Flock jubelt über perfekten Start: „Das war echt im Kamikaze-Stil“
Ein Start nach Maß in die Olympia-Saison gelang Tirolerin Janine Flock gestern auf der traditionsreichen Bahn von Lake Placid. Dort, wo schon 1932 und 1980 Winterspiele stattfanden, siegte die Skeletonpilotin. Ein gutes Omen?
Von Florian Madl
Innsbruck – Als die Tiroler Tageszeitung Janine Flock in Lake Placid erreicht, entnahm man der Stimme der 28-Jährigen vor allem eines: Erleichterung. „Die Vorbereitung war angesichts der schwierigen Eissituation nicht einfach. Zum Glück gelang es uns, den Schlitten gut einzustellen.“
Erfahrung mit der Bahn hatte die Rumerin, schließlich gewann sie an selber Stelle schon im Vorjahr. Doch die Vizeeuropameisterin gewann mit dem Sieg auf der Olympia-Bahn von 1932 und 1980 ein Stück weit auch die Erkenntnis, dass sie in Sachen Vorbereitung die richtigen Entscheidungen traf. Gestern katapultierte sie sich bereits mit Bahnrekord im ersten Lauf an die Spitze: „Das war etwas, das ich unbedingt wollte“, meinte die zuletzt erblondete Flock zu ihrem Eintrag in die Bahn-Statistik. 54,69 Sekunden. Wie es zu diesem Erfolg kam: „Ich war richtig im Kamikaze-Stil unterwegs.“
Ein treffender Vergleich und ein Stück auch die Vorgabe für den zweiten Lauf, in dem sich die Tirolerin nicht mehr die Butter vom Brot nehmen ließ. Die Nerven hielten, was angesichts der olympischen Herausforderung im Februar 2018 als gelungene Bewährungsprobe gewertet werden darf. Und dass selbst im Überschwang der Gefühle ein Haar in der Suppe zu finden ist, zeugt vom Perfektionismus: „Ich habe in Lauf zwei nicht jede Kurve so erwischt, wie ich das wollte.“ Sie habe den Vorsprung ins Ziel gerettet. Mit der neuntschnellsten Zeit war Flock tatsächlich nicht unter den Besten, aber es sollte am Ende eben doch zum Sieg vor Lokalmatadorin Elisabeth Vathje (CAN/+ 0,26 Sekunden) und Lizzy Yarnold (GBR/+ 0,33) reichen.
Ihr Trainer Michael Grünberger sah es in einer Aussendung wenig später etwas weniger kritisch: „Das war eine Fahrt aus einem Guss – trotz des technischen Fehlers am Start. Das war eine der besten Fahrten von Janine im Weltcup. Die erste Aufgabe ist erfüllt, sie hat gezeigt, dass alles passt und geht jetzt als Weltcupführende in die Saison. Das stimmt uns positiv für die nächsten Aufgaben.“
„Der vierte Weltcupsieg bestätigt meine Leistungen, die ich mir im Sommer erarbeitet habe, das Material haben wir gut hinbekommen. Alles in allem war es einfach eine runde Geschichte hier“, bilanzierte auch Flock am Ende zufrieden. Bereits kommende Woche geht es in Park City (USA) mit dem Weltcup weiter, ehe die Übersee-Tournee auf der Olympia-Bahn von 2010 in Whistler abgeschlossen wird. Reich würden sie selbst Siege dort nicht machen, Einzelerfolge werden nicht mit Preisgeld honoriert. Das würde es erst am Ende der acht Stationen umfassenden Saison geben: 5000 Euro für den Sieg im Gesamtweltcup ...
Schwerer Sturz von Hengster
Die Tiroler Bobpilotin Christina Hengster und ihre Anschieberin Valerie Kleiser stürzten am Donnerstag beim Weltcup-Auftakt im Frauen-Zweierbob in Lake Placid (USA) bereits im ersten Lauf schwer. Der Bob geriet nach einer Kurve mit einer Kufe auf die Bahnbegrenzung und kippte. Die Athletinnen rutschten mit dem seitlich liegenden Schlitten fast bis ins Ziel. Beide konnten die Bahn selbstständig gehend verlassen, ein TV-Experte sprach im Anschluss von einem Fahrfehler. Der Bahnzustand, der aufgrund der warmen Temperaturen und der Probleme bei der Zubereitung mehrfach in der Kritik gestanden war, habe nicht zum Zwischenfall geführt.
In ihrer bereits 13. Saison hoffte Hengster im Vorfeld auf eine olympische Trendwende: „Nachdem es bei meinen ersten Spielen 2014 in Sotschi nicht geklappt hat, möchte ich diesmal in Pyeongchang um die Spitzenplätze mitfahren“, meinte die Polizistin aus Tirol.
Bei den Herren kam Benjamin Maier mit Anschieber Markus Sammer nicht über Rang 16 hinaus. Der Sieg ging an das deutsche Duo Walther/Poser. Am Freitag steht ein weiterer Zweierbob-Bewerb auf dem Programm.