicht der wirtschaftlichen Realität“. Für GPA-Chefverhandler Karl Dürtscher müssten die Arbeitnehmer „ihren gerechten Anteil vom Ergebnis bekommen“.

Vier Runden ohne Annäherung

Vier Runden lang hatten die Sozialpartner knapp 40 Stunden faktisch ohne eine Annäherung verhandelt, dafür wurde der Ton der Verhandlungspartner zusehends unfreundlicher. Vor der fünften Runde drohten die Gewerkschaften bereits mit Warnstreiks, sollte es dabei zu keiner Einigung kommen. (APA)

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