Ist der Ritterschlag für Hamilton in Gefahr?
Rund vier Millionen Euro an Steuern soll Lewis Hamilton beim Kauf seines Privatjets gespart haben - und das völlig legal. In Großbritannien wird das Verhalten des Formel-1-Weltmeisters heiß diskutiert.
Sao Paulo – Dass er in den „Paradise Papers“ auftaucht und sein Flieger weltweit in die Schlagzeilen ist, lässt Lewis Hamilton kalt. Nichts könne sein derzeitiges Gefühlshoch beeinträchtigen, sagte der erfolgreichste britische Formel-1-Pilot der Vergangenheit und Gegenwart. Ob sich durch die Enthüllungen etwas an seinem moralischen Anrecht auf den Ritterschlag geändert hat, wird derzeit diskutiert.
Hamilton kann an diesem Wochenende in Sao Paulo den 63. Grand-Prix-Sieg seiner Karriere schaffen, zuvor die 73. Pole in seiner Laufbahn einfahren. Mehr erste Startplätze als Hamilton holte in der Formel-1-Historie zuvor kein anderer. Den 91 Rennsiegen des Deutschen Michael Schumacher nähert sich der Brite auch Schritt für Schritt, wenngleich die nicht sein Antrieb sind. „Ich hatte nie diesen Traum, Michael zu jagen“, sagte der 32-Jährige.
Aus seinem Privatjet, um dessen Kauf es nun geht, hat Hamilton nie ein Geheimnis gemacht. Nach der Veröffentlichung der „Paradise Papers“ gehen manche Blätter aber davon aus, dass es mit dem Ritterschlag für Hamilton erstmal nichts werden könnte oder sollte. Medienberichten zufolge soll die Parlaments-Abgeordnete Margaret Hodge sich gegen die Auszeichnung durch die Queen ausgesprochen haben - pikanterweise taucht allerdings auch die Königin in den „Paradise Papers“ auf.
Steuerschlupfloch ausgenutzt
Allen Berichten gemeinsam ist, dass auch sie betonen, dass Hamilton nichts Illegales gemacht hat, als er ein Steuerschlupfloch ausnutzte und bei der Einfuhr seines Fliegers über die Isle Of Man rund vier Millionen Euro an Steuern gespart haben soll. Ein bisschen Extra-Geld, das Hamilton ausgeben könne für Luxus-Autos, Urlaube und Partys mit seinen Freunden, schrieb mit zynischem Unterton allerdings das Boulevardblatt „The Sun“.
Hamilton mag den Glanz, mag den Glamour. Er trägt, was ihm gefällt. Nachdem er zur Saison 2013 von McLaren zu Mercedes gewechselt war, begann er sich immer mehr zu entfalten. Die „Silberpfeile“ mit Teamchef Toto Wolff und Aufsichtsratschef Niki Lauda lassen ihm die Freiheiten, die er braucht, um seine Bestleistung zu bringen. Das kann bisweilen auch zu bemerkenswerten Situationen führen, wie im Sommer dieses Jahres vor Hamiltons Heimrennen in Silverstone: Bei einem Showevent kurz zuvor in London war der Brite der einzige Fahrer, der fehlte. Hamilton machte Kurzurlaub per Privatflieger mit Kumpels auf Mykonos. Es gab Pfiffe für den abwesenden Lokalmatadoren. (APA)