Von Wörgl nach Maranello zu Ferrari
Gerhard Berger sollte eigentlich studieren, doch er wurde Formel-1-Pilot. Berger Logistik übernahm er trotzdem.
Innsbruck –Der 58-Jährige hat einiges erreicht, Gerhard Berger startete in 210 Formel-1-Rennen, gewonnen hat er zehn. Er war Motorsportdirektor bei BMW und Mitbesitzer des Formel-1-Teams Toro Rosso. Und er ist Mehrheitseigentümer von Berger Logistik. Seit Kurzem lebt er wieder in Tirol und „freut sich wahnsinnig darüber“. Obwohl er jahrzehntelang in Monte Carlo lebte und überall auf der Welt Autos fuhr, hält er es wie viele Tiroler und ist mit seinem Publikum per Du.
Sein Vater sei nicht einverstanden gewesen mit einer Rennfahrerkarriere, er hätte eigentlich auf die Universität gehen sollen. „Doch ich war ein Straßenköter“, sagt Berger. Eingebettet in des Vaters Transportunternehmen, aufgewachsen zwischen Technik und Motoren, macht er eine Mechanikerlehre. Nebenher fährt er Rennen, der Vater ist sauer, Berger fährt weiter. Als er sein erstes Rennen gewinnt, sitzt er offiziell gerade in der Berufsschule. „Er konnte sich nicht vorstellen, wie man von Wörgl aus bei Ferrari landen kann“, erzählt er beim Tiroler Wirtschaftsforum.
Doch Berger schafft es, er landet bei Ferrari zweimal sogar, zuerst ist er allerdings bei Arrows, Benetton und zwischendrin bei McLaren, dann wieder bei Benetton. Geschafft habe er das mithilfe vieler Tiroler Unternehmen, Swarovski und auch dem Ötztaler Installateur Burkhard Hummel, „der damals alle im Autorennsport kannte“. Gefördert wird er auch von Rennsportlegende Helmut Marco – er ist es auch, der Berger ab und an kritisiert. Schließlich akzeptiert sogar sein Vater die Formel 1. „Wir sind dann zu Weihnachten zusammen gesessen und haben geschaut, wer übers Jahr mehr verdient hat.“ Gelernt hat der Manager Berger alles vom Rennfahrer Berger. „Ich habe damals alle meine Verträge selbst ausgehandelt“, sagt er. Und der Motorsport sei eine harte Schule gewesen, ein „maximales Haifischbecken“, in dem „jeder jeden killt“. Ferrari-Boss Enzo Ferrari, Formel-1-Chef Bernie Ecclestone oder dessen Vorgänger Max Mosley seien harte Verhandler gewesen. Ja, er sei gut gewesen, er sei ein Talent gewesen. Alles sei ihm in den Schoß gefallen. Bis der Brasilianer Ayrton Senna bei McLaren aufgetaucht sei, denn Senna sei ehrgeizig, fleißig und fokussiert gewesen. Er selbst aber faul und: Er habe sich zu sehr auf sein Talent verlassen.
Sein schönster Sieg sei 1997 in Hockenheim gewesen, zwei Wochen nach dem Tod seines Vaters, mit einer Infektion im Körper. „Nach dem Sieg habe ich meinen Rücktritt erklärt“, erzählt Berger. Karrieretipps? Seine fünf Kinder lasse er alle lernen, was sie wollen, sagt er. Eines sei allerdings dabei schade: Für Berger Logistik interessiere sich keines seiner Kinder. (ver)