Tiroler Wirtschaftsforum

RWE-Chef Schmitz: „Die Zukunft ist elektrisch“

© Thomas Boehm / TT

Konventionelle Kraftwerke seien für die Sicherheit der Stromversorgung nötig, sagt RWE-Chef Rolf Martin Schmitz. Die Zukunft gehöre aber der grünen Energie.

Innsbruck –Er habe, was den Energiesektor betrifft, keine Vision für die nächsten 30 bis 40 Jahre, sagt Rolf Martin Schmitz. Aus Sicht des Vorstandschefs des deutschen Energiekonzerns RWE ist es nämlich schlicht nicht absehbar, wie die Energiewelt in 30 bis 40 Jahren aussieht. Einige Trends ließen sich allerdings ablesen: „Die Zukunft ist elektrisch, der Strombedarf wird stark steigen.“ Etwa aufgrund der Zunahme der Elektroautos oder dadurch, dass Strom künftig vermehrt zum Heizen eingesetzt wird, zeigte sich der Energie­experte im Rahmen des gestrigen Wirtschaftsforums in Innsbruck überzeugt. Alleine in Deutschland werde der Strombedarf in den nächsten zehn Jahren um 60 Prozent zunehmen. Daher müsse die Versorgungssicherheit oberste Priorität haben.

Deutschland führt gerade eine heftige Debatte um einen raschen Ausstieg aus Kohlekraftwerken. Für den RWE-Chef sind Kohlekraftwerke derzeit allerdings noch nötig, um die Versorgungssicherheit zu garantieren. Gleichzeitig müsse aber sehr wohl immer mehr Strom aus erneuerbaren Energieträgern hergestellt werden. „Wir wollen gar nicht immer mehr Strom in Kohlekraftwerken produzieren, wir brauchen konventionelle Stromproduktion aber als Stützgerüst, um die Stromversorgung zu sichern“, so Schmitz: „Ähnlich wie eine Feuerwehr: Wenn man sie braucht, ist sie da.“ Spätestens 2050 werde allerdings – zumindest in Deutschland – kein Strom mehr aus Kohle hergestellt, so Schmitz.

Die Zukunft gehöre aber ganz klar den grünen Energien. „Die Energie der Zukunft ist Strom, den man CO2-frei erzeugen kann“, meint der deutsche Konzernlenker. Eine Dekarbonisierung um 95 % sei aber „Unsinn“. Maximal sei eine Verringerung um 80 % möglich. RWE werde bis 2030 seinen CO2-Ausstoß von derzeit 140 Tonnen halbieren.

Den wachsenden Strombedarf aufgrund der Zunahme an Elektroautos zu decken, sei für die Energiewirtschaft kein Problem. „Würde der gesamte Verkehr in Deutschland auf Strombetrieb umgestellt, würde der Verbrauch um 20 Prozent steigen – das stellt für die Energieunternehmen kein Problem dar“, rechnete Schmitz vor.

Überlebt habe sich die Atomenergie. AKW zu bauen und betreiben, sei wirtschaftlich nicht mehr rentabel. „Die Technologie ist überholt, andere Technologien sind billiger“, so Schmitz. Staaten würden AKW nur noch bauen, um energieautark zu werden oder um, wie etwa in China, Kohlekraftwerke zu ersetzen.

Auch die Bedeutung von Pumpspeicherkraftwerken werde abnehmen, weil die dezentrale Stromspeicherung zunehmen werde. Dem hielt Tiwag-Vorstandschef Erich Entstrasser entgegen. „Große Mengen Strom zu verlagern, wird nur über Pumpspeicher funktionieren“, sagt Entstrasser. (mas)

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