Von der Taschen- zur Luxusuhr: Juwelier Wagner feiert 100. Geburtstag

Wien (APA) - Der Wiener Juwelier Wagner feiert heuer seinen 100. Geburtstag. Das Familienunternehmen wurde 1917 gegründet, überstand zwei We...

Wien (APA) - Der Wiener Juwelier Wagner feiert heuer seinen 100. Geburtstag. Das Familienunternehmen wurde 1917 gegründet, überstand zwei Weltkriege und ist heute einer der bekanntesten Juweliere Wiens. Am Donnerstagabend wird das Jubiläum mit einem Fest im Palais Ferstel begangen.

Das Stammhaus in der Kärntner Straße verfügt sowohl über eine eigene Uhrenwerkstatt als auch über ein Schmuck-Atelier und ist auf Luxuswaren spezialisiert. In der Anfangszeit des Unternehmens, während des Ersten Weltkriegs, war von Luxus natürlich noch keine Rede, erzählt Inhaber Hermann Gmeiner-Wagner im Gespräch mit der APA. Sein Großvater Paul Wagner, Unternehmensgründer und Uhrmacher, brachte das Geschäft mit Uhren- und Schmuckreparaturen über die Runden.

In den Anfangsjahren fand ein Umbruch in der Uhrmacherei statt: Die Nachfrage verlagerte sich von der bis dahin gängigen Taschenuhr auf die Armbanduhr. Schon damals sei sein Großvater über die Landesgrenzen hinaus bekannt für die hohe Qualität seiner Arbeit gewesen, sagt Gmeiner-Wagner. Deshalb sei 1954 auch Rolex auf das Unternehmen zugekommen. Der Juwelier war der erste Betrieb in Österreich, der die Uhren der Marke im Angebot hatte.

Gmeiner-Wagner stieg 1981 ins Unternehmen ein. Zehn Jahre später wurde begonnen, die im Haus kreierten Juwelen mit dem Wagner-W zu signieren. „Das hat sich als sehr wichtige Maßnahme herausgestellt, weil wir damit unverwechselbar und nicht kopierbar sind“, sagt Gmeiner-Wagner. Seit 2004 fertig der Juwelier die Ehrenringe der Wiener Staatsoper an, seit 2010 auch für das Burgtheater.

Eine weitere wichtige Entscheidung war die Vergrößerung des Geschäfts in der Kärntner Straße. „Zur damaligen Zeit waren alle Juweliere eher klein. Die Message in unserer Branche war, wir haben kleine Produkte, daher brauchen wir nur kleine Geschäfte“, erzählt er. Er habe jedoch erkannt, dass alle Branchen, die mit Luxuswaren zu tun haben, auf große Geschäftsflächen setzen. „Die hochkarätigen Marken haben größere Geschäft bekommen, die Fünfsternehotels haben größere Zimmer gebaut, die Badezimmer und Küchen unserer Kunden sind gewachsen, die Autos sind größer geworden.“ 2011 wurde zusätzlich eine zweite Filiale am Graben eröffnet.

Weitere Expansionspläne kündigte Wagner anlässlich des Jubiläums nicht an. Aber: „Wir haben vor kurzem eine physisch nicht so sichtbare Expansion hingelegt - im digitalen Bereich - indem wir einen Webshop eröffnet haben.“ Dieser entwickle sich zwar erst langsam, es sei aber wichtig gewesen, von Anfang dabei zu sein. „Wenn man in andere Branchen schaut, sei es Kleidung oder Schuhe, sieht man, dass sich der Online-Verkauf schon stark etabliert hat. Aus meiner Sicht ist es nur eine Frage der Zeit, bis das in unserer Branche Platz greift.“ Sorgen bereite ihm dieser Umbruch nicht.

Als Problem sieht Gemeiner-Wagner, der auch Obmann des Einkaufsstraßenvereins Kärntner Straße ist, dagegen die häufigen Demonstrationen in der Innenstadt. „Es ist nicht so, dass wir uns generell gegen Demonstrationen stellen“, betont er. Kritik übt er jedoch an Veranstaltungen von Vereinen und Firmen, die als Demos eingereicht würden, und nennt als Beispiel die Udo-Jürgens-Parade, die 2014 durch die Innenstadt zog. Er fordert, dass hier genauer differenziert und eine Veranstaltungszone eingerichtet werde, „die nicht damit einhergeht, dass alle Verkehrswege gesperrt werden“.

Die Fortführung des Unternehmens in Familienhand dürfte gesichert sein. Gmeiner-Wagner hat eine Tochter und einen Sohn, die beide bereits im Unternehmen gearbeitet haben. „Momentan schaut es so aus, dass sie beide Interesse und Freude haben, im Unternehmen mitzuwirken und es entsprechend im Laufe der Jahre weiterzuführen“, sagt er.