Damit Flüchtlingsbetreuer nicht ausbrennen
In Kufstein wird ein grenzüberschreitendes Projekt für Ehrenamtliche in der Flüchtlingsbetreuung gestartet.
Von Wolfgang Otter
Kufstein –Als 2015 Österreich und Deutschland einen großen Flüchtlingsstrom zu bewältigen hatten, ging ohne Ehrenamtliche nichts mehr. Kufstein war damals ein Hotspot – an die 60.000 Flüchtlinge wurden über die Festungsstadt weitertransportiert. Auch hier versorgt von freiwilligen Helfern im so genannten Camp. Aber auch heute sind es Ehrenamtliche, die da einspringen, wo sich ein Betreuungsloch auftut – sei es beim Deutschunterricht oder anderen alltäglichen Dingen.
Eine Hilfsbereitschaft, die laut Johannes Gstir (Land Tirol, Abteilung Integration) nicht nachlässt. Alleine über die Tiroler Sozialen Dienste seien 800 Personen als Helfer registriert und Manuel Diller vom Bayerischen Landratsamt Rosenheim weiß von einer ähnlichen Zahl im Landkreis, die sich um Flüchtlinge kümmern.
Um diese Menschen geht es auch beim grenzüberschreitenden Projekt „Über Grenzen lernen“, das vom Wörgler Verein komm!unity unter der Patronanz der Euregio Inntal unter Präsident Walter J. Mayr, dem Landratsamt Rosenheim, dem Land Tirol und dem Bildungswerk Rosenheim durchgeführt wird. Die ehrenamtlichen Helfer sollen dabei eine Ausbildung bekommen. „Es geht um die Unterstützung der Helfer und den Erhalt ihrer so wertvollen Arbeit“, sagt Manuel Diller. „Viele Menschen wurden dabei erstmals mit Rahmenbedingungen konfrontiert, die neu waren. Auch die Auseinandersetzung mit Tod und Leid war extrem belastend“, sagt Gstir. Es gehe, so die Experten, darum, dass diese Helfer ab Mai 2018 in Workshops bei der Arbeit begleitet und unterstützt werden. Die Ehrenamtlichen sollen auch angesichts der riesengroßen Aufgabe vor dem Ausbrennen bewahrt werden. Da das Problem auf Tiroler und bayerischer Seite gleichermaßen existiere, habe man sich für das grenzüberschreitende Projekt entschieden. Bei aller Hilfsbereitschaft spüre man auch das Abkühlen der 2015 sehr positiven Willkommenskultur. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass dort, wo kein direkter Kontakt mit Flüchtlingen existiert, die Ablehnung und die Angst am größten sind“, erklärt Gstir. Diese Menschen zu erreichen sei nicht einfach, „unser Weg ist der, die zu stärken, die positiv eingestellt sind“, auch in der Hoffnung, dass dadurch eine Diskussion stattfindet. Aber neben aller Kritik sei der Kern der Helfer gleich groß gelieben, sagt Diller. In einem sind sich alle einig: Der Flüchtlingsstrom wird nicht so einfach versiegen. Daher brauche es auch in Zukunft helfende Ehrenamtliche.