Nationalteam

Teamchef Foda sucht die nächste ÖFB-Generation

Einer der wenigen "Übrig-Gebliebenen" aus der Startelf beim EURO-Match gegen Ungarn: Verteidiger Aleksandar Dragovic.
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Der neue ÖFB-Teamchef Franco Foda bat das ÖFB-Team in Marbella erstmals zum Training. Viele Sonnenkinder vergangener Koller-Tage sind in Spanien und in der Zukunft nicht mehr mit von der Partie.

Von Alex Gruber

Innsbruck — „Dei hohe Zeit is (lang) vorüber. Und a die Höh' hast hinter dir" — der Text der heimlichen österreichischen Bundeshymne „I am from Austria", die auch vor jedem Heimländerspiel mit Kultcharakter durchs Happel-Oval hallt, passt gegenwärtig zur rotweißroten Fußball-Auswahl. Nach dem Vor-EURO-Höhenflug mit makelloser Qualifikation unter Vorgänger Marcel Koller lag sich ein Dream-Team in den Armen, von dem dieser Tage nicht mehr allzu viel übrig ist.

Die fortfahrende Passage im Fendrich-Kulthit „I steh' zu dir bei Licht und Schatten jeder Zeit" bietet nach einigen Rücktritten ebenfalls einen passablen Anstoß zur Diskussion, wie viel Ehrerbietung dem ÖFB-Trikot gilt. Auf jeden Fall ist nichts mehr so (großartig), wie es noch vor eineinhalb Jahren war.

Rot-weiß-rote Rücktrittswelle

Nach der enttäuschenden EM-Endrunde hat Kapitän Christian Fuchs eine Rücktrittswelle eröffnet, der nach Goalie Ramazan Özcan und Markus Suttner mit Bremen-Kapitän Zlatko Junuzovic und jetzt auch noch Hannover-Torjäger Martin Harnik zwei Säulen gefolgt sind.

Franco Foda muss zu seinem Amtsantritt nicht nur ein Pflänzchen setzen, sondern durchaus die Suche nach einem Stamm antreten, zumal auch Verletzungen (Alaba, Hinteregger, Prödl) aufs Gemüt drücken. Andere Leistungsträger wie Aleksandar Dragovic (keine Liga-Einsatzzeit bei Leicester City), Julian Baumgartlinger (findet bei Leverkusen langsam den Weg in die Stammelf) und Marko Arnautovic (zuletzt bei West Ham auf der Bank „gestutzt") sind schon mit breiterer Brust angereist. Ob der nachdrückliche Foda für das vormalige Enfant terrible Arnautovic ein Händchen hat, wird auch mit Spannung erwartet. Koller hatte mit dem „Arnie" ja den Dreh raus.

Das österreichische Nationalteam ist in Spanien in jedem Fall gewissermaßen auch unterwegs zu einer „Next generation", die in Zukunft wohl noch verstärkter Namen wie jene von Moritz Bauer (Kasan), Kevin Danso (Augsburg), Florian Grillitsch (Hoffenheim) oder Michael Gregoritsch (Augsburg) führen wird. Leipzig-Turbo Marcel Sabitzer oder Tirols Schalke-Export Alessandro Schöpf sind im offensiven Mittelfeld bei entsprechender Form wohl viele Wege eröffnet. Und bei Torjäger Marc Janko, der dieses Mal nicht im Kader steht, wird die Tendenz mit 34 Jahren in Richtung Abschiedsspiel weisen.

Mit dem Vorlauf Nations-Cup bleibt Foda bis zur Qualifikationsrunde zur EM-Endrunde 2020 genug Zeit, das Team mit seinen Ideen „neu" aufzustellen. Der jetzige Kaltstart lässt sich ja auch positiv interpretieren.

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