Abgesänge auf Kommendes
Mit „Screen Memories“ legt Klangtüftler John Maus ein düsteres viertes Album vor.
Von Joachim Leitner
Innsbruck –Sprache ist immer ein Spiel mit Bedeutungen. Für das Wort „The Combine“ etwa schlagen gängige Übersetzungsprogramme gleich drei Varianten vor. Zum einen – vergleichsweise simpel – lässt es sich mit „der Kombinierer“ übersetzen. Gemeint könnte damit aber auch ein Mähdrescher sein. Oder ein auf mehreren wirtschaftlichen Feldern tätiger Konzern. So wirklich auf eine Bedeutung festlegen will sich auch der US-Musiker John Maus im Opener seines vierten Albums „Screen Memories“ nicht: Er sehe „The Combine“ kommen, hallt es da durch feinst ziselierte elektronische Klangräume. Und dieses bedrohliche Was-auch-Immer werde uns alle in Staub verwandeln. „The Combine“, der Song, nicht das Was-auch-Immer, gibt den Ton vor: „Screen Memories“ ist ein düsteres Album, abgründig, bisweilen – beim Song „Find Out“ zum Beispiel, der mit College-Rock-Gitarren beginnt, um danach Kraftwerk-Salven abzufeuern – galgenhumorig zugespitzt.
Auf einen großen Knall laufen die insgesamt 12 Tracks aber nicht zu. Egal welche Verwerfungen sich am Horizont noch anbahnen, die Katastrophe scheint schon passiert. Bisweilen fühlt man sich ans wuchtige Wummern im Kino erinnert, an „Mad Max“, „Die Klapperschlange“ und – vor allem – an „Blade Runner“. An Abgesänge auf das Kommende und an dieses ganz präzise ausgeklügelte Durcheinander einer Zukunft, die man sich früher einmal als Schlimmste aller Welten ausgemalt hat.
Für seine im Detail filigranen und im Ganzen trotzdem beklemmend mächtigen Kompositionen entwickelt Maus mitunter eigene Algorithmen – und koppelt das, was der Computer ausspuckt, an analoge Klangkörper. Manches beißt, anderes ergänzt sich. Aufdröseln lassen sich seine klugen Soundtexturen nicht mehr. Aber mitunter lässt sich dazu tanzen. Oder staunend schwelgen. Es klingt bedrohlich gut, wenn nichts mehr da ist, das verloren gehen könnte.
Elektro John Maus: Screen Memories. Domino Records (Goodtogo).