Kunst

Acht Versuche, die Welt zum Besseren zu gestalten

© Florence Stoiber

In der Ausstellung „Design matters“ zeigt der Innsbrucker Weissraum Projekte, die sich gestaltend in den Lauf der Welt einmischen.

Von Ivona Jelcic

Innsbruck –Was bedeutet es, wenn die Wörter zu fehlen beginnen, wenn sich das Trinkglas nicht mehr zum Mund führen lässt, wenn das Besteck unter den eigenen Händen zu zerfallen scheint? Die Objekte, die die „Dementia. Arts. Society“ entwickelt hat, um verschiedene Aspekte und Auswirkungen einer Demenz-Erkrankung zu veranschaulichen, machen manches nachfühlbar und gehen deshalb unter die Haut. Das Forschungsprojekt „Dementia. Arts. Society“, angesiedelt an der Universität für Angewandte Kunst in Wien, spürt dem Thema mit den Mitteln von Kunst und Design nach, will die Situation von Menschen mit Demenz – es sind in Europa derzeit rund zehn Millionen – bewusster machen und ihrer sozia- len Isolation entgegenwirken.

Ziele abseits von rein wirtschaftlichen Aspekten vereinen auch die anderen hier vorgestellten Projekte. „Design matters“, nämlich auch im sozialen Sinne, lautet der Tenor der Ausstellung, die gestern Abend im Rahmen der Premierentage (der Kunstparcours läuft bis einschließlich Samstag) eröffnet wurde. Um Patentrezepte für gesellschaftliche Problemfelder geht es dabei nicht. Aber um praktische Designlösungen, die unterstützend wirken können. Designs, die als Open Source, also kostenlos nutzbar für alle, zur Verfügung gestellt wurden, sind etwa das grafische Iconsystem für Flüchtlingsunterkünfte des Wiener buero bauer oder die Social Furniture von EOOS, eine kostengünstige Möbelproduktion, die ursprünglich ebenfalls Flüchtlingsunterkünfte entwickelte.

Dass sich sozialer Anspruch und gutes Design keineswegs widersprechen, zeigen die Produkte von GoodGoods; ein politisches Statement, entstanden nach den Erfahrungen bei den Protesten im Istanbuler Gezi-Park, ist der von Rainer Erich Scheichelbauer entworfene Schriftfont „Galata“: Er ist so programmiert, dass, sobald man „Erdogan“ tippt, „Erdo-gone“ herauskommt.

Besondere Aufmerksamkeit verdienen auch zwei Tiroler Projekte: Die Designagentur „Weiberwirtschaft“ begann schon im Jahr 2013, mit Frauen aus dem Flüchtlingsheim Reichenau zusammenzuarbeiten. „Wir sticken für den inneren Frieden“ hat nicht nur soziale Interaktion, sondern auch eine faszinierende Vielfalt an Schriftbildern hervorgebracht, die auf Textilien gestickt werden. Im Begriff, in Tirol Schule zu machen, ist das von Carmen Brucic initiierte Projekt „MobilitäterInnen“, eine Mitfahrbörse, die auch neue Begegnungsräume aufmacht.

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