Motorrad-Fahrverbote an belasteten Strecken denkbar
LHStv. Ingrid Felipe lässt erstmals Fahrverbote prüfen. Tiroler Landtag stimmt einstimmig für Maßnahmen zur Lärmeindämmung.
Von Helmut Mittermayr
Reutte, Innsbruck –Erst vergangene Woche hatten die IG „Xund’s Lechtl“ mit Reinhard Oberlohr an der Spitze und Fritz Gurgiser vom Transitforum Austria mobil gemacht und aktuelle Lärmmessungen aus dem gesamten Lechtal vorgelegt, laut denen Grenzwerte an allen Messstellen extrem überschritten wurden (die TT berichtete). Die Sprecher der Bürgerinitiativen forderten Maßnahmen gegen „diese gesundheitsgefährdende Beschallung – verursacht durch Motorräder“. Nun reagiert die zuständige Landesrätin Ingrid Felipe (Grüne). Sie rollt noch einmal die bisherigen Maßnahmen auf: An mehreren Tiroler Motorrad-Strecken häufen sich die Klagen der Anrainer gegen lauten Motorrad-Verkehr. Am Hahntennjoch und im Lechtal sind deshalb im vergangenen Sommer streckenweise niedrigere Tempolimits – konkret 60 statt 80 bzw. 80 statt 100 km/h – ausprobiert worden. Dennoch sind vor allem in Siedlungsgebieten trotz Tempo 30 an manchen Stellen unzumutbare Lärmbelastungen dokumentiert. „Wir haben hier nicht nur Beschwerden aus dem Lechtal, sondern auch vom Piller Sattel und aus anderen Tiroler Regionen vorliegen“, sagt LHStv. Ingrid Felipe, die jetzt schärfere Maßnahmen prüfen lässt: „Ich beauftrage unsere ExpertInnen damit, das schärfste Mittel zu prüfen, das wir im Interesse der AnrainerInnen gegen die unzumutbare Lärmbelastung zur Verfügung haben: Ich möchte wissen, ob ein Motorrad-Wochenendfahrverbot auf den besonders belasteten Strecken möglich ist.“
Ingrid Felipe weist darauf hin, dass es schon im Vorlauf der Testphase zur Entlastung am Hahntennjoch und im Lechtal vor Ort gegenteilige Meinungen, etwa von Anrainern und von Gastronomie- und Beherbergungsbetrieben geäußert worden waren – „ich werde meinem Weg treu bleiben, da nicht einfach drüberzufahren, sondern vor Ort mit den BürgerInnen über die Optionen zu verhandeln“, sagt sie. Aber dafür müssten die Fakten auf den Tisch – und die heißen: Motorrad-Wochenendfahrverbot prüfen. Mit ersten Ergebnissen rechnet die Tiroler Landeshauptmannstellvertreterin noch heuer. Ebenfalls schon in Planung ist ein überfraktioneller Termin zur Frage, für welche Lärmschutzmaßnahmen es die Unterstützung des österreichischen Nationalrats bzw. der Bundesregierung braucht. Da dafür dann auch die Unterstützung mehrerer Fraktionen im Nationalrat benötigt wird, will Ingrid Felipe ein Tiroler Forderungspapier nach Wien schicken, das auf breiter Basis steht.
Der Tiroler Landtag spricht sich für ein Maßnahmenpaket zur Eindämmung von anhaltendem Straßenlärm durch Motorräder und dröhnende Mopeds auf vielbefahrenen Straßen sowie in dicht besiedelten Gebieten aus. Das wurde gestern einstimmig von allen Abgeordneten des Tiroler Landtags beschlossen. Initiator des Antrages, SP-Klubobmann und Gesundheitssprecher Gerhard Reheis, zeigte sich über den Beschluss „sehr erfreut“.
Laute Motorräder und dröhnende Mopeds sind laut einer repräsentativen Studie des Audioversum zum Thema „Hören und Lärm“ jene Geräusche, die von der österreichischen Bevölkerung am meisten verhasst sind. Die Lautstärke bei starkem Verkehr beträgt bei Motorrädern bis zu 85 Dezibel. „Eine solche Lautstärke ist bereits eine Gefahr für die Gesundheit. Dauerhafte Lärmbelastungen können auch mitverursachend für das Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen sein“, sagt Reheis.
„Ich bin froh, dass die Abgeordneten des Landtags diese Analyse ernst nehmen und für unseren Antrag gestimmt haben“, erklärt der Imster Abgeordnete abschließend.