„Status Kulturerbe bringt Mehrwert für Region“
Traditionelle Bewässerungsanlage in Ried und weitere Anlagen im Oberland sollen in das Unesco-Verzeichnis aufgenommen werden.
Von Helmut Wenzel
Ried, Stanz, Grins –Früher war die „Berieselung“ von Wiesen und Feldern im Oberland überlebenswichtig. Heute hingegen werden nur noch ganz wenige Waale zur traditionellen Bewässerung genutzt. Vor diesem Hintergrund erforscht die ehrenamtlich tätige Tiroler Waalgruppe die teils verfallenen Anlagen – die TT berichtete.
„Die Wertschätzung der Anlagen ist in einigen Schweizer Kantonen und in Südtirol deutlich höher als in Nordtirol“, stellt die Waalgruppe mit Sprecher Werner Holzner fest. Einige der bisher erkundeten Anlagen – etwa in Ried, Stanz, Grins, Obtarrenz und im Raum Imst – hätten das Zeug, um in das nationale Kulturerbe-Verzeichnis der Unesco aufgenommen zu werden. Damit könne die Region mehr Wertschätzung für das traditionelle Kulturgut erwarten, hob Experte Prof. Christian Leibundgut kürzlich beim Lokalaugenschein in Frauns bei Ried hervor.
Dort hält der Nebenerwerbsbauer Andreas Schöpf mit den Söhnen Matthias und Lukas die Waale in Schuss, 22 Hektar werden bewässert: „Es freut uns, dass unsere traditionelle Bewässerungsanlage auf Interesse stößt.“
Volle Unterstützung für den Kulturerbe-Antrag kommt vom Rieder Bürgermeister Elmar Handle. Er erwartet neben Wertschätzung auch Mehrwert für die Region: „Ich sehe einen touristischen und pädagogischen Nutzen.“
Geld von der Unesco bekomme die Region freilich keines. „Aber es gibt genügend Fördertöpfe, aus denen Projekte zur Revitalisierung unterstützt werden können“, sagte Experte Leibundgut. Grundbesitzern würden bei einer Aufnahme ins immaterielle Kulturerbe weder Verpflichtungen noch Einschränkungen entstehen. Gelingt dieser Schritt in mehreren europäischen Ländern, dann sei das „Unesco-Weltkulturerbe“ als gemeinsames Prädikat anzustreben, erklärte der Professor. Als Koordinator für den Oberländer Antrag an die Unesco-Kommission in Wien konnte die Tiroler Waalgruppe den Pettneuer Heimatforscher Kurt Tschiderer gewinnen. Er will noch im November ein Treffen mit den regionalen „Waal-Vertretern“ einberufen.