Behindertensport

Mit einem Brett und einem Bein nach Korea

Seit 2015 fährt er mit dem linken Bein vorne, eine Umstellung, die ihm anfangs schwerfiel.
© Kaunertaler Gletscher

Rene Eckhart ist der erste Kaunertaler, der zu Olympischen Spielen fährt – in seinem Fall zu den Paralympics. Der Countdown dafür läuft nun an.

Von Sabine Hochschwarzer

Innsbruck — Wenn das Kaunertal seine Berühmtheiten aufzählt, fällt gern der Name Alexander Van der Bellen, Österreichs Bundespräsident. Ein weiterer Sohn könnte demnächst in diese Liste brettern: Rene Eckhart ist der Kaunertaler, der sich für die Olympischen Spiele qualifiziert hat. In seinem Fall für die Snowboardbewerbe der Paralympics. „Das macht mich schon ein bisschen stolz", sagt der 30-Jährige, wenn auch leicht verlegen.

Auf die Plätze, los: Der Kaunertaler Rene Eckhart macht sich mit Prothese bereit zum Start in die Paralympics-Saison.
© Kaunertaler Gletscher

Im Mittelpunkt zu stehen, ist der gelernte Schlosser weniger gewöhnt. Blicke auf sich zu ziehen hingegen schon. Bei seiner Geburt fehlte Eckhart das Schienbein der linken Wade, mit neun Monaten wurde der Unterschenkel dann amputiert. Sport stand dennoch schnell im Mittelpunkt. „Mit fünf Jahren stand ich das erste Mal auf Skiern", erzählt der Kaunertaler. Kein Kinderspiel wegen dem fehlenden Kniegelenk, mehr begeisterte ihn schließlich aber das eine Brett. „Die lebendige Snowboardszene bei uns hat mich gleich voll gepackt", schildert Eckhart Anfänge, die Jahre später zu einem ganz anderen Anfang führten.

Weil im Kaunertal immer wieder Parasportler zu Gast waren, wurde er eines Tages darauf angesprochen, ob er es nicht mit Wettkämpfen probieren wolle. 2014 fuhr Eckhart schließlich als erstes Rennen Tiroler Meisterschaften. Einsätze im Europacup und Weltcup ließen nicht lange auf sich warten.

Inzwischen fährt Eckhart — WM-Vierter, -Fünfter und -Sechster 2015 bzw. 2016 — nicht nur mit eigens fürs Ski- und Snowboardfahren angepasster Prothese im A-Kader des Österreichischen Skiverbands (ÖSV): „Da sind wir echt ein cooles Team", sagt der Oberländer, der mit Patrick Mayrhofer (NÖ) und dem in Oberösterreich lebenden Osttiroler Reinhold Schett am Sonntag zum Weltcupauftakt nach Landgraaf (NED) unterwegs ist. Zum Auftakt in der Halle warten zwei Blanked-Slalom-Rennen (siehe Factbox). „Der Boardercross ist mir eigentlich lieber. Ich mag es, mich mit einem Konkurrenten direkt zu messen", erklärt Eckhart. Vor zwei Jahren hatte er sich ausgerechnet zum Auftakt aber verletzt. An der Schulter. Im Zuge dessen stellte das Trainerteam sein Setup um — von „Goofy" (rechtes Bein vorne) auf „Regular" (linkes Bein vorne): „Jetzt fahre ich mit der Prothese vorne, das war anfangs hart. Dafür geht es jetzt umso besser."

Die Umstellung hat sich längst rentiert, bezahlt machen könnte sie sich im koreanischen Pyeongchang (Mitte März). Eckhart fiebert den Paralympics längst entgegen: „Das wird ein Höhepunkt für mich!"

Para-Snowboard - Zahlen, Daten, Fakten

Boardercross (SBX): In den Vorläufen werden Durchgänge auf Zeit gefahren, in den Finali jeweils zwei Läufer gegeneinander.

Blanked Slalom (BSL): auf einem mit Steilkurven präparierten Kurs; jeder fährt einzeln drei Läufe, von denen der beste gewertet wird.

Weltcupstationen: 15./16. Nov. Landgraaf (NED) BSL, 30. Nov. bis 2. Dez. Pyha (FIN) SBX, 5. bis 8. Feb. Big White (CAN).

Klassifizierungen: LL1: starke Beeinträchtigung der Beine, Amputationen oberhalb des Knies; LL2: moderate Bein-Beeinträchtigung, Amp. unterhalb Knie; UL; Beeinträchtigung d. oberen Gliedmaßen.

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