Genuss

Die Kastanie als köstlicher Tausendsassa

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Die Esskastanie wurde in Deutschland zum Baum des Jahres 2018 ernannt. Grund genug, einen Blick auf Edel-, Rosskastanien und Maroni zu werfen. Zehn Fakten und ein Rezept.

Von Judith Sam

Wie unterscheiden sich Edel-, Rosskastanie und Maroni? „Am besten lassen sich Edel- und Rosskastanien anhand ihrer Blätter unterscheiden", weiß Clemens Enthofer, Landesobmann des Verbandes der Tiroler Obst- und Gartenbauvereine. Ein Blatt der Rosskastanie besteht aus fünf kleinen Einzelblättern, ein Blatt der Edelkastanie ist länglich und hat einen gezackten Rand. Maronen sind eine Unterart der Edelkastanie, die gezüchtet wurden, um aromatischer zu schmecken.

Wachsen Edelkastanien in Tirol? Da die Bäume leicht saure, kalkarme Böden und trockene, warme Standorte lieben, sind sie in Tirol nicht oft anzutreffen. „Einzelne Edelkastanien sind aber überall im Land versprengt. In Karrösten findet man mehrere, die zum Naturdenkmal ernannt wurden", weiß Enthofer.

Welche Wirkung haben Kastanien auf die Gesundheit? Wer Rosskastanien isst, muss mit Bauchschmerzen rechnen, weil sie für Menschen leicht giftig sind. Edelkastanien hingegen fördern die Gesundheit. Christina Niederkofler hat die wichtigsten Effekte in ihrem Buch „Apfel, Traube, Kastanie" (Verlag Edition Raetia) gesammelt: „Die Äbtissin Hildegard von Bingen empfahl Kastanien bei allen Formen von Schwäche zu essen." Zerstoßen und in Honig eingelegt würden sie die Leber fördern, mit Gemüse vermengt die Nierenfunktion anregen. „Tees aus getrockneten Kastanienblüten wirken schleimlösend und blutreinigend", ergänzt Niederkofler. Damit nicht genug: Ein Sud aus Kastanienblättern ziehe die Blutgefäße unter der Haut zusammen, bringe so Blutungen zum Stillstand und beschleunige die Wundheilung.

Woran erkennt man frische Maroni? Mit dieser Frage hat Monica Ambrosino, Verkäuferin bei „Pasquetto Obst und Gemüse" in der Innsbrucker Markthalle, Erfahrung: „Die Schale sollte unverletzt sein, die Früchte fest und schwer und Würmer erkennt man an Löchern in der Schale. Ob Kastanien innen schimmelig sind, erkennt man von außen leider nicht."

Sind Kastanien heuer teurer als 2016? Diese Frage verneint Ambrosino: „Der Preis ist recht konstant. Ein Kilo der kleinen kostet 9,80, ein Kilo der großen 12,80 Euro. Unsere Kastanien stammen übrigens alle aus Italien. Im Piemont werden sie noch bis Ende November geerntet."

Wie bereitet man Kastanien optimal zu? Diesbezüglich kennt Erica Bänziger, Autorin des Kochbuchs „Kastanien" (Fona Verlag), sämtliche Tricks: „Man kann frische Kastanien durchaus roh essen. Ihr volles Aroma entfalten sie jedoch erst durch Rösten." Die Schweizerin empfiehlt, die Früchte eine Stunde in kaltes Wasser zu legen. Anschließend wird die halbe Schale auf der runden Seite so tief eingeritzt, dass die Frucht unverletzt bleibt. Nachdem der Ofen auf 220 Grad vorgeheizt ist, brät man die Kastanien auf einem Blech, rund 20 Minuten lang. Sobald die Schale aufspringt, sind sie essfertig.

Sind Kastanien für Tier­e gesund? Während Hirsche und Wildschweine gerne Rosskastanien naschen, rät der Innsbrucker Veterinär Marcus Egger bei Haustieren zur Vorsicht: „Verschluckt ein Hund eine Kastanie, kann das zu einem lebensbedrohenden Darmverschluss führen."

Kann man mit Kastanien Wäsche waschen? Die Antwort lautet: Ja. Laut Margit Lessny von „die umweltberatung" bestehen Rosskastanien aus bis zu zehn Prozent seifenähnlicher Substanzen — den Saponinen: „Zwei Kilo des gut hautverträglichen Kastanienpulvers reichen für 100 Waschmaschinenladungen." Und so wird das Waschmittel zubereitet: Die Rosskastanien werden in einem Gemisch aus einem Liter Wasser und einem Esslöffel Natron gereinigt. Anschließend pulverisiert man die Kastanien samt brauner Hülle mithilfe einer Gewürzmühle. Um das Pulver zu trocknen, wird es im Backofen bei Umluft und 80 Grad für drei Stunden erwärmt. Die Ofentüre sollte dabei einen Spalt geöffnet bleiben, damit die Feuchtigkeit entweicht. Zum Waschen werden 50 Gramm des Pulvers mit einem Liter Wasser vermischt und durch ein feines Sieb gefiltert. Zusammen mit 50 Millilitern Essig wird das Gemisch ins Waschmittelfach gefüllt.

An welchen Krankheiten können Kastanien leiden? Enthofer hält die Miniermotte für einen der gefürchtetsten Feinde der Rosskastanie: „Deren Larven fressen die Blätter an, wodurch die schon im Sommer welken und abfallen." Auch Pilze schaden Kastanien — etwa in Form der Tintenkrankheit, wodurch der ganze Baum absterben kann. Ähnlich fatal ist Kastanienrindenkrebs, der in den USA beinahe zum völligen Zusammenbruch der Bestände der Amerikanischen Kastanie geführt hat.

Wofür wird Kastanienholz verwendet? Auf der Alpensüdseite wurde bereits in der Römerzeit aus 15 bis 35 Jahre alten Bäumen Holz für Fenster, Möbel und Weinfässer gewonnen. Letzteres ist heute nicht mehr gängig, weil Kastanienholz viel Gerbsäure enthält und so den Weingeschmack beeinflusst. Wegen des hohen Gerbstoffgehalts wurde aus dem Holz früher allerdings ein Extrakt gewonnen, das man zum Gerben von Leder verwendete.

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