EU-Kommission freut sich über „robustes Wachstum“
Im Vergleich zum Vorjahr fällt die Herbstprognose der EU-Kommission deutlich positiver aus. Auch Österreich wird in dem Bericht gelobt.
Brüssel – Die EU-Herbstprognose weist für die Europäische Union das höchste Wirtschaftswachstum seit zehn Jahren aus. Demnach soll das BIP 2017 in der EU um 2,3 Prozent steigen. In der Eurozone wird ein Plus von 2,2 Prozent erwartet. 2018 soll die positive Entwicklung anhalten, allerdings wird mit einem leichten Rückgang auf je 2,1 Prozent in EU und Eurozone gerechnet.
Gegenüber 2016 bedeuten die Daten einen klaren Sprung nach oben. Im Vorjahr stieg die Wirtschaftsleistung in der EU um 2,0 Prozent, in der Eurozone um 1,8 Prozent.
Britische Zahlen entgegen des Trends rückläufig
Großbritannien, das Ende März 2019 die EU verlassen wird, zeigt eine gegenteilige Entwicklung gegenüber dem Durchschnitt der restlichen 27 Staaten. Die Briten müssen mit einer deutlichen Einbuße rechnen. Wuchs das britische BIP 2016 noch um 1,8 Prozent und damit im Durchschnitt der Währungsunion, wird für 2017 ein gebremster Anstieg um 1,5 Prozent und 2018 ein noch schwächeres Plus von 1,3 Prozent prophezeit. 2019 soll das Wirtschaftswachstum in Großbritannien auf 1,1 Prozent sinken. Für die EU und die Eurozone wird 2019 noch ein BIP-Anstieg von je 1,9 Prozent vorhergesagt.
Die Herbstprognose weist auch für die Zukunft eine Vorausschau der EU ohne Großbritannien aus. Der Durchschnitt der 27 Mitgliedsländer verbessert sich damit auf 2,4 Prozent Wirtschaftswachstum für 2017, für 2018 werden 2,2 Prozent vorhergesagt und für 2019 noch ein Plus von 2,0 Prozent.
EU-Kommission hält sich mit Jubelmeldungen zurück
Die EU-Kommission hält sich trotz der positiven Daten für das Wirtschaftswachstum mit Jubelmeldungen zurück. Der Vizepräsident der EU-Kommission Valdis Dombrovskis sagte am Donnerstag in Brüssel, die Wirtschaft entwickle sich insgesamt gut. Doch gebe es erhebliche Unterschiede zwischen den Staaten. Die Herbstprognose zeigt für heuer ein BIP-Plus in der EU von 2,3 Prozent, nach 1,9 Prozent 2016.
EU-Wirtschaftskommissar Pierre Moscovici meinte, nach fünf Jahren moderater Erholung gebe es nun eine Beschleunigung des Wachstums. Gute Nachrichten seien an vielen Fronten zu vermelden. So zögen Beschäftigung und Investitionen an. Auch die öffentlichen Finanzen würden konsolidiert. Allerdings bestünden weiterhin Probleme wie die hohe Verschuldung und die verhaltenen Lohnanstiege. Der Euroraum müsse gestärkt werden, um besser für künftige Schocks gewappnet zu sein. Die Währungsunion sollte „zu einem echten Motor für geteilten Wohlstand“ werden.
Die Kommission erklärte ferner, dass das Wachstum die Erwartungen übertroffen habe. Auch die sinkende Arbeitslosigkeit habe dazu beigetragen, dass die Wirtschaft im heurigen Jahr „viel stärker gewachsen ist als erwartet“. Dombrovskis betonte, es müsse weiterhin auf ein nachhaltiges und inklusives Wachstum gesetzt werden. Notwendig seien eine stabilitätsorientierte makroökonomische Politik sowie Reformen zur Steigerung der Produktivität und Anpassungsfähigkeit an den Wandel.
Österreich „in Aufschwungphase eingetreten“
Die EU-Herbstprognose bezeichnete die wirtschaftliche Entwicklung Österreichs als erfolgreich. Es gebe einen günstigen Ausblick. Österreich sei „in eine Aufschwungphase“ eingetreten, heißt es in dem Länderbericht für die Alpenrepublik.
Nach Schwächezeichen 2016 habe sich der Wachstumspfad in der ersten Jahreshälfte 2017 „deutlich beschleunigt“. Dazu beigetragen hätte der gestiegene private Konsum, ausgelöst durch die Steuerreform 2016, die wiederum einen neuen Antrieb für Investitionen gegeben hätte. Nach einer schwächeren ersten Jahreshälfte hätten die Exporte 2017 einen klar positiven Beitrag zum Wirtschaftswachstum geleistet.
Die Kommission lobt auch den positiven Trend beim Abbau der Arbeitslosigkeit. Nach 6,0 Prozent 2016 werde die Rate nun auf 5,6 Prozent zurückgehen und bis 2019 auf 5,4 Prozent weiter sinken. Die Migrationsbewegungen aus den europäischen Nachbarstaaten könnten den Rückgang der Arbeitslosigkeit dämpfen, während auf der anderen Seite mehrere Maßnahmen der Regierung darauf abzielten, die Teilnahme von älteren Menschen und Frauen am Arbeitsmarkt zu stärken.
Vier Staaten mit weniger Wachstum
Nicht nur Großbritannien, auch drei weitere EU-Länder profitieren indes nicht von dem Wachstum. Irland, Spanien und Schweden – müssen Einbußen hinnehmen.
Zwei Länder – Bulgarien (3,9 Prozent) und die Slowakei (3,3 Prozent) – bleiben mit ihren Wachstumsprognosen unverändert, allerdings auf hohem Niveau. Die 22 restlichen können Zunahmen beim BIP-Anstieg zwischen 0,1 Prozentpunkte (Malta von +5,5 auf +5,6 Prozent) und 2,3 Prozentpunkte (Estland von 2,1 auf 4,4 Prozent) verbuchen.
Die Briten und die Iren sind die klaren Verlierer beim Wirtschaftswachstum. Großbritannien sinkt demnach von 1,8 auf 1,5 Prozent, Irland von 5,1 auf 4,8 Prozent. Für Irland ist das aber immer noch der dritthöchste Wert unter allen EU-Staaten. Besser liegen nur Rumänien (4,6 auf 5,7 Prozent) und Malta (5,5 auf 5,6 Prozent). Spanien (von 3,3 auf 3,1 Prozent) Schweden (3,3 auf 3,2 Prozent) müssen leichtere Wachstumsverluste hinnehmen.